BMW und Mercedes-Benz in China auf Talfahrt
Berlin/Frankfurt (Reuters) - Die deutschen Premiumhersteller BMW und Mercedes-Benz kämpfen immer stärker mit schwachem Absatz an ihrem wichtigsten Markt China.
So sanken die Auslieferungen bei BMW von Juli bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum fast um 30 Prozent auf knapp 148.000 Fahrzeuge. Die Marke mit dem Stern schlug mit 170.700 Fahrzeugen 13 Prozent weniger los, so dass China schwächer als die anderen Weltregionen abschnitt. Das Marktumfeld sei "schwierig" und "herausfordernd", erklärten die Autobauer am Donnerstag. "Eine insgesamt geringere Nachfrage, insbesondere für Luxusgüter, und anhaltende Preisnachlässe vor allem im EV-Segment wirkten sich auf den Absatz in China aus", erklärte Mercedes-Benz.
Der Absatzschwund beschleunigte sich bei beiden Autobauern im dritten Quartal, was bei Mercedes-Benz maßgeblich war für die zweite Gewinnwarnung des Jahres und BMW das Absatzziel vermasselte. Während der Gesamtmarkt in China seit Monaten im Rückwärtsgang ist, gibt es bei Elektroautos dank staatlicher Kaufanreize einen Boom. Dieser geht an den deutschen Herstellern aber vorbei, weil die chinesische Konkurrenz mit niedrigeren Preisen und kleineren, erschwinglicheren Modellen aufwartet.
So steigerte der weltweit führende E-Auto-Hersteller BYD im September den Absatz von reinen E-Autos und Hybriden um gut 45 Prozent auf fast 418.000 Wagen. Auch Tesla teilte mit, im September mit 72.000 verkauften Autos bei 66 Prozent Wachstum einen monatlichen Spitzenwert in diesem Jahr erreicht zu haben. Der verbrennerlastige Autobauer SAIC verkaufte im vergangenen Monat dagegen rund ein Drittel weniger Autos als vor Jahresfrist.
BMW MIT BREMSPROBLEM
BMW litt im abgelaufenen Quartal außerdem unter einem Lieferstopp aufgrund von Problemen mit einem Bremssystem des Zulieferers Continental. Rund 320.000 fertige Neuwagen können deshalb derzeit nicht ausgeliefert werden. Der Absatz sank von Juli bis September um 13 Prozent auf gut 540.000 Fahrzeuge. In den ersten neun Monaten gingen die Verkäufe um 4,5 Prozent auf gut 1,75 Millionen Autos zurück. Während es in Asien und Amerika abwärts ging, legten die Münchner mit den Marken BMW, Mini und Rolls-Royce in Europa um 1,4 Prozent zu.
Mercedes-Benz lag mit 503.600 Auslieferungen im dritten Quartal knapp unter Vorjahr und weiterhin deutlich hinter dem globalen Premium-Marktführer BMW. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Pkw-Absatz von Mercedes mit 1,46 Millionen Einheiten vier Prozent unter Vorjahr. Ähnlich wie BMW hatte der Stuttgarter Autobauer unter Lieferproblemen des Zulieferers Bosch im vergangenen Jahr gelitten - dieser Stau bei wichtigen Modellen löst sich jetzt auf.
MERCEDES HAT BEI E-AUTOS DAS NACHSEHEN
In verschiedenen Welten leben die Bayern und Schwaben am Markt für Elektroautos. Die BMW Group feiert mit Modellen wie dem iX1 oder dem E-Mini weiter Erfolge mit einem Plus von zehn Prozent im Quartal und 19 Prozent Steigerung im Jahresverlauf auf 294.000 E-Autos. "Unsere vollelektrischen Fahrzeuge überzeugen unsere Kunden weltweit – das deutlich zweistellige BEV-Wachstum in den ersten neun Monaten des Jahres stellt dies unter Beweis", sagte BMW-Vertriebschef Jochen Goller.
Für Mercedes-Benz war das dritte Quartal mit den EQ-Modellen dagegen ein Fiasko - der Absatz brach um 31 Prozent auf 42.500 Fahrzeuge ein. Per Ende September rollten knapp 136.000 Wagen mit Batterieantrieb zu den Kunden, gut ein Fünftel weniger als im Vorjahreszeitraum. Besser läuft es bei Plug-in-Hybriden - Mercedes schaffte im Quartal zehn Prozent Wachstum, vor allem dank starker Nachfrage in den USA.
In Deutschland konnten sich die chinesischen Anbieter nach einer Analyse der Unternehmensberatung EY unterdessen der Talfahrt bei E-Autos nicht entziehen. Im dritten Quartal brach der Absatz hierzulande insgesamt um 45 Prozent ein. Der Marktanteil chinesischer Marken bröckelte auf acht von zehn Prozent ab, während die deutschen Autobauer zusammen auf 57 von 40 Prozent zulegten - vor allem dank des Wachstums bei BMW.
(Bericht von Christina Amann, Ilona Wissenbach, Qiaoyi Li, Zhang Yan; redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)