Dax sendet Erholungssignale – Anleger verarbeiten Trump-Enttäuschung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die ersten Reaktionen auf die Pressekonferenz des künftigen US-Präsidenten waren: Ernüchterung und fallende Kurse. Einige Börsianer halten das für überzogen.

Der Dax erholt sich ein wenig von seinem jüngsten Rückschlag. Zum Start in den letzten Tag der Handelswoche kletterte der deutsche Leitindex um rund 0,5 Prozent auf 11.580 Punkte. Tags zuvor war der Index im Zuge der Enttäuschung vieler Anleger über die Pressekonferenz des zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump um rund ein Prozent abgerutscht und hatte den Ausbruchsversuch aus der jüngsten damit erst einmal aufgegeben.

Die Aktien-Rally der vergangenen Wochen sei größtenteils dem sogenannten “Trump-Effekt” zugeschrieben worden, kommentierte Markus Huber vom Börsenmakler City of London Markets. Nun müsse sich zeigen, wie lange die Händler noch ruhig und zuversichtlich blieben, dass Trump auch tatsächlich seine Ankündigungen einlöse. Marktexperte Jens Klatt zeigte sich überrascht davon, dass sich die Verkäufe an den Aktienmärkten immer noch in Grenzen hielten und nicht schon längst größer ausgefallen seien.

Die an Enttäuschungen reiche Rede des künftigen US-Präsidenten wirkte am Donnerstag auch an der Wall Street negativ nach, so dass die wichtigsten Aktienindizes leicht tiefer schlossen. Zahlreiche Analysten bemängelten mit Blick auf die Aussagen Trumps, dass es an Einblicken gefehlt habe, wie die umfangreichen fiskalpolitischen Stimuli und Steuersenkungen aussehen könnten, die der Republikaner auf den Weg bringen wolle, um ‘America great again’ zu machen.

US-Anleger voller Ernüchterung

Der Dow Jones Industrial fiel um 0,3 Prozent auf 19.891 Punkte und entfernte sich damit von der zuvor noch nie erreichten Marke von 20.000 Punkten. Zwischenzeitlich war der US-Leitindex sogar um knapp 1 Prozent abgesackt. Im Schlepptau der steigenden Rohstoffnotierungen jedoch konnte sich das Börsenbarometer im späten Handel etwas erholen. Der breiter gefasste S&P 500 gab um 0,2 Prozent auf 2270 Zähler nach. Für den technologiewertelastigen Nasdaq 100 ging es um 0,2 Prozent auf 5041 Punkte nach unten. Er hatte zur Wochenmitte noch ein Rekordhoch erreicht.

Mit Blick auf die Einzelwerte brachen am Donnerstag die Aktien von Fiat Chrysler um mehr als 18 Prozent ein. Nach Volkswagen ist mit dem italienisch-amerikanischen Branchenriesen ein zweiter Autobauer wegen möglichen Abgasbetrugs ins Visier der Behörden geraten. Konkret steht Fiat Chrysler im Verdacht, bei rund 100.000 Dieselwagen die Emissionswerte von Stickoxiden gefälscht zu haben. Das Unternehmen geht hingegen davon aus, sich mit seiner Abgastechnik im legalen Rahmen zu bewegen.

Schwächerer Außenhandel - übertriebene Reaktionen

Von Konjunkturseite stehen heute aus den USA Einzelhandels- und Erzeugerpreise sowie die Lagerbestände, später folgt das von der Uni Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen. Enttäuschende Handelszahlen kamen am Morgen aus China. Die Ausfuhren fielen im Dezember in US-Dollar gerechnet unerwartet stark um 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Importe legten um 3,1 Prozent zu, was aber vor allem durch die Auffüllung der Lagerbestände vor dem frühen chinesischen Neujahrsfest Ende Januar erklärt wurde. Damit fielen sowohl die Ex- als auch die Importe schwächer aus als Experten erwartet hatten.

In China gerieten die Festlandsbörsen im Zuge der schwächer ausgefallenen Außenhandelsdaten unter Druck. Der CSI 300, in dem die wichtigsten Unternehmen des Festlands gelistet sind, pendelt zwischen Plus und Minus. In Japan wiederum konnte der Nikkei zulegen. Zum einen profitierte der Leitindex von gut ausgefallenen Zahlen verschiedener Einzelhändler. Zum anderen seien viele Anleger inzwischen der Meinung, dass die Abschläge infolge der für Investoren enttäuschend ausgefallenen Pressekonferenz von Donald Trump überzogen gewesen seien, hieß es von Analysten aus Tokio.

Geschäftsberichte der US-Banken

Unternehmensseitig rücken am heutigen Nachmittag die US-Banken Bank of America, JPMorgan und Wells Fargo mit ihren Quartalszahlen in den Fokus. Spannend werde, ob die Unternehmensgewinne als wichtigste Triebfeder für Aktien von Trumps Maßnahmen profitierten, sagt Volkswirt Carsten Klude vom Bankhaus M.M. Warburg.

Bei den deutschen Einzelwerten fielen die Aktien des Fernsehsenders ProSiebenSat.1 vorbörslich bereits besonders positiv auf. Sie legten am Morgen zu und profitierten von einer neuen Kaufempfehlung der US-Investmentbank Goldman Sachs. Die im vergangenen Jahr unterdurchschnittliche Kursentwicklung von ProSiebenSat.1 sei übertrieben ausgefallen, hieß es von den Analysten.

In den Blick geraten dürften zudem die Papiere des Modekonzerns Hugo Boss. Händlern zufolge hat die US-Bank Citigroup ihre Kaufvotum gestrichen und die Titel auf “Neutral” abgestuft. Zudem verarbeiten die Anleger die jüngsten Verkehrszahlen des Flughafenbetreibers Fraport. Börsianern zufolge bieten die Kennziffern allerdings keine größeren Überraschungen.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

Neueste exklusive Artikel