Novo Nordisk schränkt Wegovy-Zugang für US-Neupatienten weiter ein

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Kopenhagen/Frankfurt (Reuters) - Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk will angesichts der immensen Nachfrage nach seiner begehrten Abnehmspritze Wegovy den Zugang für neue Patienten in den USA weiter beschränken.

"Während die Lieferkapazität für Wegovy schrittweise erweitert wird, wird das Angebot der niedrigeren Dosisstärken in den USA weiterhin begrenzt bleiben, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten", teilte das Unternehmen am Donnerstag bei der Vorlage seiner Quartalsbilanz mit. Novo hatte im Mai angekündigt, die Lieferung der niedrigeren Wegovy-Starterdosen für den US-Markt für einige Monate zu halbieren, um die Versorgung bestehender Patienten sicherstellen zu können.

"Die Initiative zur Begrenzung der Starterdosen hat tatsächlich dazu beigetragen, diese Dynamik zu bewältigen. Deshalb wollen wir dies auf die kommenden Quartale ausweiten", sagte Novo-Chef Lars Fruergaard Jorgensen. Auch höhere Dosen sind nach Informationen von Reuters knapp geworden, was das Unternehmen allerdings dementiert hat. Novo warnte allerdings am Donnerstag, dass der Konzern mit "anhaltenden periodischen" Lieferengpässen und Knappheit bei einer Reihe von Produkten und in verschiedenen Regionen rechnet.

Im ersten Halbjahr sprang der Umsatz von Novo im Adipositas-Geschäft um 158 Prozent in die Höhe. Insgesamt setzte Novo 107,7 Milliarden dänische Kronen (rund 14,45 Milliarden Euro) um, ein Zuwachs von 29 Prozent binnen Jahresfrist. Zu konstanten Wechselkursen stand ein Plus von 30 Prozent zu Buche. Der operative Gewinn kletterte um 30 Prozent auf 48,9 Milliarden Kronen (6,6 Milliarden Euro). Novo erhöhte erneut seine Jahresziele und erwartet nun zu konstanten Wechselkursen einen Ergebnisanstieg von 31 bis 37 Prozent. Bislang war ein Zuwachs von 28 bis 34 Prozent in Aussicht gestellt worden.

Die Abnehmspritze, die Mitte 2021 in den USA und kürzlich auch in Deutschland auf den Markt kam, hat Novo zu Rekordumsätzen verholfen und es zum zweitwertvollsten europäischen börsennotierten Unternehmen nach dem Luxusgüterkonzern LVMH gemacht. Der Markt für Adipositas-Medikamente wächst derzeit rasant. Die enorme Nachfrage nach den Behandlungen zur Gewichtsreduzierung könnte nach Einschätzung von Experten bis zu zehn konkurrierende Produkte mit einem Jahresumsatz von bis zu 100 Milliarden Dollar innerhalb eines Jahrzehnts hervorbringen, vor allem in den USA.

Zu Beginn der Woche hatte Novo mit Spannung erwartete neue Studiendaten veröffentlicht, die zeigten, dass die Abnehmspritze neben dem Gewichtsverlust auch einen klaren medizinischen Nutzen bringen könnte. In einer klinischen Studie reduzierte das Mittel das Risiko eines schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignisses - wie Schlaganfall und Herzinfarkt - um 20 Prozent. Bei Novo befeuert das Hoffnungen, dass die Daten Wegovy vom Image eines Lifestyle-Medikaments befreien könnten. Nach Einschätzung von Experten könnten die Studienergebnisse Krankenkassen womöglich überzeugen, die Kosten für ein breiteres Segment von Patienten zu übernehmen. In den USA hat Wegovy einen Listenpreis von 1350 Dollar im Monat.

Novo und der US-Pharmakonzern Eli Lilly, der ein ähnliches Abnehmmittel entwickelt, haben in diesem Jahr insgesamt fast 1,3 Milliarden Dollar für Lobbyarbeit im US-Kongress zum Thema Fettleibigkeit und insbesondere für einen im Juli wieder eingebrachten Gesetzentwurf ausgegeben, der es der staatlichen Krankenversicherung Medicare für ältere Menschen erlauben würde, diese Medikamente zu erstatten. Insgesamt haben die beiden Arzneimittelhersteller in den letzten zehn Jahren mehr als 7,5 Millionen Dollar für diese Lobbyarbeit ausgegeben.

(Bericht von Nikolaj Skydsgaard in Kopenhagen, Patrick Wingrove in New York und Patricia Weiß. Redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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