Kolumne von Heiko Böhmer

Trotz hoher Bewertung: Wieso es lohnt, in Unternehmen mit "Burggraben" zu investieren

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Matt Gibson/ Shutterstock

Mit einzigartigen Geschäftsmodellen können Investoren einzigartige Gewinne erzielen. Es gibt Unternehmen, die haben schlicht einen strukturellen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Mitbewerbern und können den auch über lange Zeit verteidigen. Es lohnt sich, die Investmentstrategie an solchen Wettbewerbsvorteilen auszurichten. 

Sehr plastisch verdeutlicht das folgende Zitat von Warren Buffett die Kraft des strukturellen Wettbewerbsvorteils – auch wirtschaftlicher Burggraben oder auf Englisch "Moat" genannt: „Wenn mir jemand eine Milliarde Dollar geben würde mit dem Ziel, den Moat von Coca-Cola anzugreifen, würde ich das Geld zurückgeben und sagen: Das geht nicht.“ 

Tatsächlich ist Coca-Cola ein klassisches Beispiel für ein Unternehmen mit einem strukturellen Wettbewerbsvorteil. Im Grunde ist das US-Unternehmen nur ein Produzent von Erfrischungsgetränken. Doch wir alle wissen: Coca-Cola ist so viel mehr. Es steht für den American Way of Life. Die Produkte sind in mehr als 200 Ländern weltweit erhältlich. Die Kraft der Marke Coca-Cola ist nahezu unerreicht. Es gibt viele andere Erfrischungsgetränke aber nur eine Coke. Diese Marke hat wahrlich einen strukturellen Wettbewerbsvorteil.

Coca-Cola: Das klassische Beispiel für ein Moat-Unternehmen 

Klar ist aber auch: Dieser Vorteil ist altbekannt und hat für Investoren zwar in früheren Zeiten deutlich steigende Kurse gebracht. Auf Sicht der vergangenen beiden Jahrzehnte fällt die Bilanz aber nicht mehr so herausragend aus: Seit Anfang 2000 hat die Aktie bis heute nur um knapp 88 Prozent zugelegt. Doch der entscheidende Faktor für Investoren waren die Dividenden, die Coca-Cola seit 62 Jahren stetig gesteigert hat. Damit ist die Aktie ein sogenannter Dividenden-Aristokrat. Im gleichen Zeitraum hat im Übrigen der S&P 500 mit 246 Prozent die Coca-Cola Aktie klar abgehängt. 

Es lohnt sich weiterhin auf Unternehmen mit starken strukturellen Wettbewerbsvorteilen zu schauen. Dabei gibt es verschiedene Quellen für solche Vorteile. Die Markenbekanntheit gehört - wie am Beispiel Coca-Cola gezeigt – auf jeden Fall dazu. In die gleiche Kategorie der immateriellen Wettbewerbsvorteile fallen auch Patente.

Große Pharmakonzerne mit herausragenden Wirkstoffen sind hier ein gutes Beispiel. Diese Vorteile sind jedoch klar zeitlich begrenzt, so dass speziell Pharmaunternehmen immer wieder auf die Attraktivität der Produktportfolios und der Produktpipeline fokussiert sein müssen, um so den Wettbewerbsvorteil auch für längere Zeit konservieren zu können. 

Netzwerkeffekte werden immer wichtiger als Moat-Faktor 

Immer wichtiger werden in Zeiten von Social Media oder Online-Handel auch die Netzwerkeffekte als Wettbewerbsvorteile. Dabei profitiert der Anbieter oder die Plattform von jedem weiteren neuen Kunden – und das sogar überdurchschnittlich. Beispiel im Bereich Social Media ist hier Meta. Bei den Handelsplattformen sticht Amazon hervor. 

Das ist nur ein kleiner Auszug aus den verschiedenen wirtschaftlichen Wettbewerbsvorteilen. Die Geschäftsmodelle dieser wunderbaren Unternehmen heben sich klar von der Masse der Unternehmen ab. Sie haben aber auch einen Nachteil – vor allem für Value-Investoren, die stark auf die niedrige Bewertung von Unternehmen schauen.

Diese Kategorie an Unternehmen gibt es fast nie zu niedrigen Bewertungen im Vergleich zum Gesamtmarkt. Dafür schaffen es aber viele von ihnen, mittel- bis langfristig stärker zu wachsen als der Markt. Das schlägt sich dann auch in stetig steigenden Kursen wieder. Insofern spielt die niedrige Bewertung als Kriterium vor dem Kauf nur eine untergeordnete Rolle. 

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel