Kolumne von Heiko Böhmer

Was aktuell jeder Investor von Warren Buffett lernen kann

Heiko Böhmer · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Krista Kennell/Shutterstock.com

Warren Buffett, der legendäre US-Investor, hat ohne Frage eine beeindruckende Erfolgsbilanz an der Börse vorzuweisen. Als Vorsitzender der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway hat er seit 1965 den Wert der Aktie jedes Jahr um durchschnittlich 19,8 Prozent gesteigert. Im Vergleich dazu erreichte der S&P 500-Index lediglich eine jährliche Rendite von 10,2 Prozent. Nun ist der jährliche Brief an die Aktionäre von Berkshire ein Ereignis, das von vielen Investoren mit Spannung erwartet wird.

Neben dem Geschäftsbericht des vergangenen Jahres enthält dieser Brief wichtige Einblicke und Weisheiten. In diesem Jahr war die Aufmerksamkeit besonders groß, da Buffetts langjähriger Freund und Geschäftspartner Charlie Munger im November 2023 verstorben ist. Munger spielte eine entscheidende Rolle bei Berkshire Hathaway und wird bei der Hauptversammlung im Mai 2024 schmerzlich vermisst werden. Die berühmte Fragestunde mit Buffett und Munger wird ohne Munger eine andere Dynamik haben. 

Respektiere die Leistung von anderen

In seinem diesjährigen Brief würdigt Buffett Munger als den Architekten von Berkshire Hathaway. Er selbst bezeichnet sich bescheiden als den Konstruktionsleiter. Munger habe ihn immer wieder auf den richtigen Weg gebracht und seine alten Gewohnheiten korrigiert. Munger agierte im Hintergrund und ließ Buffett im Rampenlicht stehen − und erhielt selbst selten Anerkennung. Diese besondere Beziehung zwischen den beiden erinnert Buffett dann eine Mischung aus älterem Bruder und liebevollem Vater. Munger habe ihm stets die Zügel überlassen und nie auf Fehler hingewiesen.

Eine wichtige Lektion für Investoren lautet daher: Respektiere die Leistung von anderen, auch wenn du selbst im Rampenlicht stehst. Eine weitere wichtige Lehre aus Warren Buffetts Brief an die Aktionäre bezieht sich auf die Haltedauer von Investments. Buffett betont, dass er sich seit seinem ersten Aktienkauf im Jahr 1942 ganz auf Aktien, insbesondere US-Aktien, konzentriert hat. Diese langfristige Perspektive hat sich für ihn bewährt. Obwohl die meisten Investoren nicht über 80 Jahre lang in Aktien investieren, ist die Botschaft klar: je länger der Zeithorizont bei Aktien, desto besser.

Haltedauer von Aktien – je länger, desto besser

Buffett hat dabei im Laufe der Jahrzehnte nicht nur in Aktien investiert, sondern auch strategisch in andere Bereiche. Unternehmen wie der Autoversicherer Geico und das Eisenbahnunternehmen Burlington Northern Santa Fe sind stabile Säulen im Portfolio von Berkshire Hathaway.

Letzteres hat Buffett im Krisenjahr 2009 mit einem 44-Milliarden-Dollar-Deal erworben. Buffett merkt dazu an, dass dieses Unternehmen noch in 100 Jahren zu Berkshire gehören wird. Grundsätzlich legt Buffett großen Wert auf die operative Stärke von Berkshire. Eine Neuregelung zur Berechnung des Nettogewinns hat für die Beteiligungsgesellschaft große Veränderungen gebracht. So werden die Aktienbeteiligungen nicht nach dem Einstiegskurs bewertet, sondern in jedem Quartal zum aktuellen Kurs im Verhältnis zum Einstiegskurs. Das führt zu großen Schwankungen beim Nettogewinn.

Ein Blick auf die letzten Geschäftsjahre zeigt dies:

2021: ein Gewinn von 90 Milliarden Dollar

2022: ein Verlust von 23 Milliarden Dollar

2023: mit den deutlich gestiegenen Aktienkursen erzielte Berkshire Hathaway einen Gewinn von 96 Milliarden Dollar.

Operative Stärke von Unternehmen wichtiger als der Nettogewinn

Diese Zahlen sagen jedoch wenig über die operative Stärke des Unternehmens aus. Stattdessen ist der operative Gewinn das entscheidende Maß. Dieser stieg von 27,6 Milliarden Dollar im Jahr 2021 auf 30,9 Milliarden Dollar im folgenden Jahr und erreichte im abgelaufenen 2023 sogar 37,4 Milliarden Dollar.

Hier zeigt sich deutlich: Die langfristige Perspektive und die operative Stärke sind für Buffett viel wichtiger als kurzfristige Schwankungen in den Gewinnen. Das waren nur einige kleine Aspekte des Briefs an die Aktionäre von Warren Buffett. Wie die veränderte Hauptversammlung ablaufen wird, werde ich dann Anfang Mai vor Ort in Omaha (Nebraska) erleben und an dieser Stelle ausführlich vorstellen.

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