onvista-Börsenfuchs: Ü-ber-ra-schung!

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Um es gleich zu sagen: Kommt von der Tribüne runter und geht wieder aufs Spielfeld! Die Notenbanken haben gehandelt bzw. Maßnahmen angekündigt, die Aktienfans Mut machen können. Wer Kohle gelagert hat, kann sie jetzt stückweise investieren.

Die Amis haben geliefert, die zweite Zinserhöhung der Fed in diesem Jahr war allerdings keine Überraschung. Auch dass unsere EZB anschließend nix gemacht hat, war von den die meisten Experten erwartet worden. Aber der jahrelang als übervorsichtiger Zauderer kritisierte Super-Mario hat verbal jetzt ziemlich klare Kante gezeigt und per Jahresende 2018 zunächst einmal das Ende des Anleihekaufprogramms angekündigt. Selbst das hatte man so oder ähnlich gehofft. Für mich die eigentliche Überraschung ist sein konkreter Ausblick auf die Zinswende - und das in einer Phase, da die aktuellen Konjunktur- und Inflationsdaten allgemein verunsichern. Banker vermuten daher einen Zusammenhang mit der angespannten Rentenmarktsituation in Italien, auch wenn dieser Beweggrund nicht in den offiziellen EZB-Kommentaren zu finden ist. Also: Die Leitzinsen sollen „mindestens bis Ende Sommer 2019“ unverändert bleiben. Was für eine langfristige, konkrete Vorhersage!

Interessant: Unmittelbar im Anschluss an die EZB-Sitzungen der vergangenen Monate haben Fachleute meterweise kritische Stellungnahmen verschickt und von den Währungshütern endlich Schritte zur Normalisierung gefordert. Jetzt sind die Meckerer leiser geworden. Bankenpräsident Hans-Walter Peters begrüßte die Entscheidung: „Endlich macht die Europäische Zentralbank einen deutlichen Schritt, um aus dem geldpolitischen Krisenmodus auszusteigen. Nun sollte sie zügig auch das Ende der Negativzinsen angehen.“ Volkswirte begrüßten die EZB-Erklärung und zeigten sich teilweise überrascht von der Klarheit der Ankündigungen. Carsten Brzeski von der ING-DiBa sieht einen unerwarteten Schwenk in der Kommunikation. Die EZB habe zugleich einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung eines sanften Ausstiegs aus der lockeren Geldpolitik getan. Doch es ist noch keine Entscheidung per se, sondern eine Absichtserklärung.“ Jürgen Michels von der BayernLB sagte, die Aussagen zum Ende der Nettokäufe des QE-Programms und zum weiteren Verlauf der Zinsen waren viel expliziter als von uns erwartet“.

Und die Marktreaktionen? Aktien gestern spontan fest, Euro schwach. Heute Vormittag beruhigte sich die Kursentwicklung wieder. Gut so, weil keine hektische Übertreibung. Das würde auch nicht passen, denn die Lage Europas und das Thema Handelspolitik/Zölle bleiben ja gefährlich. Immerhin, jetzt stärkt die Geldpolitik Dax & Co. wieder den Rücken. Zweifel sind erst einmal vom Tisch. So wäre es auch keine Überraschung mehr, wenn unsere Aktienkurse in Kürze auf einem neuen historischen Höchststand ankommen würden.

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