Dax Tagesrückblick Montag 30. Januar 2023: Dax vor Zinsentscheiden schwächer

onvista · Uhr
Quelle: anathomy/Shutterstock.com

Vor geldpolitischen Entscheidungen wichtiger Notenbanken haben die Anleger zum Wochenstart am deutschen Aktienmarkt kalte Füße bekommen. Der Dax beendete den Handel am Montag mit einem Minus von 0,16 Prozent bei 15.126,08 Punkten, kurzzeitig war der Leitindex sogar unter die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Zählern gefallen. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es sogar um 0,71 Prozent auf 28.869,14 Punkte abwärts. Obendrauf kamen enttäuschende Konjunkturdaten.

Im Zuge von Rekordinflation und Energiekrise schrumpfte die deutsche Wirtschaft zum Ende des vergangenen Jahres und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. "Das Rezessionsmonster ist noch nicht vom Tisch und wird gerade in dieser Zentralbankwoche wieder hochkochen", kommentierte Marktexperte Salah Bouhmidi vom Handelshaus IG Europe. "Nach der euphorischen Hoffnung im gesamten ersten Monat des Jahres könnten nun die Angst und die Unsicherheit die Aktienmärkte im Februar wieder abkühlen lassen."

Anleger warten auf Zinsentscheide

In den nächsten Tagen stehen die Zinsentscheide der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Aktuell wird am Markt fest mit einem weiteren Zinsschritt der EZB um 0,5 Prozentpunkte gerechnet. Die Fed dürfte ihr Zinserhöhungstempo dagegen voraussichtlich erneut drosseln und ihre Zinsen um 0,25 Punkte anheben.

Einzelwerte im Überblick

Die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen belastete vorab besonders die als zinssensibel geltenden Technologie- und Immobilien-Aktien. Der Chipkonzern Infineon verlor gut 3 Prozent und die Wohnungsgesellschaft Vonovia büßte 1,9 Prozent ein.

Zu den größten Verlierern im MDax gehörten die Aktien von Siltronic, die um 3,9 Prozent absackten. Die Investmentbank Oddo BHF hatte sich mit Blick auf die Aussichten für das gerade angelaufene erste Quartal beim Wafer-Hersteller pessimistisch gezeigt.

Daneben sorgte die Commerzbank nach überraschend vorgelegten vorläufigen Jahreszahlen für Gesprächsstoff, da sie sich nach zwei verlustfreien Jahren auf Basis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen gut gerüstet für die Linde-Nachfolge im Dax sieht. Die Papiere setzten ihre bereits Mitte Dezember begonnene Rally mit einem Kurszuwachs von 1,1 Prozent fort. Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall als weiterer möglicher Dax-Kandidat verlor im Gegenzug 0,4 Prozent.

Die Papiere von Stabilus fielen nach Zahlen derweil um 2,5 Prozent. Laut dem Analysten Marc-Rene Tonn von Warburg Research fiel das erste Quartal des Geschäftsjahres beim Auto- und Industriezulieferer etwas schwächer aus als erhofft. Stabilus musste einen Dämpfer bei der Profitabilität hinnehmen, sieht sich aber dennoch auf Kurs zu seinen Zielen.

Im Nebenwerte-Index SDax waren die Aktien des Windpark-Projektentwicklers PNE im freien Fall: Sie weiteten den Kursverlust auf dem tiefsten Niveau seit September auf zwischenzeitlich gut ein Fünftel aus und gaben letztlich um rund 16 Prozent nach. Da der Großaktionär Morgan Stanley sein Aktienpaket nun doch vorerst nicht verkaufen will, entweiche viel Fantasie aus dem Wert, sagte ein Händler. Ein großer Teil der Kursrally im vergangenen Jahr sei auf Übernahmefantasie zurückzuführen gewesen.

Devisen: Euro legt nach spanischen Inflationsdaten etwas zu

Der Euro hat am Montag nach überraschend hohen Inflationsdaten aus Spanien etwas zugelegt. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0886 US-Dollar. Zeitweise war der Kurs über die Marke von 1,09 Dollar gestiegen, nachdem er am Morgen noch rund einen halben Cent niedriger gelegen hatte. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0903 (Freitag: 1,0865) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9171 (0,9204) Euro.

Auslöser der Euro-Gewinne war, dass die Inflation in der viertgrößten Euro-Volkswirtschaft Spanien zu Jahresbeginn überraschend gestiegen ist. Die nach europäischen Standards ermittelte Rate (HVPI) erhöhte sich im Januar von 5,5 Prozent im Vormonat auf 5,8 Prozent. Bankvolkswirte hatten hingegen einen Rückgang prognostiziert. Obwohl der Anstieg auch auf statistische Umstellungen zurückzuführen sein dürfte, ist es keine gute Nachricht für die EZB. Die Notenbank stemmt sich bereits seit einiger Zeit mit höheren Leitzinsen gegen die hohe Teuerung.

Zudem hat sich die Wirtschaftsstimmung in Eurozone merklich aufgehellt. Der von der EU-Kommission erhobene Indikator verbesserte sich den vierten Monat in Folge. Enttäuschende Daten aus Deutschland zum Wirtschaftswachstum bewegten den Euro kaum. Das Bruttoinlandsprodukt war im vierten Quartal um 0,2 Prozent geschrumpft. Erwartet wurde hingegen eine Stagnation.

Insgesamt bewegte sich der Devisenhandel aber in ruhigen Bahnen, da er auf geldpolitische Entscheidungen wartet. An diesem Donnerstag entscheidet der EZB-Rat über den geldpolitischen Kurs. Es wird mit einer abermaligen Zinserhöhung gerechnet. Zudem wird am Mittwoch die US-Notenbank ihre Entscheidung bekannt geben. Erwartet werden auch eine Vielzahl von wichtigen Konjunkturdaten.

Ölpreise geben etwas nach

Die Ölpreise haben am Montag etwas nachgegeben. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März 86,42 US-Dollar. Das waren 24 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 18 Cent auf 79,53 Dollar.

Nur kurzzeitig wurden die Erdölpreise durch einen Anschlag auf eine iranische Militäranlage bewegt, den das "Wall Street Journal" Israel zuschrieb. Spannungen im Nahen Osten werden am Rohölmarkt oft genau verfolgt, da in der Region viele ölreiche Länder wie Iran ansässig sind.

In der neuen Woche stehen unterdessen zahlreiche Ereignisse an, die am Markt für Preisbewegung sorgen könnten. Zum einen treffen die großen Notenbanken aus den USA, der Eurozone und Großbritannien ihre Zinsentscheidungen. Zum anderen werden viele wichtige Konjunkturdaten erwartet.

Die Lage am Rohölmarkt ist tendenziell durch eine moderate Erholung gekennzeichnet. Hierzu trägt in erster Linie die Abkehr Chinas von seinem strikten Corona-Kurs bei. Marktteilnehmer erhoffen sich eine konjunkturelle Belebung, die auch mit einer größeren Energienachfrage einhergehen dürfte.

(mit Material von dpa-AFX)

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel