Der Dax muss sich nicht hinter dem Dow verstecken

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Wall Street eil von Rekord zu Rekord. Noch nie stand der Dow höher. Der Dax hingegen scheint weit abgeschlagen. Doch der Eindruck täuscht.

Der Dax kann mit der Wall Street nicht mithalten, scheinbar. Während die US-Börsen am laufenden Band neue Bestmarken aufstellen, ist für den deutschen Leitindex offenbar bereits das bisherige Jahreshoch von 11.893 Punkten eine zu hohe Hürde. Mehr als 11.800 Punkte sind derzeit nicht drin. Noch weiter weg ist das Rekordhoch aus dem April 2015, als der Dax bis auf fast 12.400 Punkte gestiegen war.

An der Wall Street hingegen klettern die wichtigsten Indizes auf immer neue Höchststände. Der Dow hat mittlerweile die Schwelle von 20.000 Punkten weit hinter sich gelassen. Am Mittwoch überwand er erstmals die Marke von 20.600 Punkten. Der S&P 500 legte auf 2349 Punkte zu. Für den Nasdaq 100 ging es auf 5302 Punkte nach oben. Alles Rekordmarken. Die US-Börsen scheinen dem deutschen Aktienmarkt immer weiter zu enteilen.

Doch das ist nur eine Momentaufnahme.

Der Blick zurück

Vor einem Jahr stand der Dax bei 9135 Punkten. Die 11.793 Zähler, mit denen der deutsche Leitindex gestern aus dem Handel gegangen ist, bedeuten einen Kursgewinn von 29 Prozent. Da kann der selbst der zuletzt so starke Dow Jones nicht mithalten. Er kommt im selben Zeitraum nur auf einen Zuwachs von 27 Prozent.

Bei den anderen wichtigen US-Indizes sieht es trotz ihrer jüngsten Rekordstände nur wenig anders aus. Der technologielastige Nasdaq 100 kommt immerhin auf eine Jahresperformance von 29 Prozent, während für den markbreiten S&P 500 nur rund 24 Prozent zu Buche stehen. Zum Vergleich: Der MDax der mittelgroßen Werte hat seit Mitte Januar 2016 um 27 Prozent zugelegt, während der Technologiewerteindex TecDax um 22 Prozent gestiegen ist.

Dennoch scheint insbesondere der Dax im Vergleich zum Dow zuletzt etwas zu schwächeln. Das hat vor allem zwei Gründe: die Ausreißer in 2015 und die unterschiedliche Index-Zusammensetzung.

Die Ausreißer

In den vergangenen zehn Jahren haben sich Dax und Dow häufig sehr ähnlich entwickelt. Im deutschen Leitindex jedoch sind die Ausschläge zuletzt größer geworden. Vor allem 2015 war ein Jahr der Extreme. Auf einen Sprung über 12.000 Punkte folgte ein Sturz um rund 3000 Zähler, von dem sich der Dax im vergangenen Jahr schrittweise erholte.

Dax

Der Dow hingegen klettert seit 2009 wie an der Schnur gezogen. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2015 erlaubte sich der US-Index zwar einen kleineren Durchhänger. Da aber der vorangegangene Kursanstieg weit weniger steil war als beim Dax, fiel auch der darauffolgende Einbruch nicht so deutlich aus.

Dow

Seit rund einem Jahr laufen Dax und Dow wieder in ähnlichen Bahnen. Hätte es 2015 nicht die extremen Ausreißer gegeben, würde derzeit niemand davon reden, dass der deutsche Aktienmarkt der Wall Street hinterherhinkt. Stattdessen wäre auch die Dax-Berichterstattung von der Jagd nach immer neuen Rekorden bestimmt.

Und dennoch: Gerade in den vergangenen Wochen klafften Dax- und Dow-Performance auseinander. Diese unterschiedliche Kursentwicklung das lässt sich zu seinem großen Teil durch die unterschiedliche Index-Zusammensetzung erklären.

Die Zusammensetzung

Um 1,8 Prozent hat der Dax seit Mitte Januar zugelegt. Das ist nicht schlecht, doch der Dow Jones hat deutlich mehr vorzuweisen: In den vergangenen vier Wochen kletterte er um 4,1 Prozent.

Angeführt wird die Dow-Gewinnerliste von drei Technologiekonzernen: Ganz oben steht Apple mit 14 Prozent Kursgewinn, dahinter folgen Cisco und IBM mit jeweils rund 9 Prozent. Allein Apple, das wertvollste Unternehmen der Welt, hat eine Marktkapitalisierung von rund 680 Milliarden Euro. Zusammengerechnet sind Apple, Cisco und IBM mit gut einer Billionen Euro fast so viel Wert wie alle 30 Dax-Unternehmen zusammen.

Der deutsche Leitindex hingegen wird viel wenig stark durch Technologiekonzerne geprägt. Dort spielt die Chemie- und die Automobilindustrie eine größere Rolle. Bayer, BASF, Daimler, BMW und Volkswagen bestimmen zu gut einem Drittel die Dax-Entwicklung. Allein die drei Autobauer stehen zudem für knapp 20 Prozent aller Umsätze der Dax-Konzerne.

Schwächeln die Chemie- und Auto-Aktien, schwächelt der Dax. In den vergangenen vier Wochen konnte nur Bayer überzeugen. Die Aktie des Leverkusener Chemiekonzerns stieg um rund 4 Prozent, während BASF auf ein Plus von 1 Prozent kommt. Daimler, BMW und Volkswagen hingegen gehörten zu den größten Dax-Verlierern.

Während die Aktien von BMW und VW knapp 2 Prozent nachgaben, büßte die Daimler-Aktie fast 5 Prozent an Wert ein. Dass der Dax zuletzt nicht ganz mit dem Dow mithalten konnte,  hat zu einem großen Teil mit dem Stuttgarter Autobauer zu tun.

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Foto: Bankenverband, Jochen Zick/Action Press / flickr.com, Lizenz: CC BY-ND 2.0

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