Irrer Kaufrausch: Der DAX scheint von Sinnen zu sein!
Es kommt alles zusammen. Am Montag begann die EZB mit ihrem gigantischen Wertpapierkaufprogramm. Am Freitag der Vorwoche hatte die US-Regierung überraschend starke Zahlen vom dortigen Arbeitsmarkt gemeldet. Kein Wunder, dass der Euro zum Dollar weiter nachgab und der DAX seine irre Rallye fortsetzte. Aber gesund ist das nicht mehr! Spekulationen auf eine baldige US-Zinswende wurden wiederbelebt
Seit dem Ende des vergangenen Jahres deutete die Mehrzahl der amerikanischen Konjunkturdaten zwar weiterhin auf eine moderate Erholung der größten Volkswirtschaft der Welt hin. Aber zu Jubelschreien gab es deshalb keinen Anlass. Deshalb äußerte sich kürzlich auch die US-Notenbankchefin Janet Yellen eher zurückhaltend, wenn Sie auf eine mögliche Zinsanhebung angesprochen wurde. Denn für diese gab es keinen Grund. Doch dann wurden vor einigen Tagen schon überraschend starke Zahlen zu den Auftragseingängen für langlebige Wirtschaftsgüter verkündet. Und 295.000 neu geschaffene Stellen außerhalb der Landwirtschaft sind ebenfalls ziemlich gut, zumal Ökonomen nur mit 241.000 neuen Jobs gerechnet hatten. Unterdessen sank die US-Arbeitslosenquote im Februar auf 5,5 Prozent. Darüber hinaus stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne weiter leicht an. Das alles kann wohl das Entscheidungsgremium der Fed nicht ignorieren. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass viele Experten nun erneut von einer baldigen Zinsanhebung ausgehen. Einige erwarten diese sogar bereits im Juni. Allein die Spekulationen darum stützten zuletzt den US-Dollar, was den Euro zusätzlich unter Druck setzte. Die Milliarden der EZB wirken ebenfalls
Am Montag begannen die Währungshüter im Euroraum nun mit ihrem gigantischen Kaufprogramm im Volumen von monatlich 60 Milliarden Euro. Dadurch wurde die Gemeinschaftswährung naturgemäß weiter geschwächt, was durchaus auch beabsichtigt sein dürfte. Der Kurs fiel auf ein Zwölfjahrestief von 1,0495 US-Dollar. Zudem rutschten die Renditen der Staatsanleihen in den Keller. Zehnjährige deutsche Bundesanleihen werfen gerade noch so 0,2 Prozent pro Jahr ab. Mit dem Beschleunigen der Notenpresse wurde aber auch ein Run auf Aktien ausgelöst. Na klar, den Anlegern fehlen ganz einfach die Alternativen. Übermut tut selten gut!
Aber bitte denken Sie mal ein paar Minuten über die Ereignisse der vergangenen Wochen nach! Das Tempo der Rallye ist doch viel zu hoch! Seit Anfang des Jahres hat der DAX nun schon um rund zwanzig(!) Prozent, auf Kurse von mehr als 11.800 Punkten, zugelegt. Seit dem Tief Mitte Oktober des vergangenen Jahres steht ein Gewinn von rund vierzig(!) Prozent zu buche. Wenn wir noch weiter zurückschauen, hat sich das deutsche Börsenbarometer seit seinem Tiefstkurs im Zuge der Finanzkrise im März 2009 bereits um mehr als 220(!!!) Prozent nach oben gearbeitet.
Natürlich ist es hauptsächlich eine "liquiditätsgetriebenen Hausse". In erster Linie sorgen die niedrigen Zinsen und die milliardenschweren Geldspritzen der Notenbanken für die beschriebenen Bewegungen. OK. Das ist alles nachvollziehbar. Aber jetzt wird es höchste Zeit für eine Korrektur oder zumindest mal eine mehrwöchige Konsolidierung auf hohem Niveau! Ich habe große Sorge, dass es ansonsten bald zu euphorischen Zuständen kommen könnte, welche dann einen wesentlich heftigeren Einbruch generieren würden. Dies wäre der ohnehin nur sehr kümmerlich entwickelten Aktienkultur hierzulande abträglich. Tausende Privatanleger würden letztlich wieder einmal starke Verluste erleiden und sich danach für Jahre vom Markt verabschieden. Das will ich nicht schon wieder erleben!
12.000er DAX-Marke kann doch noch warten!
Aber die Börse ist kein Wunschkonzert. Wir müssen uns den Gegebenheiten flexibel anpassen, das ist keine Frage. Aber eine mehrere Tage andauernde Phase mit Gewinnmitnahmen wäre kein Beinbruch und würde den langfristig wirkenden Aufwärtstrend sogar stützen. Ich bin weiterhin überzeugt davon, dass wir bald wesentlich günstigerer Einstiegsgelegenheiten sehen werden. Die 12.000er Marke können wir auch später noch knacken! Ihr Holger Scholze