VW-Skandal belastet Konjunkturerwartungen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Deutsche Finanzexperten blicken erneut skeptischer auf die wirtschaftliche Entwicklung. Ein Grund für die getrübte Stimmung: der Abgas-Skandal bei Volkswagen.

Börsenprofis bewerten die Aussichten für die deutsche Wirtschaft abermals schlechter. Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel im Oktober bereits den siebten Monat in Folge – und zwar überraschend kräftig um 10,2 auf 1,9 Punkte. Das ist der niedrigste Wert seit Oktober 2014. Bankvolkswirte hatten zwar mit einem Rückgang gerechnet, aber nur auf 6,5 Punkte.

Das ZWE hat vor allem zwei Gründe für den Rückgang ausgemacht. “Der Abgasskandal bei Volkswagen und die Wachstumsschwäche der Schwellenländer dämpfen die Konjunkturaussichten”, so ZEW-Präsident Clemens Fuest die Daten. “Aufgrund der nach wie vor guten wirtschaftlichen Ausgangslage im Inland und der voranschreitenden konjunkturellen Erholung der Eurozone dürfte ein Abrutschen Deutschlands in die Rezession allerdings wenig wahrscheinlich sein.“

Die konjunkturellen Lage in Deutschland bewerteten die Experten indes ebenfalls schlechter: Das entsprechende Barometer zur Beurteilung fiel um 12,3 auf 55,2 Zähler. Hier hatten Ökonomen 64,7 Punkte erwartet. Ähnlich trübe ist auch die Entwicklung in der gesamten Eurozone. Hier fielen die Erwartungen von 3,2 Punkten im Vormonat auf 30,1 Punkte. Die Bewertung für die aktuelle Konjunkturlage sank um 1,5 Punkte auf minus 11,2 Punkte.

Ökonomen uneins über konjunkturelle Lage

“Der VW-Abgasskandal dürfte auf das sensible Gemüt der befragten Finanzmarktanalysten gedrückt haben”, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Zudem hätten auch enttäuschend ausgefallene Auftragseingänge für die deutsche Industrie und das turbulente Geschehen in China den Konjunkturoptimisten den Wind aus den Segeln genommen. Allerdings hätten sich in den vergangenen Jahren die Konjunkturindikatoren volatiler entwickelt als die tatsächliche Konjunkturlage. “Die Rahmenbedingungen bleiben für die deutsche Wirtschaft nach wie vor günstig”, versicherte Gitzel.

Deutlich skeptischer äußerten sich Analysten des britischen Analysehauses Capital Economics. Die Daten deuteten auf eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums im laufenden Jahr hin. Der deutsche Konjunkturzyklus habe seinen Höhepunkt offenbar schon hinter sich. Dafür sprächen auch die zuletzt schwachen Zahlen zur Industrieproduktion und zum Außenhandel.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
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