Weißes Haus: Israel und Hamas "sehr kurz" vor Einigung

Washington (Reuters) - Israel und die radikal-islamische Hamas stehen nach Angaben des Weißen Hauses "sehr kurz" vor einer Einigung über ein Rahmenabkommen zur Beendigung des Krieges in Gaza.
Präsident Donald Trump werde noch am Montag mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu über einen 21-Punkte-Friedensplan sprechen, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, in Washington. Trump werde zudem mit der Führung Katars sprechen, die als Vermittlerin mit der Hamas fungiert habe. "Um eine vernünftige Einigung für beide Seiten zu erzielen, müssen beide Seiten ein wenig nachgeben", sagte sie.
Die USA hatten ihren Plan vergangene Woche arabischen und muslimischen Staaten vorgelegt. Israel gerät wegen seines Vorgehens im Gazastreifen und der jüngsten Offensive auf Gaza-Stadt international zunehmend unter Druck. Netanjahu hatte vor den Vereinten Nationen am Freitag allerdings betont, dass die israelischen Streitkräfte solange weiter vorgingen, bis die Hamas besiegt sei oder ihre Waffen niedergelegt habe. Einer Zweistaatenlösung, wie von vielen Staaten gefordert, teilte Netanjahu dabei eine Absage.
Trump zeigte sich zuversichtlich, eine Einigung erzielen zu können. "Wir bekommen eine sehr gute Reaktion, denn Bibi will den Deal auch machen", sagte Trump der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag in einem Telefoninterview und benutzte dabei Netanjahus Spitznamen. "Alle wollen den Deal machen." Der US-Plan sieht die Freilassung aller Geiseln, ein Ende der israelischen Angriffe auf Katar und einen neuen Dialog zwischen Israelis und Palästinensern für eine "friedliche Koexistenz" vor, wie ein Vertreter des Weißen Hauses mitteilte.
"SCHÄNDLICHE ENTSCHEIDUNG"
Trotz Trumps Optimismus gibt es aber auf israelischer und arabischer Seite Vorbehalte. Es sei noch zu früh, um zu sagen, ob es eine Einigung gebe, hieß es von einem hochrangigen israelischen Regierungsvertreter. Netanjahu werde Trump die Antwort Israels auf den Vorschlag übermitteln. Eine mit den Gesprächen vertraute Person sagte, israelische Vertreter hätten Bedenken geäußert, etwa bezüglich der Rolle palästinensischer Sicherheitskräfte in Gaza. Aus Ägypten, das als Vermittler fungiert, verlautete, Kairo sei besorgt, dass die Palästinensische Autonomiebehörde bei der Verwaltung Gazas ins Abseits gedrängt werden könnte.
Das Treffen im Weißen Haus folgt auf die UN-Generalversammlung, bei der Netanjahu am vergangenen Freitag kühl empfangen worden war. Er hatte dort die Entscheidung Großbritanniens, Frankreichs und anderer Staaten, einen Palästinenserstaat anzuerkennen, als "schändliche Entscheidung" scharf kritisiert. Die Anerkennung sende die Botschaft, dass sich "das Morden von Juden auszahlt". Netanjahu steht auch innenpolitisch unter dem Druck der Familien der Geiseln und einer kriegsmüden Öffentlichkeit.
Der Krieg begann nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1200 Menschen getötet und weitere 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Bei der anschließenden Militäroffensive Israels im Gazastreifen sind nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden mehr als 65.000 Menschen getötet worden. Der Internationale Strafgerichtshof hat wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen einen Haftbefehl gegen Netanjahu erlassen. Hardliner in seiner Regierung fordern als Reaktion auf die Anerkennung Palästinas eine Annexion des Westjordanlandes. Trump hat jedoch erklärt, er werde dies nicht zulassen.
(Bericht von Matt Spetalnick and Steve Holland, Mitarbeit al-Mughrabi, Alex Cornwell; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Kerstin Dörr; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)