Dax wagt nächsten Stabilisierung – Anleger bleiben zurückhaltend

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Seit Tagen dominieren die roten Zahlen. Der gestrige Erholungsversuch verlief im Sande. Heute startet der Dax den nächsten Anlauf. Doch Börsianer scheinen nicht überzeugt.

Die jüngste Dax-Bilanz ist ernüchternd. Vier Handelstage in Folge hat der Dax mit einem Minus geschlossen. Die Verluste seit dem vergangenen Mittwoch betragen rund 350 Punkte. Heute startete der Dax zwar mit leichten Gewinnen von 0,4 Prozent auf 10.425 Punkten in den Handel. Doch selbst die freundliche Eröffnung dürfte nur wenige Börsianer in Kauflaune versetzen.

Gestern hatte sich der Index ebenfalls die meiste Zeit des Tages von seiner freundlichen Seite gezeigt, war aber am Nachmittag deutlich abgerutscht. Der Endstand von 10.387 Punkten knapp über dem Tagestief bedeutete ein Minus von 0,4 Prozent. Die Unsicherheit über die weiteren Zinsschritte der US-Notenbank habe die Märkte im Griff, hieß es aus dem Handel.

So hat die Wall Street am Dienstag ebenfalls den Rückwärtsgang eingelegt. Zum Schluss stand der Dow Jones Industrial 1,4 Prozent tiefer bei 18.067 Punkten. Damit setzte der US-Leitindex seinen Zickzack-Kurs fort – an den vergangenen Tagen hatten widersprüchliche Aussagen von US-Notenbankern zur künftigen Geldpolitik für Kurskapriolen gesorgt. Der marktbreite S&P-500-Index fiel am Dienstag um 1,5 Prozent auf 2127 Zähler und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,9 Prozent auf 4723 Punkte.

Zinsentwicklung im Blick

Die Geldpolitik der Notenbanken bleibt das bestimmende Thema an den Märkten. Anleger spekulieren weiter über den Zeitpunkt der nächsten Leitzinserhöhung in den USA. Aber auch die zinspolitischen Entwicklungen im Euro-Raum werden genau verfolgt.

Am Vorabend hatte sich das EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger gegen eine weitere Leitzinssenkung in der Eurozone ausgesprochen. Anstelle von neuen geldpolitischen Maßnahmen sei nun etwas Geduld notwendig. Die Notenbankerin verwies auf die konjunkturelle Entwicklung im gemeinsamen Währungsraum. Das Wirtschaftswachstum sei wieder “in der Spur”, sagte Lautenschläger. In wie weit ihre Aussagen von Konjunkturdaten gestützt werden, könnten am heutigen Vormittag frischen Zahlen zur Industrieproduktion in der Eurozone zeigen

Übernahmegebot aufgestockt

Von Unternehmensseite dürften die Aktien von Bayer die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Im milliardenschweren Übernahmepoker zwischen dem Pharma- und Chemiekonzern sowie dem US-Rivalen Monsanto geht es Kreisen zufolge auf die Zielgerade. Die Deutschen wollten den Preis erneut erhöhen und nun rund 129 Dollar je Monsanto-Aktie bieten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Um den Amerikanern die Zustimmung zu erleichtern, habe Bayer zudem die Ausfallprämie verdoppelt.

Eine offizielle Mitteilung von Bayer könne kurz nach der Aufsichtsratssitzung der Deutschen an diesem Mittwoch erfolgen, hieß es weiter. Ein Händler wertete einen Abschluss des Deals bei einem Preis von unter 130 Dollar je Monsanto-Aktie als leicht positiv für die Papiere beider beteiligter Unternehmen. Anleger treibt seit der Veröffentlichung der Übernahmepläne die Sorge um, dass sich Bayer finanziell überhebt.

Bilanz nach einem Jahr „Dieselgate“

In den Fokus gerät heute zudem erneut die Abgasaffäre bei Volkswagen. Ein Jahr nach dem Ausbruch des Skandals kämpft der VW-Konzern an so vielen Fronten wie nie zuvor. In der Affäre um weltweit elf Millionen manipulierte Dieselautos sind allenfalls frühe Etappen genommen. So kostet ein erster Vergleich in den USA bis zu 14,7 Milliarden Dollar (aktuell 13,1 Mrd Euro). Es drohen aber weitere Zivilklagen und auch strafrechtliche Folgen.

Bei einer Betriebsversammlung im Wolfsburger Stammwerk wird die VW-Konzernspitze heute eine Analyse der Lage präsentieren. Bilanz ziehen dabei Konzernchef Matthias Müller, Personalvorstand Karlheinz Blessing, Betriebsratschef Bernd Osterloh und VW-Markenchef Herbert Diess. Auch Vorstandsmitglied Christine Hohmann-Dennhardt, die seit Januar „Integrität und Rech“ lenkt, soll Rechenschaft ablegen.

Die Versammlung am VW-Hauptsitz Wolfsburg mit den dort mehr als 60.000 Beschäftigten hat keinen öffentlichen Teil. Fest stehe aber, dass die Folgen des Diesel-Debakels thematisiert werden. Zur Schuldfrage seien dabei noch keine Antworten zu erwarten.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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