Berlusconi-Firma MFE erhöht Druck auf Aufsichtsräte von ProSiebenSat.1

Reuters · Uhr
Artikel teilen:

Mailand/Berlin (Reuters) - Nach der Übernahme von ProSiebenSat.1 erhöht der italienische Mehrheitseigner MFE den Druck auf den Aufsichtsrat des deutschen Fernsehkonzerns.

Sollte kein Mitglied des Kontrollgremiums zurücktreten, werde man nicht bis zur nächsten Hauptversammlung im Frühjahr 2026 warten, sondern einen neuen Aufsichtsrat vorschlagen, sagte MFE-Finanzchef Marco Giordani am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Die Holding MediaForEurope (MFE) der Familie des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi hält nach ihrem Übernahmeangebot inzwischen gut 75 Prozent an der bayerischen Senderkette und hatte bereits angekündigt, dass sich diese Mehrheitsverhältnisse auch im Aufsichtsrat widerspiegeln sollten.

Ab Oktober will MFE ProSiebenSat.1 konsolidieren und die Umsätze und Gewinne der Bayern in die eigene Bilanz aufnehmen, wie Giordani erklärte. Mit der Dreiviertel-Mehrheit wäre auch ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag möglich, der den Italienern den Zugriff auf die Finanzmittel geben würde. Dies sei aber in den nächsten sechs bis zwölf Monaten nicht geplant. Man beabsichtige aber, den Aufsichtsrat prüfen zu lassen, welche Beteiligungen an Randgeschäften verkauft oder abgebaut werden sollen, sagte der Manager. Denn man brauche Mittel, um in Inhalte zu investieren und Schulden abzubauen.

Giordanis Äußerungen mit Blick auf den Aufsichtsrat dürften sich vor allem an den früheren ProSiebenSat.1-Großaktionär PPF richten. Die Tschechen wollten ihren Anteil auf knapp 30 Prozent mit einem eigenen Aktienkaufangebot an die Aktionäre ausbauen, scheiterten damit aber. Sie warfen das Handtuch und dienten dann ihre eigenen Aktien den Italienern an.

MFE hat seit 2019 ihren Anteil bei ProSiebenSat.1 stetig ausgeweitet. Sie wollen die Bayern in ihre Zukunftspläne einbauen, um den Streaming-Riesen aus den USA wie Netflix oder Amazon Prime Paroli zu bieten. MFE setzt auf ein lokales Angebot mit heimischer Produktion für ProSiebenSat.1, mit mehr Nachrichten, mehr Unterhaltungssendungen und mehr Fernsehserien und mittelfristig mit weniger zugekauften Formaten.

(Reuters-Büro Mailand, geschrieben von Klaus Lauer, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Das könnte dich auch interessieren

Cloud-Anbieter
CoreWeave erhält Milliardenauftrag von Nvidiagestern, 16:13 Uhr · Reuters
CoreWeave-Logo auf einem Smartphone-Display
Premium-Beiträge
Trading-Impuls
Die Zalando-Aktie steht kurz vor einem Kaufsignal16. Sept. · onvista
Kolumne von Stefan Riße
Zuckerberg und Co.: US-Techelite gibt ein armseliges Bild abgestern, 12:36 Uhr · Acatis
Chartzeit Wochenausgabe 14.09.2025
Drei Grafiken zeigen, wie es um die US-Wirtschaft steht14. Sept. · onvista