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    Mit Signalwirkung, Kommentar zur Abschaffung der Strafzinsen durch die
ING von Tobias Fischer
Frankfurt (ots) - Die ING geht voraus und schafft das Verwahrentgelt quasi ab,
obwohl eine Zinswende in Europa nur antizipiert wird. Im Juli dürfte die
Europäische Zentralbank angesichts der hohen Inflation die Zinsen erhöhen, wird
spekuliert. Sicher ist das aber nicht, und selbst wenn, ist unklar, wie kräftig
der Zinsschritt ausfällt und ob weitere folgen. Umso bemerkenswerter ist die
frühe Festlegung der ING. Sie dürfte Signalwirkung haben.

Zwar hatte bereits die Oldenburgische Landesbank als Vorreiterin vor rund drei
Wochen die Freigrenzen für Einlagen von Privatkunden, ab denen 0,50 Prozent
Strafzinsen fällig werden, angehoben. Doch als Regionalbank fehlt ihr das
Gewicht, das eine der größten deutschen Banken mit mehr als 9 Millionen Kunden
aufbringt. Die ING erwartet nach Drosselung der Einlagenzuflüsse nun wieder
verstärkte Zuflüsse. Was Banken landauf, landab versucht haben, die Kundschaft
davon abzuhalten, ihr Geld auf schnöden Konten anzulegen, verkehrt sich
perspektivisch ins Gegenteil.

Sparkassen und Banken la­mentierten einerseits zu Recht, dass sie
Einlagenüberschüsse, die sie nicht als Kredite ausgereicht oder vernünftig
angelegt bekommen, bei der Notenbank zu Minuszinsen zu parken ge­zwungen sind.
Andererseits sind ihnen aber auch Freibeträge eingeräumt und dank der
Refinanzierungsgeschäfte TLTRO III der EZB teils erkleckliche Zinseinnahmen
beschert worden. Derlei (Teil-)Kompensationen hin oder her, der Unmut über die
Strafzinsen, Verwahrentgelte, Negativzinsen oder wie auch im­mer der von Banken
an ihre Kundschaft weitergereichte Zinssatz der EZB-Einlagefazilität von minus
0,50 Prozent genannt wird, wird auf fast jeder Pressekonferenz überdeutlich. Die
"liebevolle Um­armung der Kunden" nehme den Instituten zunehmend
be­triebswirtschaftlich die Luft zum Atmen, kommentierte etwa
Sparkassenpräsident Helmut Schleweis einst.

Auch wenn angesichts einer langsamen Zinswende mit dem unliebsamen Geldzufluss
in ab­sehbarer Zeit Schluss sein mag, ganz aus dem Schneider sind die Institute
dann noch nicht. Weil die Kreditzinsen üblicherweise mit einer Zinsbindung von
bis zu 15 Jahren festgeschrieben sind, und das zu niedrigen Sätzen, gleichzeitig
aber der Druck hoch ist, die Einlagenzinsen rasch anzuheben, dürfte sich die
Zinsmarge zunächst weiter einengen, statt sich zu verbreitern. Das ändert sich
natürlich mit der Zeit, wenn Zinsbindungen ab­laufen und Verträge - dann zu
höherem Zins - angepasst werden. Aber bis dahin gehen Jahre ins Land. Bevor es
besser wird, kann es zumindest für einige Institute erst schlechter werden.

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