IG BCE zurückhaltend zu Klimastreik - Warnung vor 'Kahlschlag'

dpa-AFX · Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Die Energie-Gewerkschaft IG BCE hat sich zurückhaltend zum geplanten Klimastreik an diesem Freitag geäußert - und angesichts von Forderungen der Protestbewegung Fridays for Future vor einem "Kahlschlag" in der Industrie gewarnt. Der Gewerkschaftsvorsitzende Michael Vassiliadis sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Noch in diesem Jahr ein Viertel der Kohlekraft abzuschalten, wie von Fridays for Future gefordert, würde nicht nur tausende Menschen von heute auf morgen um ihren Job bringen, es würde auch die Sicherheit unserer Stromversorgung gefährden."

Ein klimaneutrales Deutschland und eine Energieversorgung mit 100 Prozent Erneuerbarer Energien binnen 16 Jahren, wie von der Bewegung gefordert, sei vielleicht wünschenswert: "Das würde jedoch einen Kahlschlag in der Industrie nach sich ziehen und unseren gesellschaftlichen Wohlstand gefährden."

Die Protestbewegung Fridays for Future hat für ihren Aufruf zum globalen Streik für mehr Klimaschutz am Freitag breite Unterstützung bekommen. Bundesweit sind mehr als 400 Demonstrationen geplant. Am Freitag will das Klimakabinett der Bundesregierung seine Strategie für mehr Klimaschutz vorlegen.

Vassiliadis sagte, für die Zurückhaltung der Gewerkschaft gebe es neben gesetzlichen Hürden, die Mitglieder zu einem politischen Streik aufzurufen, auch inhaltliche Gründe. "Unabhängig davon steht es selbstverständlich jedem offen, sich an regionalen Aktionen - etwa auch des DGB - zu beteiligen."

Die Gewerkschaft stehe in einem konstruktiven Dialog mit Fridays for Future und begrüße das Engagement der Bewegung. Die IG BCE stehe voll hinter dem Pariser Klimaschutzabkommen und den deutschen Klimazielen. Bei den Gesprächen mit Fridays for Future seien "unterschiedliche Sichtweisen" darüber deutlich geworden, mit welchen Lösungsansätzen und in welcher Geschwindigkeit Klimaschutz vorangebracht werden könne, ohne dass der Standort Deutschland Schaden nehme.

Generell blieben Fragen nach der praktischen Umsetzbarkeit der Forderungen offen. "Genau diese Fragen stellen aber viele unserer Mitglieder, die in der Energiewirtschaft und in den energieintensiven Industrien arbeiten."/hoe/DP/zb

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