Moody’s warnt vor Immobilienblase

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Experten der Agentur Moody’s Analytics waren vor einer Immobilienblase in Europa. Schuld daran soll die Europäische Zentralbank sein.

In Deutschland steigen die Immobilienpreise rasant. Seit 2010 sind die Kosten für Wohneigentum in deutschen Großstädten um rund 25 geklettert. Anderswo in Europa sieht es teilweise nicht besser aus. In Norwegen stiegen die Preise um rund 30 Prozent, in Großbritannien um gut 15 Prozent. Angesichts der rasanten Preisentwicklung waren Experten der Agentur Moody’s Analytics vor einer Immobilienblase. Verantwortlich machen sie die Europäische Zentralbank (EZB).

Die Zinspolitik der europäischen Währungshüter und ihr Programm für den Ankauf von Staatsanleihen haben laut Moody‘s dazu beigetragen, die Preise für Immobilien in die Höhe zu treiben. Bereits in den vergangenen Jahren hatten Anleger die günstigen Kreditkonditionen in Europa zum Kauf von Immobilien genutzt, weil sie sich davon höhere Renditen versprechen. Die Anleihekäufe der EZB könnten diese Entwicklung beschleunigen.

Günstige Kredite befeuern Immobilienboom

Die EZB hat im März ein über eine Billion Euro schweres Programm zum Kauf von Staatsanleihen gestartet. Mit den Käufen schleusen die Notenbanker Woche für Woche Milliarden in das Bankensystem. Bis September 2016 wollen sie Wertpapiere im Volumen von insgesamt 1,14 Billionen Euro erwerben. EZB-Chef Mario Draghi will so die Kreditvergabe im Euro-Raum ankurbeln. Damit soll die aus der Sicht der EZB unerwünscht niedrige Inflation angeheizt und der lahmenden Wirtschaft auf die Sprünge geholfen werden.

De Notenbank hat allerdings keinen Einfluss darauf, wo das Geld hinfließt. Angesichts zahlreicher wirtschaftlicher Unsicherheiten erwarten die Experten von Moody’s, dass die Geldspritze der EZB zu einem großen Teil in den Immobilienmarkt fließen könnte. Damit würde sich die Preisspirale dort noch schneller drehen. Auch die Nicht-Euro-Länder wie Norwegen und Großbritannien würden durch die EZB-Politik beeinflusst.

Deutsche Stabilitätswächter warnen vor Risiken

Zuvor hatten bereits die maßgeblichen deutschen Stabilitätswächter vor den Gefahren von Preisblasen am Immobilienmarkt gewarnt. Der Ausschuss für Finanzstabilität sah in dem gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld ein höheres Risiko für das deutsche Finanzsystem als beispielsweise in der Griechenland-Krise. Die geringen Kreditkosten könnten das Schuldenmachen befeuern und zu gefährlichen Immoblienblasen führen, warnte das Gremium, in dem führende Vertreter von Bundesfinanzministerium, Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sitzen.

Zur Vermeidung solcher Preisblasen forderte der Ausschuss zusätzliche Eingriffsrechte für die BaFin. Aus Sicht der Stabilitätswächter sollte dieMindestanforderungen für die Kreditfinanzierung von Wohnimmobilien einführen können. Das betreffe etwa die Höhe des Mindest-Eigenkapitals oder eine Mindesttilgung.

Auf diese Weise könnten eine übermäßige Verschuldung und Preisblasen am Immobilienmarkt begrenzt werden. Betont wurde von dem Gremium zugleich, dass die Empfehlung zur Schaffung solcher Instrumente nur präventiv sei: “Wir müssen vorbereitet und handlungsfähig sein, wenn es darauf ankommt, wenn also Risiken akut werden”, sagte BaFin-Chef Felix Hufeld.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Nicolette_Wollentin/shutterstock.com

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