Remember Neuer Markt

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Gestern, 19:58 Uhr. Reuters meldet „Nasdaq bricht Rekord aus Zeiten des Internet-Hypes. Starke Wirtschaftszahlen haben am Donnerstag Optimismus an den US-Aktienmärkten ausgelöst und die Technologiebörse Nasdaq auf ein Rekordhoch getrieben. Das Barometer übertraf seinen Höchststand aus Zeiten der Internet-Euphorie im Jahr 2.000.“ Ältere Anleger werden bei solchen News schlagartig an den Neuen Markt erinnert, der ihnen unglaublich viel Geld kostete, nachdem er vielen jungen Unternehmen zunächst viel Geld gebracht hatte. Schließlich ist die Nasdaq ja das Vorbild für den unter skandalösen Begleitumständen geplatzten NM gewesen. Ich möchte bei aktueller Gelegenheit wieder mal die Gebetsmühle rausholen und daran erinnern: Konsequente und disziplinierte Risiko-(Verlust-)Begrenzung ist der erste Schritt zum Vermögensaufbau!

Nochmal zurück zum Neuen Markt, dessen verlustreiches Scheitern die gerade erst aufkeimende Aktienkultur in Deutschland zerstörte und heute noch nachwirkt. Durch das explosionsartige Wachstum vor allem im Bereich des Internets (die sogenannte Dotcom-Blase) stieg der zum 31. Dezember 1997 auf 1.000 Punkte zurückgerechnete Nemax 50 am 10. März 2000 auf den historischen Höchststand von 9.666 Punkten. Die Kurse von Start-ups schossen in die Höhe, obwohl sie noch tiefrote Zahlen produzierten. Damals bedeutete das KGV „Kein Gewinn vorhanden“. In der Spitze wurden über 300 Aktiengesellschaften in diesem Marktsegment gehandelt.  Von nun an ging’s bergab. Und es mehrten sich Pleiten, Pech und Pannen zu einer schier endlosen Kette. Wie immer, wenn sich Goldgräberstimmung ausbreitet, wurden zudem zahlreiche Betrügereien aufgedeckt (um die Schmerzen nicht zu vergrößern, verzichte ich hier auf konkrete Beispiele). Knapp sechs Jahre nach dem Start war im Frühjahr 2003 Schluss.

Jetzt fragt mich Leser Christian M. aus W. ängstlich, was denn die richtige Strategie sei, um starke Kursverluste „ertragen“ zu können. Der Privatanleger erzählt mir, er habe sooo viel Unterschiedliches gehört und gelesen, wisse jetzt gar nix mehr und sei besorgt wegen der Kursrückgänge der vergangenen Wochen. Er hat immerhin gut 30 Prozent Wertsteigerung in seinem Aktiendepot. Ich kann den Mann gut verstehen und versuche so was wie einen Aktienkurs-Schnellkurs am Telefon - mit Erläuterung von Trailing-Stops usw.

Vielleicht geht es vielen von Euch ja ähnlich, meine Freunde. Deshalb zwei klare Antworten von einem unverbesserlichen Bullen-Fuchs, der weiterhin auf Aktien setzt: Erstens, es gibt nicht die eine, wahre, einzig richtige Strategie. Zweitens sind wir nun einmal unterschiedlich gestrickt, deshalb sollte man auch nicht blindlings pauschalen Empfehlungen folgen, sondern selbst Hirn und Bauch einschalten! Konkret: Wer beispielsweise in wenigen Monaten oder Jahren einen Gewinn von mehr als 30% in seinen Büchern hat wie Christian M., den kann ich doch nicht einfach zum „Gewinne soll man laufen lassen“ überreden. Nö, ich verstehe jeden, der sich gerade jetzt sagt: „Absichern, Stops, Puts usw.? Nein, ich habe im Moment kein gutes Gefühl und mache einfach mal Kasse. Und dann gucke ich die nächsten Wochen erst einmal zu, was auf den Märkten so abgeht.“ Gewinne von 20 oder 30% im Nullzins-Zeitalter - die will man doch gerne ernten. Selbst wenn man dann nicht gleich weiß, wo die Kohle am besten aufgehoben ist.

Aber bitte nicht vergessen, Leute, auf jeden Fall alles zu tun, damit Verluste von 80 bis 100% wie am Neuen Markt Geschichte bleiben. Übrigens: Junge Hightech-Unternehmen sind im besten Sinn des Worts wieder ein Hotspot. Ich krieg fast täglich Studien aus Amiland, in denen „exklusiv“ über geniale Silicon-Valley-Youngster berichtet wird, die Chancen haben sollen, die nächsten Appels und Googles zu werden.

boersenfuchs@onvista.de

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