Volkswagen für Spekulanten

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Ich will nicht schon wieder von meinem Urteil „bekloppte Börsen“ anfangen. Aber guckt Euch bloß mal den Dax vom Donnerstag an! Da sprach zunächst alles für weitere Erholung, die vorbörslichen Taxierer waren voller Zuversicht und drückten die Kurse nach oben. Dort oben hielten sie es aber nicht lange aus und rutschten und rutschten und rutschten: zwischen fast 9.800 und gut 9.400, grob gerechnet also fast 400 Punkte! Dabei ist aber nix Besonderes passiert. Wieder mal war von „enttäuschenden Konjunkturdaten“ die Ausrede (es gab übrigens auch erfreuliche Zahlen) und natürlich von „großer Nervosität“.

Ich habe für Euch heute trotzdem eine aktuell-brisante Empfehlung: Wer Lust und nix Besseres im Sinn hat, könnte doch zumindest mit einem (kleinen) Teil seiner gerade freien Kohle in VW spekulieren. Das Abgefahrene daran ist, dass es reizvoll sein kann, nach oben oder nach unten zu zocken - wie auf rot oder schwarz zu setzen. Volkswagen Vz (= Vorzugsaktie, ein Gattungsbegriff, der hier irgendwie zynisch klingt) unter 100 - das hat doch was, für Bullen wie für Bären. Ich empfehle zumindest mal den Blick auf einen mehrjährigen Chart. Sieht cool aus.

Nach dem ersten weltweiten Aufschrei wird überall versucht, mit kühlem Kopf die (möglichen) Folgen auszuloten. Vereinzelte Skandal-Verniedlicher mit Sprüchen wie „lächerliche Aufregung“ und „Kirche im Dorf lassen“ halten hoffentlich jetzt die Klappe. Analysten von AXA Investment Managers haben den erwähnenswerten Versuch unternommen, die Auswirkungen des Debakels einzuschätzen, weisen aber zu recht darauf hin, dass das Ausmaß des Schocks noch unklar ist. Es scheint zwar sicher, dass VW noch lange an den Auswirkungen des Skandals auf seinen Ruf und seine finanzielle Situation zu knabbern haben wird. Aber ist es nur ein Schock für VW? Ergebnis des Denkens und Rechnens: Man entwirft drei Szenarios für die Zukunft, um sich dem tatsächlichen Ausmaß dieses Effekts anzunähern. Im ungünstigsten Fall, den man den „Made in Germany“-Schock getauft hat, wirkt sich der durch den Skandal ausgelöste Vertrauensverlust auch auf Exporte von Unternehmen anderer Branchen aus. Die Auswirkungen einer solchen Vertrauenskrise wären erheblich: Sie könnten das BIP um 1,1 Prozent sinken lassen! Und damit nicht genug: Die negativen Folgen des Skandals müssen nicht an den Landesgrenzen Halt machen, heißt es besorgt.

Halt! Bevor Ihr zu zocken beginnt, informiert Euch gründlich und aktuell in den Medien - von OnVista über Printprodukte wie den Spiegel („Der Selbstmord“), die Wirtschaftswoche („Das Ende der Autoindustrie … wie wir sie kennen“) oder das Handelsblatt („Tatort Volkswagen“). Das sind nur Beispiele, logisch. Überall arbeiten Analysten und Journalisten an diesem Thema, das sich so schwer greifen lässt. Eines ist aber sicher, meine Freunde: Sich mit Optionen, Zertifikaten oder auch dem Direktkauf für weiter fallende oder wieder steigende Kurse von VW zu entscheiden, bringt eine höhere Gewinnwahrscheinlichkeit als das Zocken im Kasino. Viel Erfolg!

Post an den Börsenfuchs: boersenfuchs@onvista.de

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