Neuer Räumungsbefehl Israels für die Stadt Gaza
GAZA/TEL AVIV (dpa-AFX) - Vor der Zerstörung eines weiteren Hochhauses in der Stadt Gaza hat die israelische Armee einen neuen Räumungsbefehl für die dortige Zivilbevölkerung veröffentlicht. Der Militärsprecher in arabischer Sprache forderte die Einwohner des südlichen Teils des Rimal-Viertels und der Hafengegend dazu auf, diese umgehend zu verlassen. Sie sollten sich in die sogenannte humanitäre Zone Al-Mawasi weiter südlich begeben.
Dutzende Hochhäuser werden zerstört
Die Armee werde in Kürze das Hochhaus "Al-Kauthar-Turm" in der Stadt Gaza angreifen, weil sich darin oder in der Nähe Infrastruktur der islamistischen Terrororganisation Hamas befinde, hieß es weiter in der Mitteilung. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die Armee hat bereits Dutzende Hochhäuser in der Stadt Gaza zerstört. Israel hatte im August angekündigt, die Armee solle die gesamte Stadt einnehmen, um die dort vermuteten Einheiten der Hamas zu zerschlagen.
Massenflucht in Richtung Süden
Bisher seien aus der Stadt, in der sich vorher rund eine Million Menschen aufgehalten hatte, rund 280.000 Menschen geflohen, berichteten israelische Medien unter Berufung auf Militärkreise. Das von der Hamas kontrollierte Medienbüro im Gazastreifen schätzte die Zahl der Geflohenen sogar auf 350.000.
Auslöser des Gaza-Krieges war der Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 in den Gazastreifen verschleppt worden waren, darunter auch Kinder. Seither bekämpft Israel die Hamas, die ihrerseits die Zerstörung Israels anstrebt. In Gaza befinden sich noch 48 Geiseln, davon sind 20 nach israelischen Informationen noch am Leben.
Wachsende Kritik an Israels Vorgehen in Gaza
Nach palästinensischen Angaben wurden seit Kriegsbeginn im Gazastreifen mehr als 64.800 Palästinenser getötet, wobei nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden wird. Weite Teile des dicht besiedelten Küstenstreifens wurden von Israel zerstört.
International wächst die Kritik am militärischen Vorgehen Israels. Kritiker werfen der Armee Kriegsverbrechen vor, manche auch Völkermord, wie etwa Spaniens Regierung. Israel reklamiert für sich das Recht auf Selbstverteidigung./le/DP/men