Erzeugerpreise legen 19,2 Prozent zu - Größter Anstieg seit 1951

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Die deutschen Hersteller haben ihre Preise im November wegen teurer Energie so stark angehoben wie seit 70 Jahren nicht mehr.

Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen um 19,2 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das ist der stärkste Zuwachs seit November 1951 mit damals 20,6 Prozent. Von Reuters befragte Ökonomen hatten sogar mit einer noch stärkeren Teuerung von 19,9 Prozent gerechnet, nach 18,4 Prozent im Oktober. Neben Energie verteuerten sich vor allem Vorprodukte wie Holz und Metalle merklich.

"Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass es bald eine nachhaltige Entspannung geben wird", sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Da nicht sei nur bei Energie, sondern auch bei den anderen Vorprodukten kein Nachlassen des Preisauftriebs festzustellen. "Die dadurch kräftig steigenden Kosten geben die Produzenten von Konsumgütern zunehmend an ihre Kunden weiter", sagte Solveen. Das sieht auch Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) so. Die Entwicklung " lässt eine allmähliche Überwälzung gestiegener Kosten in die Verbraucherpreise hinein erwarten", sagte der Experte. Auch das Ifo-Institut gibt noch keine Entwarnung an der Preisfront. "Preiserhöhungen bleiben auf der Agenda der Unternehmen", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zu der Dezember-Umfrage seines Instituts unter 9000 Betrieben. In der Industrie erwarte dies mindestens jedes zweite Unternehmen.

Die Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der Inflation. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie können damit einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Verbraucherpreise geben. Diese stiegen zuletzt mit 5,2 Prozent so stark wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. "Die Inflation wird vorerst hoch bleiben, auch weil die Lieferengpässe weiterhin die Herstellungskosten erhöhen und das Konsumgüterangebot verknappen", sagt etwa das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) voraus. So dürften die Verbraucherpreise sowohl im zu Ende gehenden als auch im kommenden Jahr um durchschnittlich rund drei Prozent steigen.

Hauptverantwortlich für die hohen Erzeugerpreise war den Statistikern zufolge abermals die Energie. Sie verteuerte sich im November um durchschnittlich 49,4 Prozent. Erdgas verteuerte sich mit 83,4 Prozent besonders stark, elektrischer Strom um 48,0 Prozent. Vorleistungsgüter kosteten knapp ein Fünftel mehr als vor einem Jahr. Metalle verteuerten sich hier um 37 Prozent deutlich. Dabei kletterten die Preise für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen mit 54,4 Prozent besonders kräftig. Besonders hohe Anstiege wurden zudem bei Sekundärrohstoffen (+79,1 Prozent), Verpackungsmitteln aus Holz (+73,7 Prozent) sowie Nadelschnittholz (+72,5 Prozent) ermittelt. Düngemittel und Stickstoffverbindungen kosteten 43,4 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Bei Papier und Pappe lag das Plus bei 28,0 Prozent.

Nahrungsmittel waren 4,7 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Besonders stark stiegen hier die Preise für pflanzliche, nicht behandelte Öle (+59,0 Prozent) und Butter (+37,3). Rindfleisch kostete 17,5 Prozent mehr als im November 2020, Backwaren 3,9 Prozent mehr. Dagegen würde Schweinefleisch 5,8 Prozent billiger.

Meistgelesene Artikel