ANALYSE/Citigroup: Pharmatreiber für Merck - Erholung bei Labor und Halbleitern

dpa-AFX · Uhr

NEW YORK (dpa-AFX) - Die Analysten der US-Bank Citigroup sind deutlich optimistischer als bisher für die weitere Entwicklung beim Darmstädter Merck-Konzern . Fachmann Peter Verdult setzt auf eine baldige Erholung des wichtigen Laborgeschäfts, und auch im Halbleitersegment dürfte es mit der Zeit wieder aufwärtsgehen, schrieb er in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Als große Triebfedern kommen für den Experten das Krebsmedikament Xevinapant und das Multiple-Sklerose-Mittel Evobrutinib aus der aktuellen Pharmapipeline hinzu.

Verdult verlässt daher seine neutrale Position an der Seitenlinie und spricht mit "Buy" eine Kaufempfehlung für Aktien des Dax-Unternehmens aus. Er hob das Kursziel 200 auf 210 Euro an, womit er den Aktien ein Aufwärtspotenzial von fast einem Drittel zutraut, denn aktuell notieren die Papiere bei rund 160 Euro. Sollte sich Verdults bestes Szenario bewahrheiten, sei sogar ein Kursanstieg bis auf 260 Euro drin. Das wäre dann mehr als Ende 2021, als die Aktie mit einem Wert von 231,50 Euro ihren bisher höchsten Stand erreicht hatte - seitdem ging es aber dann deutlich nach unten.

In seinem größten Standbein, der Laborsparte, litt der Merck-Konzern ähnlich wie Branchenwettbewerber zuletzt unter einem Nachfragerückgang. Viele Kunden bauen ihre in der Corona-Pandemie aufgestockten Lager ab und bestellen deshalb aktuell weniger. Verdult ist jedoch der Meinung, dass dies nicht mehr lange so weitergeht: Mit 2023 sei das Ende des Lagerabbaus erreicht, darauf deute auch eine Umfrage seiner Kollegen unter wichtigen Abnehmerbranchen hin sowie Aussagen von Mercks Wettbewerbern. Eine Trendwende wird demnach bereits für das vierte Quartal erwartet.

Auch die Flaute im Halbleitersegment dürfte laut dem Analysten bald vorbei sei. Dort sagt die Citigroup eine deutliche Erholung des Marktes für Silizium-Wafer für 2024 und 2025 voraus. Mit einem Rekordlagerbestand bei den 300mm-Wafern sollte sich die Lage bereits ab dem zweiten Halbjahr 2023 normalisieren, so Verdult. "Sind die Kunden erst einmal durch ihre Bestände hindurch, wird die Nachfrage wieder anziehen."

In der Pharmasparte gibt es laut dem Experten wiederum große Chancen mit dem Mittel Xevinapant. Damit könnte Merck einen Paradigmenwechsel bei der Behandlung von Krebserkrankungen des Gesichts- und Halsbereichs einläuten. Das Feedback von hochrangigen Medizinern sei bereits ermutigend. Verdult traut dem Medikament in der Spitze 1,4 Milliarden Euro Umsatz zu, mehr als doppelt so viel wie der Markt. Weitaus optimistischer als die Mehrheit seiner Analystenkollegen ist er auch für Evobrutinib gegen Multiple-Sklerose - dieses könnte bis zu 2,1 Milliarden Euro pro Jahr einspielen, glaubt Verdult. Mit den im Dezember anstehenden neuen Daten dürfte sich demnach ein attraktives Chance-Risiko-Profil für das Medikament ergeben.

Mit der Einstufung "Buy" sagt die Citigroup der Aktie für die kommenden zwölf Monate eine Gesamtrendite von mindestens 15 Prozent voraus./tav/ag/zb

Analysierendes Institut Citigroup.

Meistgelesene Artikel