Bilanzen stützen Europas Börsen - Inflation im Blick

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M-RKTE-DAX-VORBERICHT:Bilanzen stützen Europas Börsen - Inflation im Blick

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Frankfurt (Reuters) - Gestützt auf positive Firmenbilanzen haben Europas Börsen zur Wochenmitte ihren Erholungskurs fortgesetzt.

Während der EuroStoxx50 am Mittwochvormittag 1,6 Prozent auf 3612 Zähler zulegte, bremste ein Kursrutsch von Bayer den Dax-Anstieg etwas ab. Der deutsche Leitindex lag rund ein Prozent höher bei 13.671 Punkten. Rückläufige Corona-Zahlen in Shanghai linderten die Konjunktursorgen der Anleger in Asien, zudem seien Schnäppchenjäger unterwegs, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets. Halt gebe den Börsen auch die Bilanzsaison. "Knapp 70 Prozent der im deutschen Leitindex enthaltenen Unternehmen überraschten die Analysten positiv mit ihren Zahlen zum ersten Quartal."

Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland, die hohe Inflation und steigende Zinsen sowie die Lieferkettenproblematik sorgen nach Einschätzung der Analysten der Helaba jedoch für ein anhaltend schwieriges Umfeld an den Börsen. "Insofern ist die Gefahr eines erneuten Kursrücksetzers nicht gebannt." Am Montag war der Dax auf ein Zwei-Monats-Tief gefallen.

"INFLATION, INFLATION, INFLATION"

Die weitere Richtung an den Börsen dürften die am Nachmittag (14.30 MESZ) anstehenden US-Inflationszahlen vorgeben. "Der wichtigste Faktor für die Märkte ist derzeit Inflation, Inflation, Inflation", sagte Carlos Casanova, Ökonom beim Finanzhaus UBP. Jeder sei besorgt über die steigende Teuerung und die Möglichkeit einer Rezession in den USA, die mit jeder Zinserhöhung zunehme. Experten rechnen in den USA für April mit einer Abschwächung der Teuerungsrate im Jahresvergleich auf 8,1 von 8,5 Prozent. Sollten die Rate stärker ausfallen als erwartet, könnte das Börsianern zufolge die Spekulationen auf einen größeren Zinsschritt der Fed im Umfang von 75 Basispunkten anheizen und den Dollar stützen. Bislang preisen die Märkte eine weitere Zinsanhebung auf der Juni-Sitzung um mindestens 50 Basispunkte ein. Der Dollar-Index stand zuletzt mit 103,65 Punkten in Reichweite seines kürzlich erreichten 20-Jahres-Hochs. Seit Jahresbeginn hat die US-Devise mehr als acht Prozent zugelegt. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich nach den Worten ihres Ratsmitglieds Francois Villeroy de Galhau im Sommer von ihrer Nullzinspolitik verabschieden.

An den Rohstoffmärkten verteuerte sich Öl der Nordseesorte Brent um 3,2 Prozent auf 105,71 Dollar je Fass. Zwar lehnt Ungarn das von der EU-Kommission vorgeschlagene Öl-Embargo gegen Russland bislang ab. "Doch selbst wenn einige der Maßnahmen gelockert werden, ist es wahrscheinlich, dass die EU-Sanktionen die EU-Importe von russischem Öl und raffinierten Produkten immer noch erheblich reduzieren werden", sagte Vivek Dhar, Analyst der Commonwealth Bank.

GLYPHOSAT-STREIT MACHT BAYER ERNEUT ZU SCHAFFEN

Gefragt waren europaweit Autowerte. Der Branchenindex zog um mehr als drei Prozent an. An der Dax-Spitze rangierten Titel des Essenslieferdienstes Delivery Hero mit einem Zuschlag von mehr als sieben Prozent. Seit Jahresbeginn haben die Papiere rund 75 Prozent verloren.

Ein Rückschlag im Glyphosat-Streit schickte Bayer um bis zu 7,6 Prozent abwärts auf ein Zwei-Monats-Tief von 57,16 Euro. Der Agrar- und Pharmakonzern kann sich nach einer Empfehlung der Generalstaatsanwaltschaft weniger Hoffnung machen, seine Berufung im Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken seines glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup vor dem Obersten Gericht der USA voranzutreiben. "Damit ist das Szenario, das alle Roundup-Klagen beenden würde, wahrscheinlich vom Tisch", sagte ein Händler. Auf ein Rekordtief von 15,67 Euro fielen die Papiere von Siemens Energy. Der Energietechnikkonzern blickt wegen der Belastungen durch die spanische Windenergietochter Siemens Gamesa und der Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine skeptischer als bislang auf das Geschäftsjahr.

Thyssenkrupp erfreute die Investoren hingegen mit einem Quartalsergebnis über den Erwartungen und einer Anhebung der Jahresziele. Die Aktien kletterten um bis zu 11,3 Prozent auf 7,83 Euro.

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