Markt Update: Angst vor Zinsen belastet Dax – Bayer Tagesverlierer – Ölpreis steigt

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Die von US-Notenbank-Chef Jerome Powell neu angefachte Angst vor weiter steigenden Zinsen hat am Montag den Dax erneut unter Druck gesetzt. Der deutsche Leitindex lag zum Schlussgong mit 0,61 Prozent im Minus bei 12 892,99 Punkten, womit er an den Kursrutsch vom Freitag anknüpfte. Zeitweise hatte das Börsenbarometer zum Wochenstart sogar die Marke von 12 800 Zählern gerissen und war auf das niedrigste Niveau seit Mitte Juli gefallen.

In der zweiten deutschen Börsenliga lief es etwas besser: Der MDax verlor 0,21 Prozent auf 25 470,50 Zähler. Zwischenzeitig hatte sich der Index der mittelgroßen Werte im Handelsverlauf sogar ein kleines Plus erarbeitet.

Fed: Harter Kurs gegen Inflation

Fed-Chef Powell hatte in der vergangenen Woche mit deutlichen Worten den harten Kurs der US-Notenbank im Kampf gegen die Inflation bekräftigt, um das Zielniveau von zwei Prozent zu erreichen. Einige Börsianer hatten hingegen wohl die Hoffnung gehegt, dass die Fed ihre harte Gangart infolge einer sich abkühlenden Wirtschaft revidieren könnte. "Viele Marktteilnehmer waren über das geplante restriktive Vorgehen der US-Fed überrascht und haben die Situation neu eingeordnet", schrieb Börsenexperte Andreas Lipkow.

Powell habe letztlich nicht viel Neues gesagt und nur bestätigt, dass er die Inflationsbekämpfung dem Wachstum vorziehe, konstatierte Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Der Markt reagiere deshalb so empfindlich, da damit die Wahrscheinlichkeit einer sanften Landung der Wirtschaft sinke - und damit auch die Chance auf eine deutliche Erholung der Aktienkurse. Positiv bleibe, dass die am Freitag "schon fast crash-artig gestarteten Verkäufe zwar weitergingen, aber mit sehr viel weniger Dynamik".

Inzwischen scheint auch in Europa nach den Worten ranghoher Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) eine erneute deutliche Zinserhöhung ausgemachte Sache zu sein. Unter Anlegern wird damit die Angst vor einer Rezession wieder größer. Zudem schauen die Börsianer mit Sorge auf den von Russland für diese Woche angekündigten dreitägigen Gas-Lieferstopp.

Vor diesem Hintergrund standen auch die Börsen in Europa unter Abgabedruck. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 sackte um 0,92 Prozent auf 3570,51 Prozent ab. In den USA gab der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss rund 0,4 Prozent nach. Höhere Verluste gab es an den technologielastigen Nasdaq-Börsen.

Einzelwerte im Überblick

Mit Blick auf Einzelaktien führten den Dax die Papiere der VW -Konzernholding Porsche SE mit knapp 3,7 Prozent Kursplus an. Hier warten die Anleger weiter hoffnungsvoll auf Neuigkeiten zum Börsengang zur VW-Sportwagentochter Porsche AG. Auch europaweit waren Autowerte gefragt.

Bayer -Aktien fielen auf das niedrigste Niveau seit Anfang März und gingen als größter Tagesverlierer mit einem Abschlag von fast fünf Prozent aus dem Handel. Studiendaten zum großen Hoffnungsträger Asundexian, einem neuartigen Blutgerinnungshemmer, waren von Experten zwar tendenziell leicht positiv bewertet worden - große Freudensprünge gab es aber nicht. Auch dass das Mittel nun in einer zulassungsrelevanten Studie bei Schlaganfall-Patienten getestet werden soll, half der Aktie nicht, denn der Konzernvorstand hatte in den vergangenen Wochen recht hohe Erwartungen geschürt.

Versorger standen europaweit generell auf den Verkaufslisten, auch weil die Diskussionen über eine Übergewinnsteuer für Profiteure der hohen Energiepreise wieder zunehmen. So gaben etwa RWE

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte zuletzt eine Änderung der Gasumlage zu. Damit soll verhindert werden, dass auch Unternehmen profitieren, die dies wirtschaftlich nicht benötigen. Uniper bleibt das wohl bedürftigste Unternehmen, der Kraftwerksbetreiber hat am Montag die Ausweitung einer KfW-Kreditlinie beantragt - und damit offenbar die Anleger beruhigt: Nach einem Rekordtief nahe 5 Euro im Tagesverlauf ging das Papier mit knapp drei Prozent Kursplus aus dem Handel.

In den hinteren Börsenreihen kletterten Aktien des IT-Dienstleisters Kontron um mehr als drei Prozent. Das SDax -Unternehmen übernimmt von der österreichischen Kapsch Trafficcom deren Aktivitäten im öffentlichen Verkehr in Spanien.

Euro weiter um die Parität

Der Euro kostete am frühen Abend 0,9998 US-Dollar und notierte damit nahe der Parität. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 0,9986 (Freitag: 1,0007) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 1,0014 (0,9993) Euro gekostet.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,23 Prozent am Freitag auf 1,40 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 1,01 Prozent auf 132,12 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,70 Prozent auf 148,42 Punkte.

Ölpreise legen deutlich zu

Die Ölpreise haben am Montag an ihre deutlichen Aufschläge von vergangener Woche angeknüpft. Am Nachmittag kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 103,66 US-Dollar. Das waren 2,67 Dollar mehr als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 2,88 Dollar auf 95,94 Dollar.

Auftrieb erhalten die Erdölpreise seit einigen Tagen von der Aussicht auf ein geringeres Angebot. Vergangene Woche hatte es entsprechende Signale vom Ölriesen Saudi-Arabien und von anderen Mitgliedern des Rohölverbunds Opec+ gegeben. Analysten deuteten die Bemerkungen als Reaktion auf zuvor deutlich gefallene Ölpreise. Es soll offenbar verhindert werden, dass die mögliche Rückkehr des Irans an den Ölmarkt zu einem Preisverfall führt. Die Förderländer sind demnach darum bemüht, ihre Einnahmen über ein gewisses Preisniveau abzusichern.

Gestützt wurden die Ölpreise durch die Unsicherheit im Irak. Anhänger des einflussreichen Schiitenführers Muktada al-Sadr haben den Regierungspalast in Bagdad erstürmt. Damit spitzt sich die politische Krise im Irak weiter zu, nachdem Demonstranten vor einem Monat bereits in das Parlamentsgebäude eingedrungen waren. Auch rund zehn Monate nach der Parlamentswahl können sich die Parteien weder auf einen Präsidenten noch einen Regierungschef einigen, während das Land unter einer Wirtschaftskrise, Inflation und Korruption ächzt. Der Irak ist ein wichtiges Ölförderland.

Der Aussicht auf weniger Rohöl steht jedoch eine absehbar schwächere Erdölnachfrage gegenüber. Insbesondere in Europa steigen die Risiken einer wirtschaftlichen Talfahrt, ausgelöst durch die Furcht vor einer Erdgaskrise. Hintergrund sind die hohe Abhängigkeit Europas von russischem Erdgas und deutlich verminderte Lieferungen seitens Russlands. Konjunktursorgen löst zudem der Kampf vieler Notenbanken gegen die hohe Inflation aus.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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