Konjunktur-Fragezeichen

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Die vorgestern skizzierte Börsenhoffnung für das vierte Quartal ist nicht gestorben, auch nicht als Folge des Banken-Debakels. Aber die bekannten Fragezeichen stehen jetzt wieder im Vordergrund. Nimmt man die jüngsten Indikatoren und Prognosen, muss man Fragezeichen vor allem hinter der Konjunktur machen - man könnte auch sagen, Fragezeichen haben Konjunktur.

Manche von Euch wissen vielleicht noch, dass ich bei passender Gelegenheit gerne auf den “Konjunktur Cha cha cha” des legendären Hazy-Osterwald-Sextetts aus den frühen 1960er Jahren hinweise. Zumindest Teile des Textes, insbesondere der Refrain, sind auch heute noch zitierfähig: „Gehn’ Sie mit der Konjunktur, gehn’ Sie mit auf diese Tour.“ Nur, wie ist die Konjunktur heute, wie wird sie in ein paar Monaten bzw. 2017 sein? Dazu jüngste Berichte kurz zusammengefasst.

Am Montag hieß es: Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich deutlich verbessert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist von 106,3 Punkten  im August auf 109,5 Punkte im September gestiegen. Die deutsche Wirtschaft erwartet einen goldenen Herbst.  Mut machte auch Super-Mario, denn die Wirtschaft in der Euro-Zone kommt laut EZB-Präsident Draghi bislang gut mit der weltweiten Verunsicherung durch politische Ereignisse wie dem Brexit-Votum der Briten klar: „Die bisher vorliegenden Informationen weisen weiterhin darauf hin, dass die Konjunktur in der Euro-Zone widerstandsfähig gegen die globale und politische Unsicherheiten ist.“

Sorgenvoll klingt dagegen der globale Ausblick: Der weltweite Handel steckt nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Welthandelsorganisation (WTO) in einer andauernden Schwächephase. Das Wachstum habe sich seit 2012 auf etwas über 3 Prozent pro Jahr verlangsamt. Das ist weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Zuwachsraten in den vergangenen drei Jahrzehnten.

Auch die Stimmung der Verbraucher in Deutschland hat sich insgesamt leicht abgeschwächt, signalisiert der heute veröffentlichte neue GfK-Konsumklima-Index. Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung müssen Einbußen hinnehmen. Offenbar sehen die Bundesbürger die deutsche Wirtschaft in den nächsten Monaten auf einem schwächeren Wachstumskurs. Dies signalisiert der dritte Rückgang der Konjunkturerwartung in Folge. Anders das Bild bei den Amis, denn dort ist die Verbraucherstimmung im September auf den höchsten Stand seit über neun Jahren gestiegen.

Zum Schluss noch was für die China-Fans (zu denen auch ich gehöre): Die Gewinne der chinesischen Industrie sind im August um fast ein Fünftel in die Höhe geschnellt und damit so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Damit mehren sich die Anzeichen, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft hinter den USA wieder an Fahrt aufnimmt. Wie das Nationale Statistikamt am Dienstag mitteilte, kletterten die Gewinne der Industriefirmen im August um 19,5 Prozent auf umgerechnet 71 Milliarden Euro. Das ist der größte Zuwachs seit August 2013. Zulegen konnten vor allem Stahl- und Autokonzerne sowie Ölraffinerien.

Unter Strich bleibt also die Hoffnung. Es bleiben aber auch die Zweifel, dass sich das schleppende Wachstum der Weltwirtschaft beschleunigen kann. Im Gegenteil, es könnte 2017 noch müder werden - das sagen jedenfalls alle möglichen Volkswirte im In- und Ausland bisher voraus. Und das wird uns auch an der Börse begleiten, meine Freunde, denn der Blick der Anleger ja immer intensiver dem neuen Jahr.

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