Dax Tagesrückblick Dienstag 31. Januar 2023: Starker Januar endet mau - Warten auf die Fed

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Vor mehreren wichtigen Zinsentscheidungen haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag weiter zurückgehalten. Der Dax schloss fast unverändert und stand 0,01 Prozent höher bei 15.128,27 Punkten. Dennoch steht damit für den Leitindex im Monat Januar ein Plus von fast 8,7 Prozent zu Buche, was einer der stärksten Bilanzen für den Jahresstart in der Geschichte des Dax entspricht. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor am Dienstag 0,19 Prozent auf 28.813,25 Zähler, gewann im ersten Monat des Jahres aber sogar 14,7 Prozent hinzu - ein Januar-Rekord.

Warten auf Zinsentscheide

"Die Volatilität zieht vor den Zentralbankentscheidungen wieder an und verdeutlicht die gestiegene Unsicherheit am Markt", schrieb Marktexperte Salah-Eddine Bouhmidi vom Handelshaus IG. Die Anleger seien von der Jahresanfangs-Euphorie am Aktienmarkt angesteckt worden und fürchteten nun Aussagen der Währungshüter über eine Fortsetzung der aggressiven, restriktiven Geldpolitik im Kampf gegen die hohe Inflation. Am Mittwoch gibt die US-Notenbank Fed ihre Zinsentscheidung bekannt, gefolgt von der Europäischen Zentralbank und der Bank of England am Donnerstag.

Die Unsicherheit vor den Notenbank-Entscheidungen verdrängte am Dienstag auch erfreuliche Konjunkturdaten aus China, wo sich die Stimmung in der Wirtschaft erstmals seit Monaten wieder aufgehellt hatte. Außerdem wuchs die Euroraum-Wirtschaft nach ersten Zahlen im Schlussquartal leicht. Die befürchtete Rezession ist damit ein Stück weit unwahrscheinlicher geworden, allerdings fiel das Wachstum mit 0,1 Prozent mager aus.

Einzelwerte im Überblick

Papiere aus dem Pharma- und Gesundheitssektor waren im Dax schwach. So verloren die Titel des Laborzulieferers Sartorius und von Merck je 1,3 Prozent. Fresenius Medical Care rutschte mit einem Minus von gut 2 Prozent gar ans Dax-Ende. Die Analysten von Warburg Research bleiben für den Dialyseanbieter vor der Veröffentlichung der Jahreszahlen pessimistisch.

Gute Quartalszahlen von General Motors (GM) stützten derweil Automobil-Aktien. Im Dax setzte sich BMW mit einem Plus von 1,9 Prozent an die Index-Spitze, die Porsche AG legte fast genauso stark zu. Laut dem Experten Philippe Houchois vom Analysehaus Jefferies signalisiert der Ausblick von GM Zuversicht.

Der Rüstungskonzern Rheinmetall beschaffte sich über eine Wandelanleihe Geld für den im November angekündigten Zukauf des spanischen Munitionsherstellers Expal. Der Konzern nahm insgesamt eine Milliarde Euro auf. Im MDax ging es für Rheinmetall in der Folge als Schlusslicht um 5,8 Prozent bergab, mit neuen Aktien ist für Aktionäre eine Gewinnverwässerung verbunden.

Optimistische Analysteneinschätzungen zum Reise- und Freizeitsektor machten indes die Aktien von Sixt zum größten Gewinner im Index der mittelgroßen Werte, für den Autovermieter ging es um 4,9 Prozent aufwärts. Jefferies sieht die Reisebranche 2023 widerstandsfähiger als zunächst gedacht.

Die Anteilsscheine von Vantage Towers legten um 1,3 Prozent zu, nachdem bekannt geworden war, dass sich der aktivistische US-Investor Elliott ein großes Stück am Funkturm-Unternehmen gesichert hatte und damit die Pläne der Noch-Vodafone-Tochter durcheinander wirbeln könnte. Der Umsatzanstieg von Vantage Towers im abgelaufenen Quartal wurde daher zur Nebensache.

Im Nebenwerte-Index SDax gerieten die Aktien von Atoss nach der Vorlage von Geschäftszahlen etwas unter Druck. Sie fielen um ein halbes Prozent, obwohl der Personalsoftware-Spezialist seinen Aktionären eine Sonderdividende in Aussicht gestellt hatte. Atoss profitiert zwar weiter vom Fachkräftemangel und der Nachfrage nach Cloud-Software. Trotz der guten Auftragslage stieg der Nettogewinn unter dem Strich aber nur leicht.

Devisen: Euro legt zum US-Dollar etwas zu

Der Euro hat am Dienstag etwas zugelegt. Am Nachmittag kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,0857 US-Dollar. Am Vormittag war er noch bis auf 1,0802 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0833 (Montag: 1,0903) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9231 (0,9171) Euro.

Konjunkturdaten aus der Eurozone fielen besser als erwartet aus. Im vierten Quartal 2022 stieg das Bruttoinlandsprodukt zum Vorquartal um 0,1 Prozent. Volkswirte hatten hingegen im Schnitt einen Rückgang um 0,1 Prozent erwartet. Im dritten Quartal war die Wirtschaft um 0,3 Prozent gewachsen. Im weiteren Wochenverlauf werden Zinserhöhungen der US-Notenbank und der EZB erwartet.

"Die harten Fakten zeigen, dass sich der gemeinsame Währungsraum über den Winter hinweg schwertut", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "In Anbetracht deutlich verbesserter Konjunkturfrühindikatoren war bereits zu vermuten, dass die Rezession ganz ausbleiben würde." Dies gelte jedoch nicht für alle Mitgliedsländer. Deutschland und Frankreich dürften laut Gitzel bereits in der Rezession stecken.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,88073 (0,87978) britische Pfund, 141,27 (141,79) japanische Yen und 1,0032 (1,0045) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London bei 1928 Dollar gehandelt. Das waren etwa fünf Dollar mehr als am Vortag.

Ölpreise tendieren uneinheitlich

Die Ölpreise haben am Dienstag uneinheitlich tendiert. Am frühen Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März 84,54 US-Dollar. Das waren 36 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg hingegen um 56 Cent auf 78,46 Dollar.

Derzeit halten sich positive und negative Aspekte am Ölmarkt die Waage. Für konjunkturelle Hoffnung sorgt die Abkehr Chinas von der strikten Corona-Politik. So hat sich der chinesische Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im Januar deutlich aufgehellt. Für die globale Wirtschaft sind viele Marktteilnehmer aber eher skeptisch, da die starken Zinsanhebungen vieler Notenbanken zur Bekämpfung der Inflation ihre wachstumsdämpfende Wirkung erst noch entfalten dürften.

Daher verfolgen die Marktteilnehmer die in dieser Woche anstehenden Zinsentscheidungen genau. Mit der US-Notenbank am Mittwoch und der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag beschließen die beiden Notenbanken über ihrer Geldpolitik. Die Zinsen dürften erneut steigen. Ungewiss ist, in welchem Tempo es im weiteren Jahresverlauf weiter geht.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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