Israel greift Hamas-Führung in Katar an - Explosionen in Doha

- von Andrew Mills und Jana Choukeir
Doha (Reuters) - Israel hat am Dienstag mit einem Angriff auf die Führung der radikal-islamischen Hamas in Katar seine Militäraktionen im Nahen Osten ausgeweitet.
Der Einsatz sei eine rein israelische Operation gewesen, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf der Plattform X mit. Israel habe sie initiiert, ausgeführt und übernehme die volle Verantwortung. US-Präsident Donald Trump habe grünes Licht für den Angriff gegeben, berichtete der israelische Fernsehsender Channel 12 unter Berufung auf einen israelischen Regierungsvertreter.
Zwei Hamas-Vertreter sagten der Nachrichtenagentur Reuters, die Mitglieder des Verhandlungsteams für eine Waffenruhe im Gazastreifen hätten den Anschlag überlebt. Israelischen Regierungsvertretern zufolge galt der Angriff führenden Hamas-Mitgliedern, darunter Chalil al-Hajja, dem im Exil lebenden Gaza-Chef und Top-Unterhändler der Gruppe. Katar ist seit langem der politische Sitz der islamistischen Palästinensergruppe. Der Angriff erfolgte kurz nachdem sich der bewaffnete Arm der Hamas zu einem Anschlag mit sechs Toten am Montag am Rande von Jerusalem bekannt hatte.
Der Angriff löste in der arabischen Welt scharfe Kritik aus. Katar, das in dem fast zweijährigen Gaza-Krieg vermittelt, verurteilte den Angriff als "feige" und als eklatante Verletzung des Völkerrechts. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die ihre Beziehungen zu Israel 2020 normalisiert hatten, nannten den Angriff "unverhohlen und feige". Die Regionalmacht Saudi-Arabien verurteilte die "brutale israelische Aggression" gegen die Souveränität Katars auf das Schärfste. Der Anschlag dürfte die Bemühungen um eine Waffenruhe empfindlich treffen.
"EKLATANTE VERLETZUNG"
UN-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte den israelischen Angriff in Katar als "eklatante Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität" des Golfstaates. Katar spiele eine sehr positive Rolle bei den Bemühungen um einen Waffenstillstand in Gaza und die Freilassung aller von der Hamas gehaltenen Geiseln, sagte Guterres vor Journalisten. "Alle Parteien müssen auf einen dauerhaften Waffenstillstand hinarbeiten, nicht ihn zerstören."
Reuters-Reporter berichteten von mehreren Explosionen in der katarischen Hauptstadt Doha. Aus einer Tankstelle stiegen schwarze Rauchwolken auf. Direkt daneben befindet sich ein kleines Wohnviertel, das seit Beginn des Gaza-Konflikts rund um die Uhr von der Wache des Emirs von Katar bewacht wird.
Seit Beginn des Krieges mit dem grenzüberschreitenden Angriff der Hamas im Oktober 2023 hat Israel bereits mehrere hochrangige Hamas-Führer getötet. Zudem weitete Israel seine Luftangriffe und andere Militäraktionen auf den Libanon, Syrien, den Iran und den Jemen aus. Dort nahm es die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz und die ebenfalls mit dem Iran verbündete Huthi-Gruppe ins Visier.
(Bericht von Reuters; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)