Heiko Böhmer: Wie geht es nach dem Januar-Boom weiter?

Heiko Böhmer · Uhr
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Das nennt man wohl einen Blitzstart: Die Börsen haben im Januar deutlich zugelegt. Ob DAX, S&P 500 oder EuroStoxx50: Viele maßgebliche Indizes sind fünf Prozent und mehr gestiegen. Nun gilt an der Wall Street der alte Spruch: Wie der Januar abläuft, so wird das Jahr laufen. Wie wahrscheinlich ist das für 2023?

Tatsächlich ist es so, dass in rund 80 Prozent der Fälle tatsächlich die Börse nach einem ersten positiven Monat das Jahr auch im Plus beenden. Und wenn der Januar besonders gut war – wie offensichtlich in diesem Jahr – dann ist die Wahrscheinlichkeit sogar noch höher.

Doch so einfach ist es dann doch nicht an der Börse: Hohe Gewinne im Januar lösen nicht automatisch deutliche Gewinne bei Aktien in den Folgemonaten aus. Es ist vielmehr so, dass es eben „nur“ ein guter Start in das neue Jahr ist. Doch in den folgenden elf Monaten ist alles möglich. Die Erträge zwischen Februar und Dezember sind statistisch nicht höher – nur weil der Januar so gut gelaufen ist.

Bei Verlustjahren hat der Januar keine große Aussagekraft

Auf der anderen Seite stehen die Verlustjahre, die allein statistisch schon sehr viel seltener auftreten: So ist etwa der S&P 500 Index in drei von vier Jahren gestiegen. Nun gab es nach Angaben von S&P seit 1929 immerhin 36 Jahre mit einem negativen Januar. Nach diesem Jahresstart ist es dann aber nur in 20 Jahren auch wirklich nach zwölf Monaten zu einem Verlust gekommen. Das entspricht einer Wahrscheinlichkeit von 55 Prozent und liegt damit nur knapp über dem Ergebnis eines Münzwurfs. Also zeigt sich hier die eingeschränkte Wirkung des Börsenspruchs: So wie der Januar läuft, so läuft das Börsenjahr.

Welche Erkenntnisse lassen sich aus dem guten Jahresstart im Januar gewinnen? Es fallen vor allem zwei Dinge auf: Etliche Einzelaktien haben im Januar deutlich stärker zugelegt als die breiten Indizes. Dazu zählen auch einige Börsenlieblinge der vergangenen Jahre, die zuletzt unter die Räder gekommen waren. Beispiel Meta: Nach den aktuellen Bilanzdaten hat die Aktie um fast 20 Prozent zugelegt, allein seit Jahresanfang summiert sich das Plus schon auf 50 Prozent.

Es liegen noch fast elf Monate vor uns… da kann noch viel passieren

Zum anderen sollten wir nicht vergessen: Es liegen noch elf Monate des Börsenjahres vor uns. Es kann noch sehr viel passieren, denn viele der Krisenherde, die zuletzt Druck auf die Börsen ausgeübt haben, sind immer noch da. Und auch wenn beispielsweise die US-Notenbank Fed nach dem Zinsschritt in dieser Woche die Zinsen möglicherweise nur noch ein weiteres Mal erhöhen wird, dann besteht dennoch die Möglichkeit, dass die Zinsen erst einmal hochbleiben werden. Viele Marktexperten erwarten bereits einen Zinsrückgang 2023 und bis Ende 2024 sogar deutliche Zinsschritte um bis zu 175 Basispunkte. Das lassen die aktuellen Prognosen erwarten. Doch wenn Fed-Chef Jerome Powell diese Erwartungen nicht erfüllt, dann kann das sehr positiv gestartete Börsenjahr 2023 noch sehr ruppig werden.

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