Der Verlierer von gestern ist der Gewinner von heute

Markt Update: Dax verliert nach Fed-Entscheid – Zalando gestern flop, heute top – Shop Apotheke verliert zweistellig – Qualcomm überrascht mit guten Zahlen und stürzt dennoch ab

onvista · Uhr
Quelle: H-AB Photography/Shutterstock.com

Die zweite Oktoberhälfte war für den Dax eine gute Zeit – doch nun folgt Ernüchterung. Die Fed hat die Hoffnung beendet, dass sie auf die Bremse bei der Zinserhöhung drückt. Das drückte auch in Deutschland die Kurse. Zwischenzeitlich lag der Dax sogar mit 1,49 Prozent bei 13.059 Punkten im Minus. Er beendete den Handelstag mit einem Minus von 0,95 Prozent bei 13.130 Punkten.

Jerome Powell hatte zwar angekündigt, die Zinsen im Dezember weniger stark zu erhöhen. Das bedeutet übersetzt: Sie werden nicht mehr um weitere 0,75 Prozentpunkte erhöht, sondern um 0,5 oder gar 0,25. Aber: Das ist trotzdem eine Erhöhung. Und mit einer Spanne von 3,75 bis 4 Prozent liegt er schon hoch. „Es ist noch zu früh, um über ein Ende oder eine Pause bei den Zinserhöhungen nachzudenken“, so Powell. Das sagt alles aus.

Zalando: Gestern flop, heute top

Gestern stürzte Zalando an das Dax-Ende: minus 7,28 Prozent bei 22,53 Euro. Heute dagegen: plus 8,33 Prozent bei 24,71 Euro. Besser als kein anderer Dax-Wert.

Der Grund: Die Zahlen von Zalando. Zalando hat die Prognose bestätigt, allerdings nur die untere Spanne der Prognose. Positiv: Nach zwei verlustreichen Quartalen hat der Modehändler endlich wieder die Gewinnzone erreicht und die Zahl der aktiven Kunden übersprang die 50-Millionen-Marke. Die Maßnahmen zur Profitsteigerung haben gewirkt, wie Robert Gentz sagte.

Zalando hat einen Mindestbestellwert eingeführt, ab dem die Ware versandkostenfrei verschickt wird. Auch positiv: Die Zahl der Mitglieder bei Zalando Plus hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Und bald fängt das verkaufsstarke Weihnachtsquartal an. Grund genug für viele Anleger, Zalando an die Dax-Spitze zu schicken.

BMW: Gute Zahlen, dennoch Sturz ans Dax-Ende

Anders sieht es bei BMW aus: Der Umsatz in Q3 kletterte um 35 Prozent auf 37,2 Mrd. euro und das EBIT sprang um 28 Prozent auf 3,7 Mrd. Euro. Auch erfreulich: die Marge! 8,9 Prozent des Umsatzes blieben als Gewinn im Unternehmen; in Q3/21 lag diese Zahl bei 7,8 Prozent.

Trotz dieser guten Zahlen schickten die Anleger BMW an das Dax-Ende. Der Grund: trübe Aussichten.

BMW rechnet für das Rest des Jahres mit sinkenden Absatzzahlen aufgrund der sich verschlechternden Wirtschaftslage und der hohen Inflation. Verbraucher dürften sich, so die Sorge der Anleger, mit teuren Anschaffungen zurückhalten. Kurz zusammengefasst: Die Sorge um die zukünftige Nachfrage schickte die BMW-Aktie ins Minus. Diese Sorge ist nicht unbegründet, denn die Erfahrung zeigt, dass in Zeiten einer Rezession der Absatz um bis zu 20 Prozent absacken kann.

BMW verlor 4,09 Prozent und fiel auf 76,52 Euro.

Shop Apotheke: Der große Verlierer im SDax

Besonders hart getroffen hat es die Shop Apotheke: Die Versandapotheke stürzte um 11,5 Prozent auf 38,19 Euro. Der Grund: Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) setzte das E-Rezepts wieder aus. Am 1. September wurde das E-Rezept testweise eingeführt, nun wurde es widerrufen. Als Grund wurden Bedenken beim Datenschutz angeführt. Damit folgte die KVWL ihren Kollegen aus Schleswig-Holstein. Hier sollte auch am 1. September das E-Rezept getestet werden, allerdings widerrief die dortige Kassenärztliche Vereinigung kurz vorher das E-Rezept wegen datenschutzrechtlicher Bedenken.

Weiterer Verlierer dieser Entscheidung: die Schweizer Kollegen von Zur Rose. Sie verloren 15,66 Prozent und stürzten auf 23,92 CHF. Das ist der tiefste Stand seit dem Börsengang von 2017.

Qualcomm: Chiplieferant verliert ordentlich

Der US-Chiplieferant Qualcomm verliert über 7 Prozent und liegt derzeit bei knapp über 104 Dollar. Von seinem Hoch im Juli, als die Aktie noch 156,66 Dollar kostete, hat Qualcomm bereits ein Drittel an Wert eingebüßt. Tendenz: weiter sinkend.

Die Quartalszahlen von Qualcomm waren zwar gut (plus beim Umsatz und Gewinn), die Aussicht ist dagegen mies. Qualcomm, dessen Chips auch in Smartphones verbaut werden, geht davon aus, dass dieser Markt schrumpfen wird – und zwar mehr als erwartet. Bisher ging man von einem kleinen Minus aus, nun von einem niedrigen zweistelligen Prozenbereich. Grund genug für die Anleger, Qualcomm auf Talfahrt zu schicken.

Euro fällt unter 0,98 Dollar

Der Euro hat an seine Verluste vom Vortag angeknüpft. Er fiel sogar unter die Marke von 0,98 Dollar. Bis zum Mittag rutschte der Kurs auf 0,9753 US-Dollar. Das ist rund ein Cent weniger als im frühen Handel. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag noch auf 0,9908 Dollar festgesetzt.

Die Beschlüsse der Fed haben zu großen Bewegungen am Devisenmarkt geführt. Der Dollar war zunächst deutlich gefallen, konnte dann aber stark zulegen, während der Euro im Gegenzug unter Druck geriet. Die US-Notenbank hatte den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben, um die sehr hohe Inflation zu dämpfen. Powell machte klar, dass die Zinserhöhungen weitergehen werden, sollte sich die Inflation nicht spürbar senken. Diese Aussage wurde als Anlass genommen, dass auch im nächsten Jahr die Zinsen weiter erhöht werden. Das verlieh dem Dollar Aufschwung und setzte den Euro unter Druck.

(mit Material von dpa-AFX)

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