Die geheimen Kosten der Online-Konten

HANDELSBLATT · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Man sollte meinen, nichts sei einfacher als eine Online-Überweisung: Schnell die Kontodetails, den Betrag und die Transaktionsnummer in die Maske gehackt, und klick – das Geld ist auf dem Weg. Wehe nur dem, der in der Eile einen Zahlendreher übersieht. Denn das kann teuer werden, bis zu 20 Euro, je nach Bank. Genauso viel muss im Zweifel berappen, wer eine Überweisung nachträglich stornieren will. Auch wer vor einer Abbuchung zu wenig auf dem Girokonto liegen hat, zahlt: Allein für die Information, dass das Konto nicht gedeckt war, behalten einige Banken ein paar Euro ein.

Viele Kreditinstitute traktieren ihre Kunden mit Gebührenlisten, die 20 Seiten auch gern einmal übersteigen. Das Problem: Die wenigsten Kunden lesen sich solche Preis-Leistungs-Verzeichnisse tatsächlich durch – weil sie entweder nicht wissen, dass es sie gibt, oder weil sie sich die Mühe sparen wollen. Doch ist es riskant, sich allein auf die Kontobroschüre oder den Link zur Kontoinformation im Internet zu verlassen. Denn manche versteckte Gebühr taucht hier gar nicht auf.

Wie einfallsreich sich Banken zeigen, wenn es um die Bepreisung von Online-Girokonten geht, hat die Frankfurter Finanzberatung FMH jetzt für Handelsblatt Online analysiert. Egal, ob es um eine Handvoll Kontoauszüge geht, um Überweisungen, Transaktionen am Selbstbedienungsterminal, um Einzahlungen oder Auszahlungen am Schalter oder am Automaten, um Abbuchungsaufträge, Zusatzkarten oder um den Dispokredit – bei den meisten Kreditinstituten, darunter vor allem die Sparkassen und Genossenschaftsbanken, kostet irgendetwas immer extra.  

Es fängt schon damit an, dass eine kostenlose Kontoführung nur einer gewissen Klientel zugutekommt. Die meisten Banken verlangen auch bei Online-Konten eine Mindestsumme, die jeden Monat gutgeschrieben werden muss, damit die Kontoführung kostenlos bleibt. 1000 Euro sind hier oft nur die Untergrenze. Wer die nicht schafft, muss im Jahr zwischen 18 und 60 Euro an die Bank abdrücken.

Neuerdings weichen einige Banken aber von der Zwangseinlage ab – und gehen über zum Produktzwang. Bei der Sparkasse Bremen und der Essener National-Bank erhalten etwa nur solche Kunden ihr Girokonto gratis, die auch andere Angebote des Hauses nutzen. Inhaber des Giroflexx-Kontos der Sparkasse Bremen etwa müssen aus acht Produktgruppen vier auswählen: ein Sparbuch, eine Unfallversicherung, ein Wertpapierdepot und einen Autokredit zum Beispiel. Wo Kontoführungsgebühren für das Girokonto wegfallen, häufen sich dann Depotgebühren und Kreditzinsen an. 

Die beliebtesten Gebühren

In der Liste der beliebtesten Gebühren-Tatbestände bei Online-Konten stehen Überweisungen in Papierform ganz oben. Bis zu drei Euro stellen Banken den Kunden in Rechnung, die nach Feierabend noch schnell einen Überweisungsträger in den Briefkasten werfen, statt das Formular am Rechner auszufüllen.

Doch selbst, wer die Überweisung am Selbstbedienungsterminal erledigt, zahlt im Zweifel drauf. FMH-Inhaber Max Herbst findet das absurd: „Das eine Mal klicke ich im Internet durch die Überweisung, das andere Mal benutze ich den Automaten im Eingangsbereich der Bank. Ich tue dasselbe, aber einmal muss ich dafür bezahlen.“ Fünf Euro knöpft die Sparkasse Langen-Seligenstadt den sls-direktgiro-Kunden für eine Überweisung am Terminal ab.

Doch das ist längst nicht der einzige Faux-Pas dieser kleinen Bank im südlichen Hessen. Denn sls-direktgiro-Kunden bekommen am Automaten keine Kontoauszüge. Wer also einmal vergisst, sich seine Umsatzlisten fristgerecht vom Online-Portal herunterzuladen, muss 4,50 Euro für die Zustellung per Post berappen. Daneben kassiert die Sparkasse fünf Euro von jedem direktgiro-Kunden, der Geld bar am Schalter einbezahlen möchte. Während sich die Gebühr hier noch durch den zusätzlichen Arbeitsaufwand erklären ließe, bleibt offen, warum es ab der dritten Einzahlung im Monat auch am Automaten so viel kostet.

Die Kasseler Sparkasse hat es dagegen vor allem auf regelmäßige Zahlungen abgesehen. Wer etwa auf dem Online-Konto SB einen Abbuchungsauftrag laufen hat, muss dafür monatlich drei Euro berappen. Doch auch eine Überweisung in Papierform lohnt die Mühe nicht. Deren Bearbeitung kostet für SB-Inhaber ebenfalls drei Euro. 

Schließlich hilft es auch nicht immer, alle Transaktionen im Netz zu erledigen. Manche Banken, darunter die Sparkasse Nürnberg und die Volksbank Krefeld, verlangen selbst für die Online-Überweisung Geld. Inhaber des Sparkassen-Online-Kontos und des VR-Net-Kontos müssen dafür bezahlen, dass die Banken ihnen per SMS die Transaktionsnummer (TAN) schicken. Die ist nötig, um die Überweisung zu bestätigen. Der Kunde hat lediglich die Wahl zwischen einem Einzelpreis per SMS oder einer monatlichen Flatrate von ein paar Euro.        

Auch bei Dispokrediten lauern versteckte Kosten

Die FMH Finanzberatung hat sich schließlich auch die Konditionen für Dispokredite vorgeknöpft. „Wie auch in den Vorjahren sind die Dispozinsen mit durchschnittlich 10,4 Prozent viel zu hoch gemessen am Referenzzins“, sagt Inhaber Max Herbst. Als Referenzzins ziehen die Banken in der Regel den Leitzins der Europäischen Zentralbank oder den dreimonatigen Interbankenzins Euribor heran. Mit 0,5 Prozent und 0,23 Prozent bewegen sich beide Zinssätze jedoch derzeit auf historischen Tiefständen.

Es ist eine Diskrepanz, auf die die Kreditinstitute neuerdings etwas reagieren. Allerdings senken die Banken die Dispozinsen nicht einfach so. „Geringere Dispozinsen koppeln einzelne Banken mit höheren Kontoführungsgebühren – versteckt in unterschiedlichen Kontoangeboten“, sagt Herbst.

So auch bei der Sparkasse Osnabrück: Das kostenlose Girokonto os-Giro gibt es in Kombination mit einer 12-prozentigen Bepreisung des Disporahmens. Beim Girolive Premium zahlt der Kunde nur neun Prozent Zinsen auf den Dispo, allerdings 14,90 Euro für die Kontoführung.

Auch bei anderen Banken geht eine Abstufung des Dispozinses mit einer Aufstockung der monatlichen Konto-Grundgebühr einher. Doch anders als bei der Sparkasse Osnabrück wird hier grundsätzlich eine Kontoführungsgebühr erhoben. Das kostenlose Online-Girokonto gibt es dann gar nicht mehr. 

Den Dispozins für sich allein genommen, liegt die Targobank mit 8,99 Prozent für das Online-Konto deutlich unter dem Durchschnitt.  Doch müssen sich solche Kunden richtig ärgern, die ihren Disporahmen nur kurz und ein paar Euro überschreiten. Denn die Targobank lässt sich jede Überziehung des Disporahmens erst einmal mindestens mit 4,95 Euro vergüten. Bei Deutsche Bank Kunde kostet die geduldete Überziehung sogar mindestens 6,90 Euro. Und die Großbank hält, jedem Protest zum Trotz, an dieser Praxis fest.  

Manche Gebühren sind unzulässig

Von solchen Verfehlungen aber abgesehen, zeichnet sich die Deutsche Bank durch Übersichtlichkeit bei den Gebühren aus – dem Wettbewerb sei Dank. Mit einer pauschalen Kontoführungsgebühr zwischen fünf und zehn Euro sind nahezu alle kleineren Transaktionen abgedeckt. Die Commerzbank hält es ähnlich, nur dass hier zusätzlich das Konto kostenlos ist. Eine ähnliche Kostenlos-Kultur pflegen ansonsten nur noch Direktbanken wie ING-Diba oder die Deutsche Kreditbank DKB. 

„Große Banken sind cleverer“, meint auch Jörg Schädtler. Als „Könige bei den Entgelten“ hat der Vorstand der Schutzgemeinschaft der Bankkunden die regionalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken identifiziert, die im jeweiligen Einzugsgebiet zum Teil Monopolstellung genießen. Sie sind ihm ein Dorn im Auge, denn: „Einige Gebühren sind schlicht unzulässig.“

So ist der Verein in der Vergangenheit bereits mehrmals gerichtlich gegen die Gebührenpraxis einiger Banken vorgegangen – mit Erfolg. Die Argumentation, die der Verein vorbringt, fußt in erster Linie auf einem Aufsatz des ehemaligen Verfassungsrichters Nobbe zum Thema. Die Verfahren enden dann meist vor dem Landgericht. „Weil den Banken das Weiterstreiten zu teuer wird, akzeptieren sie die Unterlassung.“

Im konkreten Fall konnte Schädtler von mehreren Kreditinstituten erstreiten, den „Zwangsversand“ von Kontoauszügen auf dem Postweg künftig bleiben zu lassen und ihn auch nicht in Rechnung zu stellen. „Bei Verstoß drohen bis zu 250.000 Euro Ordnungsgeld“, weiß Schädtler. 

Doch auf der sicheren Seite sind Bankkunden deshalb trotzdem nicht. Denn Kreditinstitute kommen auch immer wieder mit neuen unzulässigen Gebühren an. Die zwischen Dortmund und Bielefeld ansässige Sparkasse Erwitte-Anröchte etwa verlangt neuerdings fünf Cent dafür, dass Online-Kunden ihren Kontostand abrufen können. „Das machen sie, solange, bis wieder jemand auf Unterlassung klagt“, sagt Schädtler.  

Wenn es schließlich darum geht, das günstigste Girokonto für sich zu finden, hilft der Girokonten-Vergleich, den die FMH Finanzberatung Handelsblatt Online zur Verfügung stellt. Das Tool wertet nicht nur individuelle Kriterien aus, sondern liefert auch eine Übersicht über die gängigen Gebühren der wichtigsten Banken.

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