Novo Nordisk warnt vor zunehmenden Fälschungen von Ozempic und Wegovy

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Frankfurt (Reuters) - Der Pharmakonzern Novo Nordisk warnt vor zunehmenden Fälschungen seiner begehrten Abnehmspritze Wegovy und seines Diabetesmittels Ozempic.

"Novo Nordisk hat einen signifikanten Anstieg der illegalen Online-Verkäufe festgestellt", erklärte das dänische Unternehmen am Donnerstag. "Jeder Fall von Fälschungen, von dem wir Kenntnis erhalten, wird untersucht und den Behörden gemäß den geltenden Vorschriften gemeldet." Beide Medikamente enthalten den Wirkstoff Semaglutid, der zur Senkung des Blutzuckerspiegels beiträgt und den Appetit reduziert, Wegovy allerdings in einer höheren Dosierung.

Fälschungen von Ozempic haben in Deutschland bereits das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf den Plan gerufen. Das BfArM habe in dem Fall die Koordination übernommen, da inzwischen mehrere Bundesländer betroffen seien, hatte die Behörde am Mittwoch mitgeteilt. Damit liege die Federführung nicht mehr bei den betroffenen Länderbehörden. Das BfArM rief pharmazeutische Unternehmen, Großhändler sowie Apotheken auf, alle Ozempic-Packungen mit größter Sorgfalt zu prüfen.

Ozempic und Wegovy waren zuletzt stark gefragt, da sie beim Abnehmen helfen sollen. Zur Behandlung von Adipositas ist allerdings nur Wegovy zugelassen. Ozempic ist jedoch deutlich günstiger, weshalb es zunehmend außerhalb seiner eigentlichen Zulassung (Off-Label) zum Abnehmen genutzt wird. Der Hype führte bereits wiederholt zu Lieferengpässen bei Ozempic. Novo Nordisk arbeitet nach eigenen Angaben mit spezialisierten Firmen zusammen, um den Fälschern auf die Spur zu kommen, nannte allerdings keine Länder, in denen dies geschieht. Der Konzern arbeite zudem mit einem Anbieter zusammen, der auf die Überwachung und Beseitigung illegaler Online-Angebote spezialisiert sei, hieß es.

Novo Nordisk äußerte sich damit erstmals ausführlicher zu den kursierenden Fälschungen, seit einer Erklärung im Juni über Ozempic-Fälschungen, die in einer Apotheke in den USA gefunden worden waren. Laut BfArM liegen bisher keine Erkenntnisse vor, dass Fälschungen in Deutschland Patientinnen oder Patienten erreicht haben. Es könne jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass sich gefälschte Arzneimittel im legalen Vertrieb befänden.

Die Staatsanwaltschaft Freiburg ermittelt bereits gegen einen im Landkreis Lörrach ansässigen Pharma-Großhandelsbetrieb. Es bestehe der Verdacht, dass dieser mit Ozempic-Fälschungen gehandelt habe, erklärte die Zweigstelle Lörrach der Staatsanwaltschaft. Das Unternehmen habe 199 Packungen des mutmaßlich gefälschten Medikaments, die zunächst von einem österreichischen Großhändler bezogen worden seien, Anfang September an einen weiteren Pharmahändler in Großbritannien geliefert. Dort seien sie als gefälscht erkannt worden. Ob der Pharma-Großhändler das mutmaßlich gefälschte Medikament auch in Deutschland in Verkehr gebracht oder an dortige Firmen geliefert habe, werde noch ermittelt - ebenso wie die genauen Vertriebswege und innerbetrieblichen Verantwortlichkeiten.

(Bericht von Maggie Fick, Ludwig Burger und Patricia Weiß. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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