Börse am Morgen

Dax kaum bewegt – Volvos Problem mit der Marge – HelloFresh kappt Umsatzprognose

onvista · Uhr
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Belastet von negativ interpretierten Quartalszahlen der viel beachteten US-Unternehmen Tesla und Netflix hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag zunächst etwas nachgegeben.

Die Anleger müssten sich auf eine neue Gemengelage einstellen, denn aus den USA kämen nicht uneingeschränkt positive Geschäftszahlen.

Thomas Altmann (QC Partners)

Für die Investoren werde es zunehmend schwer, das aktuelle Kursniveau des Gesamtmarktes zu rechtfertigen, bemerkte der Experte Andreas Lipkow.

Der Dax notiert gut eine Stunde nach Handelsbeginn minimal unter dem Vortageskurs mit einem Minus von 0,07 Prozent bei 16.098 Punkten. Tags zuvor hatte es der Leitindex mit 16.240 Punkten zwischenzeitlich auf das höchste Niveau seit dem Rekordhoch Mitte Juni bei 16.427 Punkten geschafft. Es fehlte aber an weiteren Käufen und der kleine Ausbruchsversuch wurde ausgebremst.

Volvo Car kämpft mit Marge - Aufschwung im zweiten Halbjahr erwartet

Die hohen Kosten für Batterien haben dem schwedischen Autobauer Volvo Cars auch im zweiten Quartal die Marge verhagelt. Die Schweden rechnen auch wegen bereits angekündigter Preiserhöhungen für ihre Fahrzeuge mit Besserung in der zweiten Jahreshälfte, wie Volvo am Donnerstag in Göteborg mitteilte.

In den vergangenen Monaten geriet Volvos Marge im Geschäft mit Elektroautos unter Druck. Das darin verbaute Lithium war noch gegen Ende 2022 eingekauft worden, als die Preise für den Rohstoff sehr hoch waren. Im laufenden zweiten Halbjahr 2023 werde Volvo von günstigeren Einkaufskosten profitieren können, hieß es. Zugleich normalisieren sich jedoch den Angaben zufolge derzeit Angebot und Nachfrage, dies führe zu einem gewissen Preisdruck.

Volvo Cars will bis 2030 ausschließlich Fahrzeuge mit Elektroantrieb verkaufen. Im zweiten Quartal konnten die Schweden mit 178 800 Autos ein Viertel mehr als im Vorjahr absetzen. Der Umsatz stieg im Vergleich um 43 Prozent auf 102,2 Milliarden Schwedische Kronen (8,9 Mrd Euro).

Die um den Einfluss von Gemeinschaftsunternehmen und anderen Beteiligungen bereinigte Marge für den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank im zweiten Quartal von zuvor 6,5 auf 6,3 Prozent. Darin enthalten sind als Einmaleffekt Belastungen in Höhe von 0,9 Milliarden Kronen für das im Mai angekündigte Sparprogramm. Unterm Strich brach der Gewinn um fast zwei Drittel auf 3,5 Milliarden Kronen ein. Vor einem Jahr hatte der Börsengang von Polestar ordentlich Geld in die Kasse gespült.

HelloFresh kappt Umsatzprognose und wird beim Gewinn etwas optimistischer

Der Kochboxenversender HelloFresh hat nach einem nur minimalen Wachstum im zweiten Quartal seine Umsatzprognose für das laufende Jahr gesenkt. Bei der Erhöhung der Profitabilität kommt der Konzern dagegen etwas besser voran als bisher gedacht und von Analysten erwartet. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei im zweiten Quartal höher als von Experten prognostiziert ausgefallen, teilte das Unternehmen am späten Mittwochabend in Berlin mit. Zudem hob das im MDax notierte Unternehmen das untere Ende der Zielspanne für den operativen Gewinn an.

Beim operativen Gewinn werde jetzt ein Wert zwischen 470 Millionen Euro und 540 Millionen Euro erwartet - nach bislang 460 Millionen Euro bis 540 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr war das operative Ergebnis um fast zehn Prozent auf 477 Millionen Euro gefallen. Im zweiten Quartal legte der Wert vorläufigen Zahlen zufolge auf 185 Millionen Euro bis 195 Millionen Euro zu - im Vorjahresquartal hatte HelloFresh operativ 146 Millionen Euro verdient.

Der Umsatz sank um rund zwei Prozent auf rund 1,92 Milliarden Euro - bereinigt um die Wechselkurseffekte sei der Erlös um ein Prozent gestiegen. Im laufenden Jahr rechnet der Konzern bei dieser Größe nur noch mit einem Plus zwischen 2 und 8 Prozent. Bei der alten Prognose hatte das obere Ende bei 10 Prozent gelegen.

Deutschland: Erzeugerpreise steigen kaum noch

In Deutschland schwächt sich der Preisauftrieb auf Herstellerebene weiter ab. Im Juni stiegen die Produzentenpreise im Jahresvergleich um lediglich 0,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Das ist der niedrigste Zuwachs seit Dezember 2020, also seit zweieinhalb Jahren. Im vergangenen Jahr waren die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, zeitweise mit einer Rekordrate von 45,8 Prozent gestiegen. Seither ist der Preisauftrieb rückläufig.

Starken Preisanstiegen bei Verbrauchs- und Gebrauchsgütern standen kräftige Preisrückgänge bei Vorleistungsgütern und Energie gegenüber, fassten die Statistiker die jüngste Entwicklung zusammen. Nahrungsmittel waren demnach 11,1 Prozent teurer als vor einem Jahr. Auch Gebrauchsgüter wie Möbel und Investitionsgüter wie Maschinen verteuerten sich spürbar. Dagegen waren Vorleistungsgüter wie Metalle oder Holz günstiger. Die Energiepreise sanken binnen Jahresfrist um 5,0 Prozent, nachdem sie vergangenes Jahr wegen des Ukraine-Kriegs zeitweise drastisch gestiegen waren.

Die Erzeugerpreise erfassen den Preisdruck auf Herstellerebene, indem sie die Verkaufspreise der Produzenten abbilden. Die Entwicklung wirkt sich auch auf die Verbraucherpreise aus, an denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik ausrichtet. Aufgrund der hohen Teuerung hat die EZB ihre Leitzinsen seit vergangenem Sommer deutlich angehoben. Für die nächste Zinssitzung in der kommenden Woche wird eine abermalige Anhebung erwartet.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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