Bayer: Konzern wird auf Wachstum getrimmt ++ Hugo Boss: Corona-Delle 2021 abgehakt ++ K+S: Enttäuschung nach Dividenden-Streichung

onvista · Uhr

Das riecht nach Ärger. Werden die USA du der West auf die neuerliche Beschneidung der Rechte in Hongkong reagieren? Die Abgeordneten des chinesischen Volkskongresses haben für die umstrittene Wahlrechtsreform in Hongkong gestimmt. Das Parlament nahm den Beschluss am Donnerstag auf der Abschlusssitzung seiner Jahrestagung in Peking mit 2895 Ja-Stimmen an. Es gab keine Nein-Stimmen und eine Enthaltungen. Der nicht frei gewählte Volkskongress hat in seiner Geschichte noch nie eine Vorlage der Regierung abgelehnt.

Nach dem Erlass des umstrittenen Sicherheitsgesetzes im vergangenen Jahr ist die Wahlreform ein weiterer Schlag für das freiheitliche System in Hongkong. Es soll sicherstellen, dass die chinesische Sonderverwaltungsregion „von Patrioten regiert“ wird.

Details der Reform wurden zunächst nicht veröffentlicht. Wie Hongkonger Medien berichteten, sei aber geplant, das Komitee zur Wahl des Hongkonger Regierungschefs von bisher 1200 auf 1500 Mitglieder zu vergrößern. Das schon jetzt in dem Komitee dominierende Pro-Peking-Lager werde weiter gestärkt. Auch solle das gleiche Wahlkomitee künftig darüber entscheiden, wer bei den Hongkonger Parlamentswahlen antreten darf, womit Kandidaten indirekt auf die Zustimmung Pekings angewiesen wären. Das Parlament soll laut der Berichte zudem von 70 auf 90 Plätze vergrößert werden.

Kritiker hatten gewarnt, dass mit der Reform de facto die Demokratie in Hongkong begraben werde. Denn „patriotisch“ sei aus Pekings Sicht nur, wer der Linie der Kommunistischen Partei folge.

USA und China – Außenminister vereinbaren Treffen

Die Top-Außenpolitiker der USA und Chinas kommen nächste Woche Donnerstag in Achorage im US-Bundesstaat Alaska zusammen. Nach dem US-Außenministerium in Washington bestätigte am Donnerstag auch ein Außenamtssprecher in Peking das Treffen. Daran teilnehmen sollen von amerikanischer Seite Ressortchef Antony Blinken und Sicherheitsberater Jake Sullivan. Aus China kommen der höchste Außenpolitiker der Kommunistischen Partei, Yang Jiechi, und der im Machtapparat untergeordnete Außenminister Wang Yi.

Es wird der erste persönliche ranghohe Kontakt beider Regierungen seit der Amtsübernahme von US-Präsident Joe Biden im Januar. Das Treffen folgt unmittelbar auf Blinkens Reise zu Verbündeten in Japan und Südkorea. Blinken sagte am Mittwoch im Auswärtigen Ausschuss des Repräsentantenhauses, es sei eine wichtige Gelegenheit, die vielen Sorgen in Bezug auf China „in sehr offenen Worten darzulegen“. Verhalten und Handlungen Pekings stellten Sicherheit, Wohlstand und Werte der USA sowie ihrer Partner und Verbündeten in Frage.

Differenzen gab es aber schon darüber, wie das Treffen beschrieben werden soll. Während die chinesische Seite von einem „strategischen Dialog“ sprach, betonte Blinken hingegen: „Das ist kein strategischer Dialog.“ Für weitere Engagements müsse es zunächst greifbare Fortschritte bei den Themen geben, die den USA Sorge bereiteten.

Dax: Das um mit unentschlossenem Start

Der deutsche Leitindex startet heute mit eine kleinen Achterbahnfahrt ins den Tag. Zunächst springt er zu Handelsbeginn auf ein neues Allzeithoch, taucht danach ins Minus ab und kämpft sich zurück ins Plus – mit 0,07 Prozent auf 14 550,65 Punkte.

„Der deutsche Leitindex eilt aktuell von Hoch zu Hoch“, sagte der Charttechniker Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel. Durch den jüngsten Aufwärtsschwung sei das charttechnische Bild überaus freundlich. Er sieht eine weitere Bestmarke als „Durchgangsstation“ in Richtung der 15 000-Punkte-Marke.

Das lange erwartete gewaltige Konjunkturpaket von US-Präsident Joe Biden zur Bewältigung der Corona-Krise ist beschlossene Sache. Was Inflationssorgen betrifft, reagierten die Märkte am Vortag zudem erleichtert darauf, dass eine negative Überraschung bei den US-Inflationszahlen ausblieb. Der Fokus wechselt am Donnerstag auf die Europäische Zentralbank und ihre Zinsentscheidung.

Bayer: Mittelfristziele konkretisiert

Etwas überraschend hat Bayer am seine Mittelfristziele neu justiert. Cheflenker Werner Baumann drückt aufs Gas. In den kommenden Jahren soll der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern wieder auf Wachstum und höhere Rentabilität getrimmt werden.

Alle drei Konzernbereiche sollen zum Erfolg von Bayer in den kommenden Jahren beitragen, erklärte Baumann am Mittwoch vor Investoren. Das Pharmageschäft muss 2024 allerdings eine Delle hinnehmen, da Bayers Blockbuster-Arzneien mit Milliardenumsätzen – der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmittel Eylea – ihren Patentschutz verlieren.

Glyphosat-Vergleich lässt weiter auf sich warten

Die Glyphosat-Klagewelle in den USA, die sich der Konzern mit der milliardenschweren Monsanto-Übernahme ins Haus geholt hatte, kann noch nicht zu den Akten gelegt werden. Bayer hatte im Februar eine neue Einigung mit Klägeranwälten erzielt, bei der es um die Handhabung möglicher künftiger Klagen wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters geht. Der zuständige Richter Vince Chhabria muss dieser noch grünes Licht geben, Baumann rechnet damit nun aber erst gegen Ende des zweiten Quartals. Denn eine für den 31. März geplante Anhörung verschiebt sich auf den 12. Mai, da es Einwände von Kanzleien gegen die Einigung gab.

Zahlreiche neue Produkte sollen dem Agrargeschäft aber Schub geben.

„Wir beschleunigen jetzt die Transformation, die wir vor zwei Jahren begonnen haben“, sagte Baumann. Er räumte ein, dass die Ziele, die auf dem letzten Kapitalmarkttag im Dezember 2018 ausgegeben wurden, nicht erreicht wurden. Dafür gebe es keine Ausreden, sagte der Manager. Vor allem mit der Entwicklung des Agrargeschäfts in Nordamerika, von dem der Konzern durch Monsanto stärker abhängt, sei er nicht zufrieden. Bayer wolle sich deshalb nun auf eine Verstärkung seines Produktangebots konzentrieren.

„Wir haben große Fortschritte in der digitalen Landwirtschaft und bei den jüngsten Zulassungen für Mais, Soja und Baumwolle gemacht. Beides trägt zum stärkeren Wachstum bei“, sagte Baumann. Im Bereich Pflanzenschutz plant Bayer acht neue Formulierungen pro Jahr. Nach 2021 sind zahlreiche neue Produkte geplant, „darunter jährlich mehrere hundert neue Sorten bei Mais, Soja und Gemüse.“

Pipeline gut gefüllt

Für die Rendite des Agrargeschäfts geht es trotz des juristischen Gegenwinds aufwärts: Bis 2024 peilt Baumann eine bereinigte operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) von 27 bis 29 Prozent an nach gut 24 Prozent im vergangenen Jahr. Im Pharmageschäften drücken die Patentabläufe indes auf die Rendite. Sie soll bis 2024 über 30 (2020: knapp 35) Prozent liegen. Pharmachef Stefan Oelrich hat aber neue Blockbuster-Medikamente im Köcher, von denen er sich ein Spitzenumsatzpotenzial von mehr als drei Milliarden Euro verspricht. Große Hoffnungen setzt er zudem auf den Bereich der Zell- und Gentherapien, den Bayer zuletzt mit einigen Deals gestärkt hatte.

Dem einstigen Sorgenkind Consumer Health, das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten wie Bepanthen, gelang die Trendwende. „Bei Consumer Health geht es nun vor allem darum, die starke Wachstums- und Margenentwicklung der vergangenen 18 Monate zu verstetigen. Wir wollen nachhaltig stärker wachsen als der Markt und an der Spitze der Branche stehen“, sagte Baumann. Dabei sollen auch Zukäufe helfen.

Dividendenpolitik bleibt bestehen

Bis 2024 strebt Bayer nun einen Umsatz von 43 bis 45 Milliarden Euro an. Die bereinigte operative Rendite soll sich auf rund 28 Prozent verbessern, das bereinigte Ergebnis je Aktie soll bis dahin zwischen 7,00 und 7,50 Euro erreichen. Die geplanten Zuwächse vergleichen sich mit einem Umsatz von 40 bis 41 Milliarden Euro, den Bayer für dieses Jahr erwartet – basierend auf den Wechselkursen zum Jahresende 2020. Noch Ende Februar war allerdings von etwa 41 Milliarden Euro Umsatz die Rede gewesen. Beim Ergebnis je Aktie peilt der Konzern auf dieser Basis in diesem Jahr 5,60 bis 5,80 Euro an, die operative Marge soll etwa 26 Prozent betragen.

Zur Stärkung der Ertragskraft soll auch das im September angekündigte Sparprogramm beitragen, von dem Baumann von 2024 an jährliche Einsparungen von mehr als 1,5 Milliarden Euro erwartet. Der frei verfügbare Mittelzufluss (Free Cash-Flow) soll sich bis 2024 auf rund fünf Milliarden verbessern, nachdem Bayer für dieses Jahr noch mit einem negativen Cash-Flow von bis zu vier Milliarden Euro rechnet. Das soll dem Konzern auch helfen, seine Dividendenpolitik beizubehalten: 30 bis 40 Prozent des bereinigten Gewinns je Aktie sollen an die Aktionäre gehen.

Hugo Boss: Jetzt soll alles besser werden

Der Modekonzern will 2021 die Corona-Delle hinter sich lassen. So geht das Unternehmen von einem deutlichen Umsatzanstieg im laufenden Jahr aus, wie Hugo Boss am Donnerstag in Metzingen mitteilte. Das operative Ergebnis (Ebit) sowie das Konzernergebnis sollen deutlich zulegen. Allerdings geht der Konzern davon aus, dass die Corona-Pandemie das erste Quartal noch deutlich beeinträchtigen dürfte. Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich das Geschäft jedoch spürbar erholen.

Hugo Boss war im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie 2020 in die roten Zahlen gerutscht. Der Modekonzern verbuchte unter dem Strich einen Verlust von 219 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 205 Millionen ein Jahr zuvor. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel ein Verlust von 236 Millionen Euro an nach einem Plus von 344 Millionen 2019. Der Umsatz sank um ein Drittel auf 1,95 Milliarden Euro. Im vierten Quartal blieb das Geschäft wegen der anhaltenden Beeinträchtigungen durch die Pandemie weiter spürbar hinter dem Vorjahr zurück. Beim Ebit erzielte Hugo Boss dabei dank Einsparungen mit 13 Millionen Euro einen positiven Wert. Die Umsätze sanken um knapp 30 Prozent.

K+S: Nach dem schwachen Ausblick, enttäuscht jetzt die Dividendenstrechung

Ein schwaches Geschäft mit Auftausalz wegen des milden Winteranfangs hat den Dünger- und Salzkonzern K+S zum Jahresende hin belastet. Zudem litt der Konzern 2020 unter niedrigen Preisen für Kalidünger. Fast zwei Milliarden Euro musste K+S auch wegen trüberer als zuvor gedachter Düngerpreis-Perspektiven abschreiben. Eine Dividende für 2020 wird es nicht geben.

Der Umsatz fiel im vergangenen Jahr um 9 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro, wie der Kasseler Konzern am Donnerstag mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) knickte – wie seit Dienstag bekannt – um fast ein Drittel auf knapp 445 Millionen Euro ein. Analysten erhofften sich von den kompletten Zahlen nun den Grund für das überraschend schwache Abschneiden im Schlussquartal, hatten aber bereits das Streusalzgeschäft auf dem Zettel. Zudem schlugen 2020 Kosten im Zusammengang mit der Corona-Pandemie in Höhe von 40 Millionen Euro zu Buche.

Auch der bereits am Dienstag veröffentlichte Gewinnausblick für 2021 hatte enttäuscht, was die Aktien nach entsprechenden Analystenkommentaren aber erst zur Wochenmitte um fast zehn Prozent nach unten zog. Dabei hatten die Anleger am Dienstagnachmittag noch positiv auf das Testat des Jahresabschlusses durch die Wirtschaftsprüfer reagiert. Denn: K+S betrachtet dank diesem den von der Bafin erhobenen Verdacht zu niedriger und verspäteter Abschreibungen auf sein Düngergeschäft vergangenen Herbst als entkräftet.

Kurz & knapp:

Nordex: Der Windkraftanlagenbauer hat erneut Aufträge aus Frankreich erhalten. Die französische RWE-Tochter, RWE Renouvelables France, hat zehn Turbinen des Typs N117 für zwei Windparks mit insgesamt 33 MW bestellt. Beide Projekte im Norden Frankreichs stammen aus dem Verkauf des europäischen Wind- und Solar-Entwicklungsgeschäfts der Nordex Group vom November 2020 an RWE.

Traton: Die Volkswagen-Nutzfahrzeugholdingrechnet in diesem Jahr im laufenden Geschäft wieder mit einem deutlichen Aufschwung. „Wir blicken optimistisch auf das Jahr 2021 und erwarten einen starken Absatzanstieg und einen erheblich steigenden Umsatz“, sagte Traton-Chef Matthias Gründler am Mittwoch laut Mitteilung. Die Holding mit Sitz in München rechnet mit einer operativen Umsatzrendite von zwischen fünf und sechs Prozent – dabei sind allerdings Kosten für anstehende Stellenstreichungen und Effekte aus der geplanten Übernahme des US-Truckherstellers Navistar ausgeklammert. Für das abgelaufene Jahr will Traton trotz eines Verlusts unter dem Strich eine Dividende von 0,25 Euro je Papier zahlen. Rund 90 Prozent der Anteile gehören dem Volkswagen-Konzern. 2020 betrug der auf die Traton-Aktionäre entfallende Nettoverlust 101 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Traton noch einen Gewinn von 1,5 Milliarden Euro ausgewiesen. Eckdaten für 2020 hatte das Unternehmen bereits im Januar bekanntgegeben. Diese bestätigte der Konzern jetzt: Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis brach demnach um fast 93 Prozent auf 135 Millionen Euro ein. Mit 22,6 Milliarden Euro erlöste Traton zudem knapp 16 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Lanxess: Nach einem Schlussspurt in 2020 geht der Chemiekonzern zuversichtlich ins neue Jahr. Unternehmenschef Matthias Zachert will das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten auf 0,9 bis 1,0 Milliarden Euro steigern. Im Jahr 2020 hinterließ die Corona-Krise auch bei Lanxess Spuren – vor allem im ersten Halbjahr. Die zum Jahresende hin immer besser laufenden Geschäfte etwa mit der Autoindustrie konnten nicht verhindern, dass der Umsatz im Gesamtjahr um gut 10 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro fiel. Das operative Ergebnis sank um 15,4 Prozent auf 862 Millionen Euro. Das war etwas mehr operativer Gewinn als Analysten nach der Vorlage von Eckdaten im Januar erwartet hatten. Unter dem Strich stand hingegen wegen des Verkaufs der Beteiligung am Chemieparkbetreiber Currenta ein Ergebnis aus fortzuführendem Geschäft von 908 Millionen Euro und damit fast vier mal so viel wie im Vorjahr. Die Dividende soll nun wie von Analysten in etwa erwartet um 5 Cent auf 1,00 Euro angehoben werden.

Oracle: Das starke Cloud-Geschäft mit IT-Anwendungen und Speicherplatz im Internet hat dem SAP-Rivalen im jüngsten Quartal weiter Anschub gegeben. Unterm Strich verdiente der Konzern in den drei Monaten bis Ende Februar mit 5,0 Milliarden Dollar (4,2 Mrd Euro) fast doppelt so viel wie vor einem Jahr. Zudem gab Oracle am Mittwoch nach US-Börsenschluss einen Umsatzanstieg um drei Prozent auf 10,1 Milliarden Dollar bekannt. Der Verwaltungsrat erhöhte zudem den Rahmen für Aktienrückkäufe um 20 Milliarden Dollar. Obwohl die Ergebnisse im Rahmen der Markterwartungen lagen, reagierte die Aktie nachbörslich zunächst mit Kursverlusten von knapp drei Prozent. Der Kurs hatte in den vergangenen drei Monaten allerdings um über 20 Prozent zugelegt und zuletzt ein Rekordhoch erreicht, so dass die Gelegenheit für Gewinnmitnahmen günstig ist.

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