Insider - Ölkonzern Adnoc erwägt höhere Offerte für Covestro

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Frankfurt (Reuters) - Abu Dhabis staatlicher Ölkonzern Adnoc erwägt Insidern zufolge eine höhere Übernahmeofferte für den Kunststoffkonzern Covestro.

Adnoc habe Covestro gegenüber mündlich signalisiert, dass der Ölkonzern eine schriftliche Offerte von 60 Euro je Aktie vorlegen könnte, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Montag von zwei mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Covestro würde damit an der Börse mit knapp 11,6 Milliarden Euro bewertet. Der Hinweis auf ein erhöhtes Angebot sei nicht schriftlich erfolgt, sagten die Insider. Covestro werde sich Zeit nehmen, um seine nächsten Schritte zu bedenken. Adnoc und Covestro wollten sich dazu nicht äußern.

Zuvor hatte bereits die Nachrichtenagentur Bloomberg darüber berichtet. Laut Bloomberg hat Adnoc neben dem Preis versucht, auch andere Bedenken von Covestro gegen einen Deal auszuräumen. Dazu gehöre auch die Frage, wie das Management des deutschen Unternehmens bei der Entwicklung des Spezialchemiegeschäfts unterstützt werden könnte. Die Überlegungen seien noch im Gange und Adnoc habe noch keine endgültige Entscheidung getroffen, ob oder um wie viel die Offerte erhöht werden solle. Der Vorstand und der Aufsichtsrat von Covestro prüften ihre Optionen und könnten noch in dieser Woche reagieren.

Die Aktien von Covestro legten nach der Nachricht um mehr als vier Prozent auf 48,59 Euro zu und waren größter Dax-Gewinner. Adnoc hat den Leverkusener Kunststoffkonzern bereits mit informellen Angeboten über rund 55 Euro und dann 57 Euro je Aktie umworben, stößt damit bisher aber nicht auf Gegenliebe bei Covestro. Hinter den Kulissen sprachen beide Seiten aber darüber, ob man sich annähern könnte, wie Reuters von zwei mit der Sache vertrauten Personen erfuhr. Irgendwann müsse Adnoc eine schriftliche formelle Offerte vorlegen, damit sich die Gremien damit befassen könnten, sagte einer der Insider.

Analysten hatten 60 Euro je Aktie als möglichen Startpunkt für Gespräche gesehen. Den ersten Vorstoß von Adnoc über rund 55 Euro je Aktie hatte Covestro Insidern zufolge als zu niedrig zurückgewiesen. Adnoc hatte daraufhin die informelle Offerte auf 57 Euro je Aktie erhöht, konnte Covestro damit aber offenbar auch nicht überzeugen. Eine Übernahme von Covestro würde dem Ölkonzern, der auch Raffinerieprodukte und petrochemische Erzeugnisse herstellt, Zugang zu fortschrittlicheren Materialien verschaffen, die in Elektrofahrzeugen, Wärmedämmung für Gebäude sowie Beschichtungen, Klebstoffen und technischen Kunststoffen zum Einsatz kommen.

Vorstandschef Sultan al-Jaber leitet den Vorstoß des Unternehmens in neue Energien, kohlenstoffarme Brennstoffe wie Ammoniak und Wasserstoff sowie Flüssigerdgas und Chemikalien. Adnoc verhandelt gegenwärtig zudem mit dem österreichischen Ölkonzern OMV über einen möglichen Zusammenschluss ihrer Petrochemie-Töchter Borouge[BOROUGE.AD] und Borealis als gleichberechtigte Partner unter einer gemeinsam kontrollierten, börsennotierten Plattform.

(Bericht von Emma-Victoria Farr, Maha El Dahan, Patricia Weiß, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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