IBM peilt unerwartet viel Wachstum an und streicht Jobs
Die Aussichten beim US-Computerriesen IBM bessern sich auch dank des konzerneigenen Fokus auf Software und Dienste. Umsatz und Barmittelzufluss sollen im neuen Jahr deutlicher wachsen als von Experten erwartet. Auch bei dem Geschäft mit Künstlicher Intelligenz (KI) zieht die Nachfrage laut Konzernchef Arvind Krishna an. Trotzdem wird IBM auch in diesem Jahr Arbeitsplätze streichen. Nach der Zahlenvorlage legte die Aktie im vorbörslichen US-Handel am Donnerstag deutlich zu.
Das Papier gewann zuletzt mehr als sieben Prozent auf 186,82 US-Dollar. Damit dürfte der Kurs an den positiven Trend der vergangenen Monate anknüpfen. Im Frühjahr 2023 hatte er zwischenzeitlich noch zwischen 120 und 130 Dollar gependelt. Bis zuletzt war er im Haupthandel schon auf fast 175 Dollar gestiegen, ein Plus von über 40 Prozent. In den Jahren zuvor hatte sich der IBM-Kurs aber abgesehen von den Ausschlägen im Corona-Crash nicht so recht von der Marke um die 130 Dollar absetzen können.
Im vierten Quartal habe das Unternehmen mit dem Zufluss von Finanzmitteln positiv überrascht, im Softwaregeschäft seien die Erwartungen aber höher gewesen, schrieb Jefferies-Analyst Brent Thill. Der Ausblick sei stark ausgefallen. Auch die Auftragsbücher für Cloudsoftware sähen gut aus.
Im laufenden Jahr will IBM-Chef Krishna den Umsatz um einen mittleren einstelligen Prozentsatz steigern, wie IBM am späten Mittwochabend in Armonk (US-Bundesstaat New York) mitgeteilt hatte. Analysten haben bisher im Mittel nur ein Plus von drei Prozent auf dem Zettel. Der Barmittelzufluss (Free Cashflow) soll sich auf 12 Milliarden Dollar belaufen. Experten hatten nur mit knapp 11 Milliarden gerechnet. Die Kennzahl zeigt, wie viel Geld einem Unternehmen im Jahr unterm Strich zufließt. Damit kann es Investitionen und Zukäufe, aber auch Dividenden und Aktienrückkäufe finanzieren.
IBM steigerte den Umsatz im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um vier Prozent auf 17,4 Milliarden Dollar (16 Mrd Euro). Der Gewinn sprang von 2,7 Milliarden auf rund 3,3 Milliarden Dollar hoch. Die Erlöse seien sowohl in der Software-Sparte als auch im Beratungsgeschäft gestiegen, hieß es von IBM.
Das Computer-Urgestein hat in den vergangenen Jahren sein Angebot gestrafft und sich mehr auf Software und Dienstleistungen verlegt. Hinzu kamen neue Produkte, um aus dem KI-Hype Kapital zu schlagen. Das Auftragsbuch für KI-Anwendungen habe sich vom dritten auf das vierte Quartal in etwa verdoppelt, sagte Krishna.
IBM hat im vergangenen Jahr die Zahl der Beschäftigten um 3900 gekappt. 2024 sollen Jobs im Umfang eines niedrigen einstelligen Prozentsatzes gestrichen werden. IBM hatte Ende Dezember 288 000 Angestellte. Finanzchef James Kavanaugh erwartet die Kosten für den Personalabbau auf dem Niveau des Vorjahres, als das Unternehmen dafür 400 Millionen Dollar ausgab. Durch Neuanstellungen in anderen Bereichen soll die Mitarbeiterzahl sich Ende des Jahres aber auf dem aktuellen Niveau halten.
Jüngst hatten viele Technologiekonzerne angekündigt, Mitarbeiter auf die Straße zu setzen. Zu den Konzernen mit geplantem Abbau von Arbeitsplätzen in bestimmten Bereichen zählen die Google-Mutter Alphabet sowie der Online-Einzelhändler und Cloudspezialist Amazon , aber auch der deutsche Softwarekonzern SAP.