Anleger hoffen auf Ende der Zinserhöhungen

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Frankfurt (Reuters) - Nach den Zinsentscheiden der Fed und der EZB sind die Börsen am Donnerstag durchgestartet.

Der deutsche Leitindex Dax notierte zum Handelsschluss 1,7 Prozent höher bei 16.406,03 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, kletterte um 2,4 Prozent auf 4448,07 Zähler. Auch die wichtigsten US-Indizes lagen im Plus.

Die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed beschlossen bei ihren Sitzungen am Donnerstag und Mittwoch, die Schlüsselsätze um ein Viertel Prozentpunkt anzuheben. Knapp 80 beziehungsweise 60 Prozent der Investoren gehen derzeit davon aus, dass die Zinsen der beiden Notenbanken nun zunächst konstant bleiben. "Auch wenn der neue Kurs nicht bedeutet, dass es keine Zinsanhebungen mehr geben wird, sie sind in dieser Woche weit weniger wahrscheinlich geworden", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets.

Mit ihrem Zins-Marathon hat die Fed die Teuerungsrate bereits auf 3,0 Prozent gedrückt und damit in Sichtweite des Ziels von 2,0 Prozent. Die Kerninflationsrate im Euro-Raum liegt dagegen bei 5,5 Prozent. "Wenn sich allerdings die Inflationsdaten wie von vielen erwartet weiter verbessern, besteht durchaus die Möglichkeit, dass auch die EZB im September eine Pause einlegt", sagte Craig Erlam, Analyst vom Handelshaus Oanda.

EURO FÄLLT - STARKES US-BIP BEFLÜGELT DOLLAR

Die Aussicht auf das mögliche Ausbleiben einer Zinserhöhung der EZB bei ihrer nächsten Sitzung im September drückte die europäische Gemeinschaftswährung. Der Euro verlor knapp ein Prozent auf 1,0997 Dollar. "Es scheint, dass es der EZB nicht gelungen ist, die Tür für eine Pause zu öffnen, ohne zu viel Aufregung auszulösen, wie es ihr lieber gewesen wäre", kommentierte Erlam. "Möglicherweise werden wir in den kommenden Wochen Bemühungen sehen, dies zu korrigieren."

Das überraschend starke Wachstum der US-Wirtschaft beflügelte dagegen den Dollar-Index, der um 0,8 Prozent auf 101,713 Punkte zulegte. Das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um 2,4 Prozent zu. Von Reuters befragte Experten hatten ein Plus von 1,8 Prozent erwartet.

Bei den Unternehmen sorgte eine Flut von Quartalszahlen für Bewegung. Heidelberg Materials punktete mit einer Gewinnsteigerung und der Erhöhung des Jahresziels. Die Aktien notierten 5,1 Prozent fester. Auch die Chipwerte erwischten einen guten Tag: Infineon gewannen 5,6 Prozent, nachdem der Rivale STMicroelectronics Umsatzzahlen über den Erwartungen vorgelegt hatte. STMicro-Aktien sprangen um 8,6 Prozent in die Höhe. Aixtron schossen im MDax um 13,2 Prozent auf 35,02 Euro, den höchsten Stand seit 22 Jahren. Der Chip-Anlagenbauer hob die Prognose für das Gesamtjahr an.

AUTOBILANZEN VERUNSICHERN ANLEGER

Schwerer taten sich die Investoren mit der Bewertung der Autobilanzen. Vor allem Volkswagen musste mit einem Abschlag von 2,1 Prozent im Dax Federn lassen. Der Konzern hat das Ergebnis im zweiten Quartal dank abnehmender Lieferengpässe zwar kräftig gesteigert, ist wegen der unsicheren Konjunktur bei seiner Absatzprognose aber vorsichtiger geworden. Die Titel vom Mercedes-Benz starteten bis zu 1,7 Prozent schwächer, lagen zum Börsenschluss aber vier Prozent im Plus. Nach einem deutlichen Ergebnisanstieg im zweiten Quartal hob der Dax-Konzern das Gewinnziel für das laufende Jahr an.

RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar zog ein positives Fazit hinsichtlich der vorgelegten Berichte: Mit den deutschen Autobauern gehe es wieder bergauf, konstatierte der Analyst. "Aber die Anleger scheinen dem Braten noch nicht ganz zu trauen." Auch die Titel des französischen Autobauers Renault notierten trotz einer rekordhohen operativen Marge im ersten Halbjahr zunächst bis zu 2,1 Prozent schwächer, bevor sie sich bei einem Plus von zwei Prozent einpendelten.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Daniela Pegna; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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