Ex-Premier macht Credit Suisse für Milliarden-Verlust verantwortlich

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Singapur/Zürich (Reuters) - In Singapur hat am Montag der Prozess eines prominenten früheren Großkunden gegen eine Tochter der Credit Suisse begonnen.

Der ehemalige georgische Ministerpräsident Bidzina Iwanischwili wirft der krisengeplagten Großbank Versäumnisse vor, die ihm hohe Anlageverlusten einbrockten. "Ich dachte, ich sei zu den Experten gekommen, die sich für den Schutz meines Kapitals und meiner Familie einsetzen werden", wie der über eine Videoverbindung aus Georgien zugeschaltete Iwanischwili vor Gericht aussagte. Er fordert Schadenersatz. Credit-Suisse-Vertreter erklärten dagegen, mit der Einleitung des Verfahrens gehe er zu weit. Sie forderte das Gericht auf, die Klage abzuweisen.

Unbestritten ist, dass der Milliardär auf sein Vermögen bei der Credit Suisse hohe Verluste erlitt. Während seine Anwälte 1,27 Milliarden Dollar geltend machten, bezifferte die Bank-Tochter den Fehlbetrag auf 818 Millionen Dollar. Die Verluste standen in Zusammenhang mit einem Betrug eines Genfer Kundenberaters der Bank ab dem Jahr 2007. Der Berater wurde 2018 von einem Schweizer Gericht verurteilt, weil er über einen Zeitraum von acht Jahren die Unterschriften ehemaliger Kunden, darunter auch Iwanischwili, für Überweisungen gefälscht hatte. Zudem habe der Berater für Iwanischwili Wertpapiere von anderen Kunden zu überhöhten Preisen gekauft, um deren Anlageverluste auszugleichen. Der Berater, der selbst Dutzende von Millionen Franken eingestrichen hatte, nahm sich den Gerichtsunterlagen zufolge nach dem Urteil das Leben.

Iwanischwili, der von 2012 bis 2013 Premier Georgiens war, wirft der Singapurer Credit-Suisse-Tochter CS Trust vor, die Anlage der Vermögen ungenügend überwacht zu haben. Zudem habe es die Gesellschaft versäumt, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Verluste im Zusammenhang mit dem Betrug zu verhindern. Die Credit Suisse stellt sich dagegen auf den Standpunkt, dass die Aufgabe des Trust gemäß den Vereinbarungen nur in der Verwahrung der Gelder, nicht aber in der Überwachung des Kundenberaters in Genf bestanden habe. Wie aus der von ihm unterzeichneten Vereinbarung hervorgehe, habe sich Iwanischwili selbst als Anlageberater eingesetzt. CS Trust sei zudem damals nicht bewusst gewesen, dass das Vermögen nicht ordnungsgemäß verwaltet werde. "CS Trust fordert das Gericht auf, die Klage abzuweisen, da sie sich gegen den falschen Beklagten und auf der falschen Grundlage richtet", hieß es.

Das Verfahren vor dem Internationalen Handelsgericht in Singapur soll am Dienstag fortgesetzt werden und knapp drei Wochen dauern. Ein Urteil wird Anfang 2023 erwartet. In den vergangenen Jahren legte das Geldhaus für die Beilegung von Rechtsfällen Milliarden auf den Tisch. Credit Suisse hofft nun, dass der neue Chefjurist Markus Diethelm mit einer neuen Rechtsstrategie die Kosten für die Abwicklung der Altlasten senken kann.

(Bericht von Chen Lin und Oliver Hirt, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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