Druck auf IWF-Chefin nach Vorwürfen - Krisentreffen am Freitag
Washington (Reuters) - Wenige Tage vor der traditionellen Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds steht IWF-Chefin Kristalina Georgiewa unter Druck.
Das Exekutiv-Direktorium des IWF komme am Freitag zusammen, um über Anschuldigungen gegen die Bulgarin zu beraten, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Georgiewa werden Manipulationen in ihrer früheren Arbeit bei der Weltbank bei einem Länder-Ranking vorgeworfen. Sie hat die Anschuldigungen mehrmals zurückgewiesen.
Ein IWF-Sprecher sagte am Mittwochabend lediglich, dass das Führungsgremium des Fonds bald zusammenkommen werde. Der IWF wolle eine gründliche, objektive und zeitnahe Überprüfung. Nächste Woche startet die Herbsttagung. Dann werden neue Prognosen des IWF zur Erholung der Weltwirtschaft von der Corona-Krise erwartet. Für Deutschland soll Bundesfinanzminister und Vize-Kanzler Olaf Scholz nach Washington reisen. Das Bundesfinanzministerium hatte zuletzt mitgeteilt, Deutschland setze sich als Anteilseigner der Weltbank immer für Offenheit und Transparenz ein.
Hintergrund des Falls ist ein Untersuchungsbericht der Kanzlei WilmerHale, wonach führende Vertreter der Weltbank - darunter deren damalige Geschäftsführerin Georgiewa - "unangemessenen Druck" auf Mitarbeiter ausgeübt haben sollen, um China im Ranking des "Doing Business"-Berichts für 2018 besser abschneiden zu lassen. China landete schließlich auf Platz 78, nachdem es im ersten Entwurf zunächst auf Rang 85 gelegen hatte. Der Bericht bewertet das Investitionsklima und die Wirtschaftsfreundlichkeit eines Landes. Zu der Zeit versuchte die Weltbank Unterstützung von der Regierung in Peking für eine große Kapitalerhöhung zu bekommen.
In einer ausführlichen Stellungnahme Georgiewas für die Leitung des IWF, die Reuters einsehen konnte, heißt es, WilmerHale habe ihre Handlungen falsch dargestellt und ihr fälschlicherweise gesagt, sie sei nicht Teil der Untersuchung. Sie widersprach der Darstellung, es habe Druck auf Mitarbeiter gegeben. Die Vorstellung, dass sie nach fast 20 Jahren bei der Weltbank plötzlich Druck auf Mitarbeiter ausübe, um Daten in einem Bericht zu ändern, sei "ungeheuerlich und nicht wahr". Solche Daten zu manipulieren, wäre völlig inakzeptabel.
Dem Führungsgremium des Fonds sagte Georgiewa, sie wolle ihre Aufgaben beim IWF weiter erfüllen. Die einflussreichsten Anteilseigner - darunter die USA - haben sich bislang mit öffentlichen Bewertungen zurückgehalten. Das US-Finanzministerium wolle eine gründliche und faire Bewertung aller Fakten, sagte eine Sprecherin.