Stahlkocher protestieren gegen Thyssenkrupp-Chef

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- von Tom Käckenhoff

Duisburg (Reuters) - Mehrere tausend Stahlkocher von Thyssenkrupp haben am Dienstag in Duisburg für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und Standorte demonstriert.

"Zukunft statt Kündigung" und "Kein weiterer Stellenabbau" war auf Spruchbändern und Plakaten zu lesen, mit denen die Beschäftigten des größten deutschen Stahlkonzerns vor das Verwaltungsgebäude von Thyssenkrupp Steel Europe zogen. IG Metall und Betriebsrat hatten zu der Demonstration aufgerufen, nachdem die Führung mit Konzernchef Miguel Lopez Ende vergangener Woche Pläne für einen Verkauf von 20 Prozent der Anteile des Stahlunternehmens an die Gesellschaft EPGC des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky angekündigt hatte. Zudem will der Konzern die Produktionskapazitäten reduzieren, womit auch ein nicht bezifferter Stellenabbau verbunden sei.

"Der Kampf um die Arbeitsplätze hat begonnen", kündigte der Gesamtbetriebsratschef Tekin Nasikkol an, der auch im Aufsichtsrat der Thyssenkrupp AG sitzt. Er warf Lopez und Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm erneut vor, in dem Prozess die Mitbestimmung zu übergehen. Der Konzern hat dies zurückgewiesen. "Es gibt keinen Respekt mehr vor der Mitbestimmung", sagte Nasikkol. Er bekräftigte, dass die Arbeitnehmervertreter nichts gegen den Einstieg von Milliardären hätten - sie müssten aber Geld mitbringen. Am 23.Mai soll der Aufsichtsrat der AG in Essen über die Pläne zum Einstieg Kretinskys beraten. Nasikkol kündigte hierfür weitere Proteste an.

HEIL MAHNT MANAGEMENT ZUR TRANSPARENZ

Unterstützung erhielten die Stahlkocher von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. "Es ist unsere Pflicht als Politik nicht tatenlos zuzugucken", sagte der SPD-Politiker. Er sei gekommen, um die Erwartungshaltung der Bundesregierung zu formulieren. Konzepte müssten auf den Tisch für alle Standorte. Dies gelte auch für die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM), an denen Thyssenkrupp mit 50 Prozent beteiligt ist. Die Mitbestimmung müsse gewahrt bleiben, betriebsbedingte Kündigungen müssten verhindert werden und Investitionen umgesetzt werden.

"Es gibt Ankündigungen, aber es gibt keine Konzepte", sagte der Bezirksleiter der IG Metall NRW, Knut Giesler, der Nachrichtenagentur Reuters. Die Arbeitnehmervertreter seien von der Ankündigung zum Einstieg Kretinskys überrascht worden. "Es gibt keine Gespräche." Normalerweise würden Themen wie Beschäftigung und Standorte abgesichert. "Herr Lopez muss seinen Stil ändern, sonst hat er ein Problem."

(Bericht von Tom Käckenhoff, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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