Europas Anleger auf der Hut - Inflation und Bilanzen im Blick

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Frankfurt (Reuters) - Hin- und hergerissen zwischen Inflationssorgen und der Hoffnung auf gute Firmenbilanzen haben sich Europas Anleger am Mittwoch kaum vorangewagt.

Der Dax verlor 0,2 Prozent auf 12.741,41 Punkte, der EuroStoxx50E lag indes 0,3 Prozent höher bei 3474,87 Zählern. Der US-Standardwerteindex Dow Jones notierte kaum verändert bei 30.520 Zählern.

"Ohne Nachrichten oder andere Katalysatoren warten die Märkte in dieser Woche mit einer sehr hohen Volatilität auf", schrieb Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets. Von den Unternehmen erhofften sie sich etwa überraschend robuste Quartalsergebnisse. "Auffällig ist andererseits, dass diejenigen, die die Erwartungen nicht erfüllen, vom Markt deutlich abgestraft werden."

INFLATION IN GROSSBRITANNIEN HÖHER ALS ERWARTET

Für eine nachhaltige Bodenbildung an den Aktienmärkten sei eine wirkliche Trendwende bei der Teuerungsrate vonnöten, sagte sagte Marktanalyst Christian Henke vom Handelshaus IG. Steigende Nahrungsmittelpreise trieben diese in Großbritannien im September jedoch überraschend hoch auf 10,1 Prozent. Das Pfund fiel um 0,7 Prozent auf 1,1236 Dollar.

Bleibt die Inflation aus Sicht der Notenbanken zu hoch, könnte der aggressive Zinserhöhungskurs weltweit ungedrosselt fortgesetzt werden. Weitere Hinweise dazu erwarten Anleger von dem am Abend vorgelegten Konjunkturbericht der Fed, im Fachjargon als Beige Book bekannt. Allerdings sei es den Investoren Oldenburger zufolge weitgehend klar, dass höhere Zinsen oft erst nach einigen Monaten oder Quartalen ihre volle Wirkung auf die Wirtschaft entfalten. "Auf makroökonomischer Ebene muss weiter festgehalten werden, dass sich die Nachfrage in den kommenden Wochen weiter abschwächen wird."

ALLE AUGEN AUF KONZERNERGEBNISSE

Bitter enttäuscht reagierten Anleger auf die Prognose von Sartorius. Die Aktien des Laborausrüsters verloren 18,5 Prozent und steuerten auf den größten Kursrutsch seit 14 Jahren zu. In Kopenhagen stürzten die Aktien von Royal Unibrew um mehr als 14 Prozent ab. Die dänische Brauerei bekommt die steigenden Preise und eine stärkere Kaufzurückhaltung zu spüren und rechnet im Gesamtjahr mit einem geringeren operativen Ergebnis als bislang. Im Sog dessen fielen Carlsberg und Heineken um bis zu 3,5 Prozent.

Die Stimmung im Technologie-Sektor hellten dagegen überraschend starke Zahlen von ASML auf. Die Aktien des niederländischen Chipausrüsters zogen um fast acht Prozent an, da der Konzern keine großen Einbußen durch die US-Exportbeschränkungen nach China erwartet. Der europäische Branchenindex kletterte um rund ein Prozent. Spekulationen auf ein Interesse des Finanzinvestors Elliott trieben auch die Aktien von Fresenius hoch. Die Papiere sprangen um 4,5 Prozent und standen damit an der Dax-Spitze.

In den USA konnte der Streaming-Anbieter Netflix die Anleger nach drei schlechten Quartalen in Folge erstmals wieder überzeugen. Die Titel legten um gut 15 Prozent zu. Auch die Aktien des Medizintechnik-Unternehmens Intuitive Surgical stiegen nach robusten Quartalszahlen um mehr als zwölf Prozent.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Anika Ross, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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