Credit Suisse baut Tausende Stellen ab

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Zürich (Reuters) - Die in Schieflage geratenen Großbank Credit Suisse hat in ihrem operativen Geschäft im ersten Halbjahr eine von zehn Stellen verloren.

Die Mitarbeiterzahl der Credit Suisse AG sank bis Ende Juni auf 33.968 von 37.980 Ende 2022, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Finanzbericht des von der UBS übernommenen Bankhauses hervorgeht. Der Rückgang spiegelt freiwillige Abgänge von Mitarbeitern sowie Kostensenkungsmaßen und betrifft das eigentliche Bankgeschäft. Funktionen wie Informatik oder Personal sind dagegen in der Credit Suisse Service AG gebündelt. In dieser weiteren Tochtergesellschaft der UBS arbeiteten zur Jahresmitte rund 11.000 Personen.

Weitere Jobs dürften wegfallen. Ende August schraubte die Großbank das Sparziel hoch und peilt nun bis Ende 2026 Kostensenkungen von brutto mehr als zehn Milliarden Dollar an. Ein großer Teil davon dürfte auf Stellenstreichungen entfallen. Allein in der Schweiz will der Konzern 3000 Mitarbeiter entlassen. Dazu kommt ein Stellenabbau in anderen Teilen der Welt, auch durch freiwillige Abgänge und Frühpensionierungen. Experten gehen davon aus, dass über die Zeit zehntausende Stellen gestrichen werden könnten. Zur Jahresmitte beschäftigte der fusionierte Konzern 119.100 Personen.

Der erste Zusammenschluss von zwei global systemrelevanten Banken umfasst auch den Ausstieg aus Geschäften vor allem im Investmentbanking. Laut dem Finanzbericht rechnet Credit Suisse im dritten Quartal mit einem Verlust von rund 1,6 Milliarden Dollar aus der Umklassifizierung von Krediten im Zusammenhang mit ihren Nicht-Kerngeschäften und Altlasten. Darüber hinaus würden Managementvereinbarungen aufgelöst. Dies könnte im laufenden Quartal zu einem Verlust von weiteren bis zu 600 Millionen Dollar führen. Der Vizepräsident des UBS-Verwaltungsrats, Lukas Gähwiler, hatte kürzlich erklärt, es sei nicht auszuschließen, dass die Credit Suisse auch in der zweiten Jahreshälfte erhebliche Verluste einfahren werde.

"Die UBS legt bei der Integration der Credit Suisse ein sehr hohes Tempo vor", erklärte Daniel Bosshard, Analyst der Luzerner Kantonalbank. Das Institut trenne sich konsequent von Bereichen, die nicht zum Kerngeschäft gehörten. "Das wird auch in den kommenden Quartalen immer wieder zu Abschreibungen führen."

Ein Bankensturm hatte die Credit Suisse in einer von der Regierung orchestrierten Transaktion im März in die Arme der UBS getrieben. Die Abflüsse konnten allerdings nicht gänzlich gestoppt werden. Unter dem Strich zogen die Anleger in den ersten sechs Monaten 100 Milliarden Franken, entsprechend rund acht Prozent der Ende 2022 verwalteten Vermögen, ab.

Teil des Maßnahmenpakets zur Stabilisierung des Geschäfts ist auch eine beschleunigte Abarbeitung von Altlasten. So erhöhte das Institut die Rückstellungen für Rechtsfälle auf 1,480 Milliarden Franken. Bei der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen Ende August waren es noch 1,367 Milliarden Franken.

(Bericht von Oliver Hirt und John Revill, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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