Deutsche Bank: Aktie erreicht neuen Tiefpunkt – Kapitalerhöhung im Anflug?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Mit 6,127 Euro hat die Aktie des größten deutschen Bankhauses heute in den frühen Handelsstunden einen neuen Tiefstkurs markiert. Damit könnte es bald durchaus möglich sein, dass eine 5 vor dem Komma in Erscheinung tritt. Das niedrige Zinsumfeld und die schlechte Stimmung an den Märkten drückt den Kurs immer weiter in den Keller. Innerhalb von drei Monaten hat die Aktie über 22 Prozent an Wert verloren. Der gute Start ins neue Jahr ist damit schon mehr als aufgehoben.

Chart Deutsche Bank – Intraday

Warum schwindet das Vertrauen wieder?

Die Gründe dafür lassen sich wohl schnell zusammenfassen. Beim Gewinn hinkt die Deutsche Bank der Konkurrenz meilenweit hinterher und dass Ansehen der Bank ist auch nicht viel besser geworden. Unterm Strich hat Christian Sewing die Bank zwar in die schwarzen Zahlen zurückgeführt, aber insgesamt hat sich nicht viel geändert. Es gibt immer noch zahlreiche Baustellen und nur allein durch Kostensenkungen wird die Deutsche Bank auf Dauer nicht wirklich von der Stelle kommen. Es scheint dem Institut das Geld zu fehlen, um eine wirkliche Wende im zu vollziehen. Letztendlich dürfte der Faktor Geld auch eine entscheidende Rolle bei den geplatzten Fusionsgesprächen mit der Commerzbank gespielt haben.

Investmentbanking eine Achillesferse

Sowohl das vierte Quartal des vergangenen Jahres als auch im Auftaktquartal verbuchte die Abteilung ein Minus. 2018 stand in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres noch ein Plus von über 200 Millionen in den Büchern. Mittleiweile sind die Ergebnisse rot. Laut eines Berichts des „Wall Street Journals“ soll die Abteilung Aktienhandel, die in das Ergebnis des Investmentbankings eingerechnet wird, im 4. Quartal 2018 einen Verlust von 750 Millionen US-Dollar, umgerechnet etwa 663 Millionen Euro, eingefahren haben. Somit wird klar, dass Christian Sewing der Abteilung Investmentbanking ganz genau auf die Finger schaut.

Bereits Ende April hatte der Chef den Druck auf die größte Sparte seines Hauses erhöht. „Wenn sich das nicht nachhaltig verbessert, dann werde ich auch so konsequent sein und sagen: Da müssen wir uns etwas anderes überlegen“, so Sewing im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Passend zu dieser Aussage gibt es jetzt unterschiedliche Berichte über den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Garth Ritchie, der für das Investmentbanking zuständig ist. Während das „Wall Street Journal“ erfahren haben will, dass Ritchie quasi bei Sewing auf der Abschussliste steht, berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen, dass die Deutsche Bank sich auf einen freiwilligen Abgang des Leiters für Unternehmens- und Investmentbanking vorbereite.

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Garth Ritchie selbst ist die Deutsche Bank Welt völlig intakt. Er sagte der Financial Times kürzlich, dass er mit dem Kurs von Christian Sewing völlig übereinstimme. Fakt dürfte wohl sein, dass Ritchie aktuell noch eine Schonfrist genießt. Sollte das Investmentbanking weiterhin keine schwarzen Zahlen schreiben, dann ist Christian Sewing wohl oder über gezwungen die Reisleine zu ziehen sonst dürfte sein Posten selbst zum Schleudersitz umgebaut werden.

Bringt ein neuer Chef neuen Schwung?  

Alle Vorstände und Aufsichtsräte wurden von den Aktionären zwar mehrheitlich entlastet, allerdings zeigen die Ergebnisse kein überschwängliches Vertrauen. Ein neuerlicher Führungswechsel würde das Chaos bei der Deutschen Bank  allerdings nur noch größer machen. Es gibt nämlich ein Problem, dass auch durch einen Wechsel auf dem Chefsessel nicht behoben werden kann. Wie „Der Aktionärsbrief“ anmerkt, fehlt den Frankfurtern  das nötige Geld, um einen wirklichen Umbruch in die Wege zu leiten. Diese Tatsache können auch die besten Manager der Welt nicht von heute auf morgen ändern. Somit würde auch ein neuer Mann am Ruder wohl zunächst auch nur die Karte Kosteneinsparung spielen. Allerdings ist diese auch teuer!

Kosten sparen ist nicht billig!

Mit jeder Kostensenkung geht weiteres Geschäft verloren. Wie „Der Aktionärsbrief“ ausgerechnet hat, wurden bei der Deutschen Bank seit 2016 die Kosten um 11 Prozent gesenkt und die Erlöse fielen gleichzeitig um 16 Prozent. Eine gute Faustregel im Bankwesen ist, dass die Restrukturierungskosten, die erforderlich sind, um ein bestimmtes Maß an Kosteneinsparungen zu erreichen, in der Regel bei rund 100 % liegen. Wer also nachhaltig 5 Milliarden Euro einsparen möchte, muss dieses Geld dafür auch einmalig in die Hand nehmen. Leider kann die Deutsche Bank das nicht, da sie sofort ihre Eigenkapitalanforderungen verletzen würde. In der Folge würden Fremdkapitalgeber noch nervöser, als sie ohnehin schon sind (5-Jahres-Spreads liegen bei 180 Basispunkten im Vergleich zu den Peer-Levels von 50 bis 60 Basispunkten).

Kapitalerhöhung voraus?Für „den Aktionärsbrief“ bleibt somit als letzte und zunächst überlebenswichtige Perspektive nur eine Kapitalerhöhung. 4 Milliarden Euro sieht der Börsenbrief als absolute Untergrenze. Damit läuft die Verwässerung der Altaktionäre ungebremst weiter und für die Experten aus dem Hause Bernecker gibt es daher nur ein Fazit: „Die Deutsche Bank war bei 20 Milliarden Euro Börsenwert kein Kauf und ist es auch jetzt bei 13 Milliarden Euro nicht.“

Von Markus Weingran

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Foto: phantomlord78 / Shutterstock.com

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