Sparkassen: Mittelstand ist noch stabil - aber Strukturreformen sind nötig

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Berlin (Reuters) - Die Sparkassen warnen angesichts des drohenden dritten Rezessionsjahres in Folge vor einem Substanzverlust des deutschen Mittelstands und fordern von der Bundesregierung dringend strukturelle Reformen.

"Wir haben es mit einer strukturellen Krise zu tun, auf die endlich auch strukturell reagiert werden muss", sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Ulrich Reuter, am Dienstag in Berlin. "Uns bleibt nicht mehr viel Zeit." Ohne grundlegende Reformen drohe die Substanz der Unternehmen zu erodieren.

Einer DSGV-Analyse zufolge ist der Umsatz im Mittelstand um vier Prozent und das Betriebsergebnis um 13 Prozent gesunken. Die durchschnittliche Umsatzrendite liege nur noch bei vier Prozent. Größter Kostentreiber seien die Personalkosten mit einem Anstieg von vier Prozent. Trotz dieser Belastungen sei die Eigenkapitalquote der Firmen mit durchschnittlich 38 Prozent stabil. "Das belegt die große Krisenresilienz des Mittelstands. Aber die Risiken nehmen zu", erklärte Reuter. Besonders die schwache Nachfrage, steigende Lohnkosten und die Belastungen durch Bürokratie setzten viele Betriebe unter Druck.

Der DSGV-Präsident forderte die Bundesregierung zu einer mutigen Reformagenda auf. "Seit Jahren warten die Unternehmen auf eine grundlegende Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen", kritisierte er. Nötig sei vor allem, Bürokratie abzubauen, entschlossen gegen den Fachkräftemangel vorzugehen sowie Sozial- und Rentensysteme zukunftsfest zu machen. Wer Renten nicht kürzen und Beiträge nicht drastisch erhöhen wolle, müsse das Verhältnis von Einzahlungs- und Rentenjahren neu austarieren. "Das ist keine politische Agenda - das ist Mathematik", betonte Reuter.

Das milliardenschwere Sondervermögen von Union und SPD für Infrastruktur sei zwar ein wichtiger Impuls, jedoch kein Allheilmittel. "Es ist mit Schulden erkauftes Wachstum, das unser Potenzialwachstum nicht dauerhaft ersetzt", erklärte Reuter. Zudem müsse privates Kapital mobilisiert werden. Damit dies gelinge, brauche es ein verlässliches politisches Umfeld. "Es darf nicht sein, dass risikoarme Investitionen in Energienetze von den Bankenaufsichtsbehörden wie hochriskante Aktienbeteiligungen behandelt werden", monierte der oberste Sparkassen-Lobbyist. Die Unternehmen und die Sparkassen seien bereit zu investieren. "Jetzt muss die Bundesregierung den Vertrauensvorschuss, den sie seit ihrem Start hatte, einlösen."

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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