Die Ausländer machen’s den Inländern vor

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Nur gut, dass wenigstens Ihr Euch für Aktien interessiert. Nee, ich fang jetzt nicht wieder an mit den Statistiken über die vielen Falsch-Sparer unter den Deutschen mit ihrer Schiss vor dem Risiko. Aber alljährlich kriegen wir von einem der ganz großen Wirtschaftsprüfungs- und Unternehmensberatungskonzerne durch die internationale Brille vor Augen gehalten, wie man’s macht - nämlich in Aktien investieren.

Die neue Untersuchung (Ihr habt darüber vielleicht in den Medien gelesen) liefert keine spektakuläre Veränderung des Bilds. Aber deutsche Anleger bleiben bei deutschen Aktiengesellschaften in der Minderheit, internationale Investoren haben nach wie vor den meisten Spaß mit unseren Unternehmensperlen. Hier nochmal ein paar der wichtigsten Zahlen aus der am Montag vorgelegten Untersuchung von Ernst & Young (EY).

Die Dax-Konzerne schütten in diesem Jahr 29,2 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner aus - davon fließen allerdings 57 Prozent bzw. 16,8 Milliarden Euro ins Ausland. Denn im Durchschnitt liegt mehr als jede zweite Aktie der DAX-Unternehmen (55,3 Prozent) in Depots ausländischer Investoren. Bei fünf Dax-Unternehmen sind mehr als 70 Prozent der ausgegebenen Aktien in ausländischer Hand (Deutsche Börse, Linde, adidas, Infineon und Bayer), insgesamt 19 Unternehmen sind zu mindestens 50 Prozent im Besitz ausländischer Aktionäre. Den geringsten Anteil ausländischer Aktionäre weist die Lufthansa auf, bei der nur ein Viertel der Aktien ausländischen Anlegern gehört.

Jedenfalls haben sich Engländer, Amis und Sonstige nicht von den zeitweise doch irren Marktschwankungen 2015 abschrecken lassen - anders als viele überängstliche Bundesbürger. Die Ausländer bleiben stabil in unseren großen Unternehmen engagiert, und das schon seit Jahren. Im langfristigen Vergleich wird sogar deutlich, dass unsere ausländischen Freunde ihr Engagement im Dax-Segment voll stark ausgebaut haben: Bei den 22 Unternehmen, von denen entsprechend alte Daten vorliegen, stieg der Auslandsanteil von durchschnittlich 45 Prozent im Jahr 2005 auf 58 Prozent im Jahr 2015. Die Gründe kannst du jetzt auseinander pflücken - zusammengefasst ist das der Ausdruck für die hohe Wertschätzung der deutschen Konzerne auf dem Weltmarkt. Die Investoren zwischen China und Ami-Land wissen halt, was sie von Siemens, BASF und Daimler haben.

Worauf ich immer und immer wieder bei der Beurteilung von Kursentwicklungen hinweise: Privatanleger bleiben in der Minderheit. Der Großteil der Dax-Werte ist im Besitz institutioneller Anleger, also insbesondere der Pensions- und Investmentfonds, Versicherungen und Kreditinstitute: Die halten im Schnitt etwa 64 Prozent. Und die machen dementsprechend die Musik an der Börse - ich nenne diese Institutionen die „marktbestimmenden Kräfte“. Private Investoren sind nur mit 11 Prozent vertreten, sogenannte strategische Investoren wie Familien und Unternehmen halten 12 Prozent der Aktien.

Solange diese Konstellation so bleibt, ist sie für mich auch ein wichtiges Argument für den von Analysten oft kritisierten „Home Bias“, also die Übergewichtung der heimischen Aktien im Depot vieler Privatanleger. Wir können von den Aktienroutiniers aus anderen Ländern viel lernen - zum Beispiel Standardwerte langfristig zu kaufen. Dazu haben wir auch noch unsere ganz besondere Stärke, den deutschen Mittelstand. Der ist vor allem im MDax vertreten. Glaubt mir, Freunde, auch den haben die internationalen Profis längst entdeckt.

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