OTS: Coface Deutschland / Länderrisiken: Indien rauf, Peru runter / Europa ...

dpa-AFX · Uhr
    Länderrisiken: Indien rauf, Peru runter / Europa profitiert von mildem
Winter (FOTO)
Mainz (ots) - Der Kreditversicherer Coface hat seine Risikoeinschätzung für fünf
Länder angepasst. Im aktuellen Risiko-Barometer erhalten ausschließlich
Schwellen- und Entwicklungsländer, darunter Indien und Peru, neue Bewertungen.
Nach zuletzt zahlreichen Abwertungen ist Europa dieses Mal nicht betroffen -
auch dank eines bislang milden Winters und damit leicht aufgehellter
Konjunkturaussichten. Das Länderrisiko spiegelt die Wahrscheinlichkeit von
erhöhten Zahlungsausfällen bei Exportkrediten in einem Land in den kommenden
sechs Monaten wider.

Der milde Verlauf des Winters hat viele Volkswirtschaften in Europa bislang vor
einer Verschärfung der Energiekrise bewahrt und die angekündigte deutliche
Rezession verhindert. Rückläufige Energiepreise haben zudem zu einer
Verlangsamung der Inflation geführt. Darüber hinaus weckt die Aussicht auf einen
kräftigen Aufschwung in China in der zweiten Jahreshälfte die Hoffnung, dass die
Weltwirtschaft aus ihrer derzeitigen Flaute herauskommt. Die vielseitigen
Herausforderungen bleiben jedoch aktuell. "Die multidimensionale Krise aus
geopolitischer Fragmentierung, Energiekrise, Klimawandel, Epidemierisiken etc.
wird nicht einfach verschwinden", sagt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg.
Die Hoffnung auf ein Comeback Chinas ab dem späten Frühjahr 2023 berge auch
Risiken: "Angesichts des Gewichts Chinas auf die Nachfrage in den globalen
Rohstoffmärkten erscheint es illusorisch, den chinesischen Wirtschaftsaufschwung
mit einem gleichzeitigen, weit verbreiteten Rückgang der Inflation in Einklang
zu bringen. Wenn China die Maschinen wieder anwirft, könnten bei wenig
verändertem Angebot die Energiepreise wieder steigen."

Indien und Burundi trotzen Abwärtstrend

Die indische Wirtschaft zeigte sich 2022 sehr robust und legte wohl um 6,8% zum
Vorjahr zu. Besonders die Öffnung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie hatte
eine positive Wirkung. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte zogen an und
haben dadurch die Inlandsnachfrage gestärkt, auch wenn die externe Nachfrage in
der zweiten Jahreshälfte zurückging. Dementsprechend wurde die
Länderrisikoeinschätzung Indiens von C ("hohes Ausfallrisiko") auf nun B
("relativ hohes Ausfallrisiko") verbessert. Coface ist optimistisch bezüglich
der Konjunkturaussichten im Jahr 2023, auch weil ein Rückgang im Bereich der
Zahlungsverzögerungen zu beobachten ist. Das Länderrisiko von Burundi verbessert
sich ebenfalls - von E ("extrem hohes Ausfallrisiko) auf D, was einem "sehr
hohen Ausfallrisiko" entspricht. Bereits Ende 2021 hatten die EU und die
Vereinigten Staaten, als Reaktion auf die erste friedliche Machtübergabe seit
der Unabhängigkeit des Landes, ihre Finanzsanktionen aufgehoben. Die Wirtschaft
bleibt dennoch äußerst fragil, die finanzielle Unterstützung sollte jedoch etwas
Raum für ein staatliches nationales Entwicklungsprogramm geben, das bereits seit
2018 in Kraft ist.

Abwertungen in Südamerika und Afrika

"Gerade in Lateinamerika kam es in den vergangenen Wochen zu politischen
Turbulenzen. Hiervon war vor allem Peru betroffen, das bislang mit einer
Risikoeinschätzung von A4 für ein lateinamerikanisches Land noch relativ gut
bewertet worden war", sagt Christiane von Berg. Dies lag in erster Linie an den
robusten makroökonomischen Daten. Der versuchte politische Putsch des bis dato
amtierenden Präsidenten Petro Castillo, der den Kongress auflösen wollte, dessen
anschließende Verhaftung und die dadurch ausgelösten Proteste überschatten
jedoch die wirtschaftlichen Aussichten. Diese politische Instabilität schreckt
internationale Investoren ab, weshalb das Länderrisiko Perus auf B herabgestuft
wurde. Haiti ist ein weiteres Land der Region mit einer verschlechterten
Einschätzung. Der Inselstaat wurde seit Mitte der 2000er Jahre mit einem
Ausfallrisiko von D bewertet. Seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im
Juli 2021 ist das Land geopolitisch mehr und mehr isoliert und in eine
Sicherheits- und Wirtschaftskrise gerutscht. Innerhalb dieses Machtvakuums haben
kriminelle Banden die Kontrolle über große Teile des Kapitals und der
Bevölkerung übernommen.

Ebenfalls herabgestuft wurde Ghana - von B in C. Um weitere finanzielle
Unterstützung des Internationalen Währungsfonds zu erhalten, hat sich der
westafrikanische Staat verpflichtet, eine strenge Sparpolitik einzuführen. Dies
bringt eine Restrukturierung der öffentlichen Verschuldung mit sich.
Währenddessen ist die Inflation in Ghana in die Höhe geschossen, weshalb die
Zentralbank den Leitzins weiter stark anhebt. "Die Folgen liegen auf der Hand:
Die erhöhten Zinsen führen zu einer eingeschränkten Kreditvergabe der Banken,
was eine geringere Investitionstätigkeit und einen Rückgang des privaten Konsums
zur Folge hat", sagt Christiane von Berg.

Deutschland weiter in A3: Aussichten bleiben ungewiss

Seit Beginn der Energiekrise wird Deutschland mit A3 bewertet. Diese
verhältnismäßig schlechte Bewertung ist der nach wie vor hohen Abhängigkeit von
ausländischen Energieimporten geschuldet. 2021 wurden noch 95% des heimischen
Erdgaskonsums über Importe gedeckt. 2022 gingen die Importe deutlich zurück und
bei den Herkunftsländern wurde der Wegfall von Russland und Tschechien zum Teil
durch höhere Liefermengen aus den Niederlanden, Belgien und Norwegen
ausgeglichen. Die neu installierten LNG-Terminals sollen zum Ende des Jahres
2023 die Hälfte der Importmenge, die vormals aus Russland kam, übernehmen.
Dennoch bleiben die wirtschaftlichen Aussichten ungewiss, was sich in der
privaten Investitionstätigkeit niederschlägt. "Wir erwarten nach dem Anstieg der
EZB-Zinsen um jeweils 50 Basispunkte im Februar und März nur noch kleine
Anpassungen des Leitzinses. In Kombination mit der ab März beginnenden
Verringerung der Bilanzsumme um 15 Mrd. Euro pro Monat dürften die
Finanzierungskosten in Deutschland erheblich steigen", sagt Christiane von Berg.
Coface erwartet für das Jahr 2023 eine minimale Zunahme des
Bruttoinlandsprodukts um 0,2% zum Vorjahr.

Mehr Details und sämtliche Risikobewertungen auf einen Blick:
http://www.coface.de

Pressekontakt:

Coface, Niederlassung in Deutschland
Sebastian Knierim - Pressesprecher -
Tel. 06131/323-335
mailto:sebastian.knierim@coface.com
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