Anleihen: Sicherheit ist gefragt

BÖRSE FRANKFURT · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Politische Themen schüren die Nervosität der Investoren und drücken den Bund-Future nach oben.

24. Februar 2017. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Von den Tiefstständen im Dezember hat sich der Euro-Bund-Future mittlerweise weit entfernt. Allein in diesem Monat stieg das hiesige Rentenbarometer von 161,85 auf 165,89 Prozent. Das entspricht einem Plus von rund 2,5 Prozent. Für Klaus Stopp sind die Bewegungen ein Zeichen der Furcht vor einer erneuten Euro-Finanzkrise. Vor dem Hintergrund ausstehender Lösungen für die in Nöten befindlichen Wackelkandidaten Griechenland, Italien, Lettland, Portugal, Slowenien und Zypern gepaart mit populistischen Tönen aus Frankreich und den Niederlanden seien deutsche Bundesanleihen für viele Anleger wieder das Nonplusultra. "Totgesagte leben länger", beschreibt der Rentenhändler der Baader Bank die aktuelle Situation.

"Mit 0,2 Prozent liegt die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen auf dem tiefsten Wert in diesem Jahr", ergänzt Arthur Brunner von der ICF Bank. Dem gegenüber erreichten französische Bonds gleicher Laufzeit in dieser Woche zwischenzeitlich Erträge von rund 1,0 Prozent. Für Unsicherheit am Markt sorgten positive Umfragewerte für Marine Le Pen als mögliche künftige Präsidentin Frankreichs. Mittlerweile setzten sich selbst Vertreter seriöser französischer Banken mit einem möglichen Euroaustritt nach einer Machtübernahme Le Pens auseinander, wenngleich neueste Erhebungen im zweiten Wahlgang mittlerweile den unabhängigen Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron wieder vorn sähen.

Bullen bleiben am Ball

Aus technischer Perspektive erwarten Analysten der HSBC eine Fortsetzung der konstruktiven Stimmung Richtung 166 Prozent für den deutschen Indikator langfristiger Zinserwartungen. Mit dem Sprung über das bisherige Jahreshoch von Anfang Januar bei 164,94 Prozent sei ein zusätzlicher Impulsgeber aktiviert worden, so dass die Rentenbullen optimistisch in die neue Woche schauen könnten. "Als nächste Anlaufmarke fungiert nun bereits wieder das ehemalige Allzeithoch von 166,63 Prozent vom Februar 2016, bevor der Weg in Richtung des Rekordstandes von 168,86 Prozent vom Sommer vergangenen Jahres frei ist." Die technischen Indikatoren zeigten sich konstruktiv und wiesen in Form des Stochastik und des MACD sowohl auf Tages- als auch auf Wochenbasis Kaufsignale auf.

Athen geht in Trippelschritten voran

In der Griechenlanddebatte deutet nach langem Hin und Her nun vieles auf einen Kompromiss hin, wie Stopp beobachtet. Nach den sehr unterschiedlichen Ansätzen von IWF und den Europäern, näherten sich die Positionen der beiden Geldgeber nun offenbar an. Bei den neuen Maßnahmen werde der Schwerpunkt voraussichtlich weniger auf Sparzwänge als auf Strukturreformen gerichtet sein, um das Wirtschaftswachstum in Hellas nachhaltiger zu gestalten. "Das ist es, was den IWF mit im Boot halten dürfte." Da die Euroländer Schuldenerleichterungen vor Ende des Hilfsprogramms im August 2018 ablehnten, verlange der IWF von der griechischen Regierung, schon jetzt Sparmaßnahmen gesetzlich zu verankern, welche bei zu niedrigen Überschüssen automatisch in Kraft treten würden. So könne verhindert werden, dass dem Schlendrian in Athen wieder Tür und Tor geöffnet würde, Reformen auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Mögliche Nachahmer in der Währungsgemeinschaft würden gleichzeitig abgeschreckt.

Unternehmensanleihen in Bewegung

Den Handel mit Unternehmensanleihen beschreibt Brunner als aktiv. Anleger griffen beispielsweise häufig zu einer bis 2025 laufenden Metro-Anleihe (WKN A14J83) mit einem Kupon von 1,5 Prozent. "Der Wert ist im Februar gut gelaufen."

Das starke Interesse an einer mit jährlich 6,5 Prozent verzinsten Anleihe der KSW Immobilien (WKN A12UAA) mit Fälligkeit im Oktober 2019 sieht Brunner im Zusammenhang mit der angekündigten frühzeitigen Ablösung des Wertpapiers. "Das Unternehmen hat laut Ad Hoc-Mitteilung das Leipziger Hotel-Restaurantprojekt Kosmos-Ensemble statt an Patrizia Immobilien an einer andere Gesellschaft veräußert und plant demnach zum Ende April diesen Jahres die Rückzahlung", erklärt Brunner. Mittlerweile notiert der Wert bei 102,80 Prozent.

Hoffen auf Nachahmer

Die regen Käufe und Verkäufe einer bis 2075 laufenden RWE-Anleihe (WKN A14KAB) mit einem Kupon von 3,5 Prozent stehen für Gregor Daniel im Zusammenhang mit den jüngsten Zahlen des hiesigen Versorgers. "Auf Wochensicht liegt der Wert leicht im Minus."

Im Nachgang der Diskussionen über den frühzeitigen Rückkauf einer Nachranganleihe der Danske Bank (WKN A0DDXQ) und einem damit verbundenen deutlichen Sprung nach oben verbucht der Händler der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank starken Zuspruch für ähnliche Werte. Etwa stünde ein Bond der Santander Bank (WKN A0DPUL) in der Gunst ebenso weit vorn wie Papiere der Nordea Bank (WKN A0DCNQ) und BPCE (WKN A0DJRG). Seit Anfang Februar komme ersterer beispielsweise auf einen Anstieg von 64 auf gut 75 Prozent, während der Nordea-Bond von 70 auf über 81 Prozent zulegte. "Anleger hoffen bei einer vergleichbaren Entscheidung auf das schnelle Geld", urteilt Daniel.

von: Iris Merker 24. Februar 2017, © Deutsche Börse AG

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