Dax startet mit Verlusten – Anleger vor Italien-Referendum zurückhaltend

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das Verfassungsreferendum in Italien wirft bereits seine Schatten voraus. Anleger am deutschen Aktienmarkt werden vorsichtig, vorsichtiger noch als ohnehin schon.

Nach der Trump-Rally, die vor allem die Kurse am US-Aktienmarkt beflügelt haben, dürften die Anleger am deutschen Aktienmarkt vorerst weiter zaudern. Es ist vor allem das italienische Verfassungsreferendum, das für Zurückhaltung sorgt. Die für den 4. Dezember angesetzte Abstimmung über eine Reform des Senats könnte den Euroraum mittelfristig in große Probleme stürzen könnte. Umfragen sagen eine Ablehnung des von Ministerpräsident Matteo Renzi angestrebten Umbaus voraus. Bei einem “Nein” sind Neuwahlen wahrscheinlich, aus denen die euro-kritische Fünf-Sterne-Bewegung als Sieger hervorgehen könnte.

Doch nicht nur das Referendum in Italien lässt Börsianer aufhorchen, auch die Geldpolitik bleibt ein Thema. EZB-Präsident Mario Draghi wird an diesem Montag vor dem Europäischen Parlament in Brüssel sprechen, bevor in der kommenden Woche zur Zentralbank-Sitzung neben der Leitzinsentscheidung auch Aussagen zur künftigen geldpolitischen Richtung erwartet werden.

Darüber hinaus lohnt in der neuen Woche ein Blick auf die Ölpreise, die in diesem Jahr bereits oft die Richtung am Aktienmarkt vorgegeben haben. Sie stehen unter dem Eindruck des Mitgliedertreffens der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) am Mittwoch in Wien. Dort dreht sich alles um eine Frage: Wie kann die zuletzt im September grundsätzlich beschlossene Kürzung der Fördermenge tatsächlich umgesetzt werden.

Seitwärts immer weiter seitwärts

Vor dem Hintergrund der zahlreichen Unwägbarkeiten sieht Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar die zähe Phase am deutschen Aktienmarkt noch nicht enden. Auf Sicht von mehreren Monaten stecke der Markt “unverändert zwischen rund 10.200 und 10.800 Punkte fest”. Allerdings bewegten sich die Kurse schon länger am oberen Ende dieser Spanne und Rückschläge bis 10.600 Punkte würden bereits zu Käufen genutzt. Anleger könnten daher – in Anbetracht des übergeordneten Trends – weiter vorsichtig optimistisch bleiben.

Zum Wochenauftakt jedoch herrscht am deutschen Aktienmarkt wenig Zuversicht. Der Dax startete mit leichten Verlusten in den Handelstag. In den ersten Minuten verlor er mehr 0,6 Prozent und rutschte in Richtung 10.600 Punkte Den vergangenen Freitag hatte der deutsche Leitindex mit 10.699 Punkten beendet, was auf Wochensicht immerhin zu einem Mini-Plus von 0,3 Prozent reichte.

Was macht die Wirtschaft?

In der neuen Woche haben derweil vor allem Konjunkturdaten aus den USA das Zeug, die Kurse zu bewegen. Besonders im Fokus steht am Freitag wohl der Arbeitsmarktbericht für November. Der Job-Report zählt traditionell zu den wichtigsten Ereignissen für die Anleger, weil er Hinweise über die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed liefert.

Diese habe zuletzt hervorgehoben, dass es lediglich weniger weiterer konjunktureller Stabilisierungsanzeichen – im Originalton: “some further evidence” – bedürfe, um den Leitzins im Dezember ein weiteres Mal anzuheben, schrieb Analystin Jana Meier vom Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt. Höhere Zinsen sind für Anleger allerdings ein zweischneidiges Schwert: Einerseits machen sie Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren weniger attraktiv, andererseits aber sind sie auch Abbild eines wirtschaftlichen Aufschwungs, von dem insbesondere Aktienanlagen profitieren sollten.

Übernahmeversuche und andere Probleme

Von Unternehmensseite schließlich sind in der neuen Woche wenige Impulse zu erwarten. Am Montag legt der Automobilzulieferer Stabilus seine Jahreszahlen vor. Zur Wochenmitte folgt der Start-up-Entwickler Rocket Internet mit Resultaten zum dritten Quartal. Zudem lädt Europas größter Versicherer Allianz zum Kapitalmarkttag nach München ein, um über die Unternehmensstrategie zu sprechen. Der Autobauer VW steht zugleich wegen seiner nächsten gerichtlichen Anhörung zum Dieselskandal in San Francisco im Fokus.

Am Montag ist es aber vor allem der Energiekonzern Eon, der Aufmerksamkeit auf sich zieht. Eon rüstet sich nach dem dramatischen Kursverlust an der Börse gegen einen möglichen unerwünschten Übernahmeversuch. Vorstandschef Johannes Teyssen stellte in den vergangenen Wochen ein neues Abwehrteam aus Banken und Anwälten zusammen, das das Unternehmen im Falle einer Attacke unterstützen soll.

Weniger erfreulich sind zudem die jüngsten Meldungen zur Deutschen Telekom und Lufthansa. Im Telekom-Netz kam es am Wochenende bundesweit zu Störungen. Die Telekom selbst sagte, dass Ausmaß und Umfang noch unklar seien, aber Internet, Telefonie und Fernsehen betroffen wären. Am Frankfurter Flughafen müssen sich zudem Passagiere der Lufthansa nach einer Streikpause am Sonntag und Montag wieder auf massive Flugausfälle einrichten. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) rief für Dienstag und Mittwoch zum erneuten Ausstand auf.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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