Markt Update: Dax geht etwas die Puste aus – Gewinnmitnahmen bei RWE – Öl deutlich gestiegen

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Der deutsche Aktienmarkt hat sich nach dem klaren Plus zur Wochenmitte am Donnerstag behauptet. Der Dax konnte seine soliden Anfangsgewinne nicht halten und notierte gegen Mittag 0,11 Prozent im Minus bei 13 686 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann zuletzt 0,27 Prozent auf 27 894 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stagnierte auf Vortagesniveau.

Marktkenner Andreas Lipkow von der Comdirect sprach von einem "Tag der Besinnung" nach der Euphorie um den unerwarteten Rückgang der US-Inflation. Die gestrigen Kursgewinne seien überzogen und spiegelten "lediglich die Hoffnung auf eine Entdynamisierung der Inflationsentwicklung wider". Noch sei es voreilig, über ein geringeres Zinserhöhungstempo der US-Notenbank zu spekulieren. Bereits an diesem Nachmittag könnte es eine kalte Dusche in Form der US-Erzeugerpreise geben, warnte Lipkow.

Einzelwerte im Überblick

Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Siemens mit einem Verlust von 1,3 Prozent im Fokus. Die hohen Abschreibungen auf die Beteiligung an Siemens Energy sowie weitere Belastungen im Zusammenhang mit Russland brockten dem Technologiekonzern im dritten Geschäftsquartal erstmals seit zwölf Jahren wieder einen Verlust ein. Siemens senkte daher auch sein Ergebnisziel für das laufende Geschäftsjahr.

Die Aktien von RWE verbuchten nach detaillierten Quartalszahlen einen Kursrückgang von 0,6 Prozent. Marktbeobachter sprachen von Gewinnmitnahmen und verwiesen darauf, dass die Papiere der Essener seit Ende Juni um 22 Prozent gestiegen waren.

Der Lkw- und Bushersteller Daimler Truck steigerte im zweiten Quartal Umsatz und Ergebnis. Auch ohne günstige Einmaleffekte habe der Konzern ein solides Quartal abgeliefert, urteilte Experte Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC. Einige Investoren hätten aber eine Erhöhung der Margenprognose erwartet - diese könnten nun enttäuscht sein, hieß es. Die Aktien verloren als schwächster Dax-Wert 2,1 Prozent.

Dank weiter hoher Düngerpreise hält K+S trotz drohender millionenschwerer Belastungen durch die Gaskrise am Gewinnziel für das laufende Jahr fest. Die K+S-Titel legten um 5,5 Prozent zu.

MDax: Einzelwerte

Eine Verkaufsempfehlung der Deutschen Bank verwies die Aktien von TAG Immobilien mit minus 3,7 auf den letzten Platz im MDax. Trotz der Kapitalerhöhung, die den Gewinnanteil der Altaktionäre bereits massiv verwässert habe, bleibe die Finanzlage des Wohnimmobilienunternehmens angespannt, schrieb Analyst Thomas Rothaeusler.

Gute Halbjahreszahlen und eine bislang solide Geschäftsentwicklung im dritten Quartal katapultierten die Aktien von Ströer auf ein Achtwochenhoch. Zeitweise sprangen sie um fast 17 Prozent hoch. Zuletzt lagen die Papiere des Werbespezialisten als MDax-Spitzenreiter noch knapp 9 Prozent im Plus.

Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group beschaffte sich mit dem Verkauf zweier Immobilienprojekte in Frankfurt am Main frisches Geld in Höhe von etwa 166 Millionen Euro. Die Adler-Papiere gewannen an der SDax-Spitze 10,5 Prozent.

Ölpreise drehen in die Gewinnzone - IEA erhöht Nachfrageprognose

Die Ölpreise sind am Donnerstag deutlich gestiegen. Im Vormittagshandel drehten sie in die Gewinnzone, nachdem die Internationale Energieagentur (IEA) ihre Prognose für die globale Nachfrage nach Rohöl erhöht hatte. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete gegen Mittag 98,48 US-Dollar. Das waren 1,08 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung stieg um 1,08 Dollar auf 93,01 Dollar.

Die IEA erwartet laut dem am Vormittag veröffentlichten Monatsbericht für das laufende Jahr ein Wachstum der weltweiten Ölnachfrage um 2,1 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag. Das sind 380 000 Barrel pro Tag oder etwa zwei Prozent mehr als in der vorangegangenen Schätzung. Die gesamte Nachfrage dürfte nach Einschätzung der Agentur im laufenden Jahr bei 99,7 Millionen Barrel pro Tag liegen. Im kommenden Jahr dürfte die Nachfrage dann auf täglich 101,8 Millionen Barrel ansteigen.

Die im Zuge des Ukraine-Kriegs verursachte Gaskrise mit einem massiven Preisanstieg für Erdgas an den Rohstoffmärkten habe dazu geführt, dass Industrieunternehmen und Kraftwerke ihre Anlagen verstärkt mit Öl betreiben, heißt es im Bericht der IEA. In den vergangenen Monaten hat Russland die Gaslieferungen nach Europa drastisch reduziert.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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