Inflations- und Zinsssorgen bremsen Börsenerholung

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Frankfurt (Reuters) - Europas Börsen haben sich am Donnerstag nur leicht erholt.

Der Dax notierte am Nachmittag 0,6 Prozent höher bei 13.708 Punkten, der EuroStoxx50 gewann 0,3 Prozent. Zum Wochenauftakt hatte der deutsche Leitindex noch die psychologisch wichtige Marke von 14.000 Punkten in Angriff genommen und war anschließend ins Straucheln geraten. "Für eine Wiederaufnahme des Aufwärtstrends bräuchte der Markt jetzt positive Impulse, die die wieder neu aufgeflammten Inflations- und Zinssorgen kompensieren können", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets. "Ansonsten droht bei einem saisonal schwächeren Handelsvolumen in den kommenden Tagen ein weiteres Abrutschen."

An den US-Börsen deutete sich eine leicht höhere Eröffnung an. Händlern zufolge stellen sich mehr und mehr Marktteilnehmer nach der Veröffentlichung der jüngsten Fed-Sitzungsprotokolle darauf ein, dass im September kein erneuter ungewöhnlich großer Zinsschritt in Höhe von 0,75 Prozentpunkten kommen werde, sondern dass die Währungshüter es bei einer Anhebung um einen halben Punkt belassen werden. In dem Protokoll "wurde zwar auf die Notwendigkeit weiterer Leitzinserhöhungen aufmerksam gemacht, es kam aber auch zum Ausdruck, dass das Tempo der Erhöhungen in Abhängigkeit der konjunkturellen Entwicklung verlangsamt werden könnte", schrieben die Analysten der Helaba in einem Kommentar. Die Notenbank hatte den Leitzins im Juli kräftig um 0,75 Prozentpunkte angehoben - so wie bereits im Juni. Er liegt nun in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.

ZINSHAMMER IN DER TÜRKEI SCHWÄCHT LIRA

Auch im Euro-Raum dürfte die nächste Zinserhöhung trotz der Rezessionsgefahren indes nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Inflationsaussichten hätten sich seit der Juli-Sitzung nicht verbessert, sagte Notenbank-Direktorin Isabel Schnabel der Nachrichtenagentur Reuters. Mit der von der Bundesregierung beschlossenen Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas dürfte die Inflationsrate nach Prognose von Ökonomen von derzeit 7,5 Prozent nicht wie bislang befürchtet über die Zehn-Prozent-Marke steigen.

In der Türkei schockte die Zentralbank die Märkte trotz einer aus dem Ruder laufenden Inflation mit einer Zinssenkung um einen vollen Punkt auf 13 Prozent. Zur Begründung hieß es, das Wachstum müsse gestützt werden. Die Landeswährung Lira rutschte nach dem Zinsschock ab: Der Dollar verteuert sich um rund ein Prozent auf 18,13 Lira. Damit notiert die türkische Währung weniger als zwei Prozent über ihrem im Dezember erreichten Rekordtief.

ENERGIESEKTOR GEFRAGT - ADYEN ENTTÄUSCHT ANLEGER

Höhere Ölpreise verschafften dem Energiesektor Auftrieb. Der europäische Sektorindex legte rund ein Prozent zu, nachdem sich die Nordseesorte Brent um 1,8 Prozent auf 95,38 Dollar je Fass verteuerte. Zufriedene Gesichter gab es angesichts eines deutlichen Gewinnsprungs auch beim österreichischen Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann (SBO). Die Aktien legten mehr als zehn Prozent zu. Dank einer starken Nachfrage der Öl- und Gasbranche hat sich der operative Gewinn (Ebit) im ersten Halbjahr auf 44,8 (8,9) Millionen Euro verfünffacht.

Gefragt waren auch die Titel der Shop Apotheke, die von dem optimistischen Ausblick des Schweizer Konkurrenten Zur Rose profitierten. Die Aktien stiegen an der Schweizer Börse um bis zu 14,5 Prozent. Shop-Apotheke-Aktien zogen im SDax zeitweise um mehr als sechs Prozent an.

In Amsterdam stürzten die Aktien von Adyen hingegen um mehr als elf Prozent ab. Der niederländische Zahlungsdienstleister hatte die Gewinnerwartungen für das erste Halbjahr verfehlt.

(Bericht von: Anika Ross, Daniela Pegna, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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