Taliban kappen landesweit Internet und Mobilfunk in Afghanistan

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Kabul (Reuters) - In Afghanistan sind am Dienstag Aussagen von Anwohnern und internationalen Beobachtungsstellen zufolge landesweit Internet und Mobilfunkdienste ausgefallen.

Eine Erklärung der regierenden Taliban lag zunächst nicht vor. Laut der auf Überwachung des Netzzugangs spezialisierten internationalen Organisation NetBlocks ist der Internetzugang in Afghanistan praktisch zusammengebrochen und liegt bei nur etwa einem Prozent der normalen Kapazität. Der Abschaltung ging eine schrittweise Drosselung seit Montag voraus. In der letzten Phase seien auch die Telefondienste betroffen, die dieselbe Infrastruktur wie das Internet nutzen.

Der private Fernsehsender Tolo News berichtete, dass die Behörden eine einwöchige Frist für die Abschaltung von 3G- und 4G-Internetdiensten für Mobiltelefone gesetzt hätten. Lediglich der ältere 2G-Standard solle aktiv bleiben. Laut dem Internet-Verkehrsmonitor Cloudflare Radar war die Hauptstadt Kabul am stärksten von den Beschränkungen betroffen, gefolgt von den Städten Herat im Westen und Kandahar im Süden des Landes.

In der Vergangenheit hatten die Taliban Bedenken wegen Online-Pornografie geäußert. In den vergangenen Wochen hatten die Behörden bereits Glasfaserverbindungen zu einigen Provinzen gekappt und dies mit moralischen Bedenken begründet. Die von der Taliban-Führung in Kandahar angeordneten Maßnahmen sind zuletzt immer strikter geworden. So wurde Frauen in diesem Monat die Arbeit für die Vereinten Nationen untersagt. Zuvor waren sie bereits von vielen Berufen und dem Besuch von weiterführenden Schulen ausgeschlossen worden. Die Taliban erklären ihrerseits, sie respektierten die Rechte der Frauen im Einklang mit ihrer Auslegung des islamischen Rechts.

Für Frauen, denen es untersagt ist, zum Arbeiten das Haus zu verlassen, war das Internet eine wirtschaftliche Lebensader, die es einigen ermöglichte, von zu Hause aus zu arbeiten. "Die Taliban nutzen alle Mittel, um die Menschen zu unterdrücken", sagte die im Ausland lebende Frauenrechtsaktivistin Sanam Kabiri in einer Videobotschaft an Journalisten. "Was wollen diese ignoranten Männer aus einem anderen Jahrhundert noch von unserem unterdrückten Volk?" Die Abschaltung kommt zu einer Zeit, in der die Taliban mit US-Beamten Gespräche führen. Dabei geht es insbesondere um in Afghanistan inhaftierte US-Bürger. Einen ließen sie am Sonntag frei.

(Bericht von Mohammad Yunus Yawar, unter Mitarbeit von Hritam Mukherjee, geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Kirsti Knolle. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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