Wirecard-Bilanzchef entschuldigt sich für Finanzskandal

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Artikel teilen:

Berlin (Reuters) - Der frühere Bilanzchef von Wirecard, Stephan von Erffa, sieht die Schuld für den Finanzskandal beim flüchtigen Ex-Vorstand Jan Marsalek.

Er könne dafür aber keinen Beweis vorlegen, sagte von Erffa am Donnerstag im parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Bundestages in Berlin. Marsalek war für das operative Geschäft zuständig. Medienberichten zufolge soll er nach Russland geflüchtet sein.

Von Erffa entschuldigte sich für den milliardenschweren Finanzskandal bei dem Münchner Zahlungsabwickler. Es tue ihm leid, dass mit den bestehenden Mechanismen und Organen innerhalb des einstigen Dax-Konzerns der Betrug nicht aufgeflogen sei, so 46-Jährige. "Es war für mich unvorstellbar, das sowas passieren konnte." Viele Beteiligte hätten eine "gewisse Verantwortung", dem wolle er sich auch nicht entziehen. Er sei "vielleicht zu gutgläubig gewesen", hätte hartnäckiger nach Belegen fragen können.

Wirecard war im Juni 2020 nach der Aufdeckung eines 1,9 Milliarden Euro großen Lochs in der Bilanz in die Pleite gerutscht. Schon Jahre vor der Insolvenz hatte es Warnhinweise gegeben, weswegen die Aufsichtsbehörde BaFin, das Bundesfinanzministerium und die Wirtschaftsprüfer EY massiv in der Kritik stehen. Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft mehreren Ex-Managern unter anderem gewerbsmäßigen Bandenbetrug, Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor.

Von Erffa, der wegen einer möglichen Verstrickung in Untersuchungshaft sitzt, war als Chef der Bilanzabteilung dafür zuständig, die Einzelabschlüsse der Töchter zu prüfen und im Konzern zu konsolidieren. Seit 2007 war er mit den Bilanzen betraut. "Uns kam nie Zweifel, dass etwas nicht authentisch ist." Er habe kein Wissen vom Betrug gehabt. Die Bilanzen seien stets nach bestem Wissen und Gewissen geprüft worden. Auch EY habe sicherlich keine Kenntnis vom Betrug gehabt.

Premium-Beiträge
Trading-Impuls
Siemens Energy-Aktie: Neue Rekorde oder Rücksetzer?heute, 14:47 Uhr · onvista
Diageo, Pernod-Ricard und Co.
Schnaps-Aktien in der Krise: Schnäppchen oder zurecht billig?31. Aug. · onvista
Kolumne von Stefan Riße
Trumps Fed-Attacke könnte verheerende Folgen haben30. Aug. · Acatis